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Kirchlinteln – Die Gemeinde Kirchlinteln will bei erneuerbaren Energien vorangehen und mit Photovoltaikanlagen (PV) in der größten Flächengemeinde des Landkreises klimaschonend Strom erzeugen lassen. Soweit herrschte über alle Fraktionen hinweg Konsens im Ausschuss für Bauen und Gemeindeentwicklung.
Über das Ziel zwar einig, sind jedoch die Ansichten über den Weg dahin recht unterschiedlich, sodass der Kriterienkatalog von der Verwaltung noch überarbeitet werden soll. Im Verwaltungsausschuss und abschließend im Gemeinderat soll dann die gemeinsame Strategie beschlossen werden. Anfragen von zwei Flächeninhabern an die Verwaltung bezüglich der Einrichtung von Solarparks hätten diese politische Diskussion angestoßen, hieß es.
Im Vorfeld der Bauausschusssitzung hatten die Fraktionen der CDU und Grünen jeweils ein Positionspapier zum von der Verwaltung vorgelegten Kriterienkatalog erarbeitet und als Diskussionsgrundlage vorgelegt. Die SPD-Fraktion beschränkte sich auf eine mündliche Stellungnahme durch Fraktionschef Richard Eckermann in der Sitzung, obwohl der Ansatz der Sozialdemokraten in dieser Frage doch signifikant von den anderen Fraktionen abweicht. „Uns gefiel das Verwaltungspapier im Großen und Ganzen ganz gut“, so Eckermann. Allerdings forderte der Sozialdemokrat weniger Beschränkungen beim Bau der Anlagen.
Die CDU-Fraktion will den Fokus zunächst auf die Dächer in der Gemeinde legen, um dort PV-Anlagen zu installieren. Auf Freiflächen wollen die Christdemokraten nur auf sowieso schon versiegelten Flächen Solaranlagen bauen. Dabei denken sie an die Gebiete des ehemaligen Munitionslagers in Sehlingen sowie an die ehemalige Raketenbasis in Hohenaverbergen. Dort sollten mit der Photovoltaik zunächst Erfahrungen gesammelt werden, um daraus die weitere Vorgehensweise abzuleiten. „Freiflächen-Photovoltaikanlagen verschärfen den Wettbewerb um die Ressource Fläche. Landwirtschaft, Naturschutz, Baulandentwicklung stehen dann im Wettbewerb“, heißt es im Positionspapier. So solle auf landwirtschaftlichen Flächen generell nur auf sandigen Böden mit weniger als 25 Bodenpunkten eine PV-Anlage möglich sein.
In diesem Punkt gehen die Grünen sogar noch weiter. „Landwirtschaftlich genutzte oder nutzbare Freiflächen sind unabhängig von der Bodenqualität grundsätzlich nicht für die Errichtung von Photovoltaikanlagen heranzuziehen“, so die Grünen. Außerdem verwiesen sie darauf, dass Schutzflächen prinzipiell auch nicht für diese Energieerzeugung infrage kommen, weil dies mit dem Naturschutz unvereinbar sei. Auch die Doppelnutzung durch Beweidung von Schafen bei aufgeständerten Modulen sehen die Grünen kritisch. Ein derartiges Projekt könnten die Kirchlintler Ratsleute demnächst eventuell in der Nachbargemeinde Ahausen verfolgen, wo die ersten Pläne für einen 64 Hektar großen Solarpark in Doppelnutzung vorgestellt wurden.
„Der Interessenskonflikt mit der Landwirtschaft sollte berücksichtigt werden“, sagte der Weitzmühlener Frank-Peter Seemann (Grüne). Er brachte die ehemalige Bauschuttdeponie in Weitzmühlen als Freifläche für Photovoltaik ins Gespräch. Diese stillgelegte Fläche sei allerdings schon mit Kiefern und Naturverjüngung wiederaufgeforstet worden, um hier klimaschützenden Wald entstehen zu lassen. Außerdem forderten die Grünen die Erstellung eines Katasters, das zeige, wo bereits auf Dächern Photovoltaik betrieben werde. Die Christdemokraten wollen die Kartierung allerdings auf gemeindeeigene Dächer begrenzen.
Ratsherr Fred Martens (CDU) betonte, dass alle Freiflächen dringend gebraucht würden, „und sei es als Ausgleichsflächen“, so der Ortsvorsteher von Weitzmühlen. Heinz Bischoff (CDU) hatte daher den Vorschlag, bei den südlichen Lärmschutzwänden an der auszubauenden Bahnstrecke in Holtum die Installation von PV-Anlagen prüfen zu lassen. Derartige senkrechte PV-Anlagen brachte auch Eckermann ins Gespräch. Diese Module seien, so Eckermann, auch senkrecht ausgerichtet, wodurch zwar weniger Leistung erzeugt werde, aber die Fläche weiterhin von der Landwirtschaft genutzt werden könne.
Einig war sich der Ausschuss, die Energieagentur des Landkreises Verden in die weitere Entwicklung des Photovoltaik-Prozesses in der Gemeinde einzubinden. Die Fragestellungen in der Erzeugung von Solarstrom seien vom Anlagentyp über Beteiligungsstruktur bis zur Gewerbesteuer sehr komplex, so die vorherrschende Meinung.
Von Henning Leeske