Landwirt für einen Tag

Ein Pensionär erhält einen besonderen Einblick auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Jörn Ehlers in Holtum-Geest
Holtum-Geest – Wie sieht der Alltag eines Landwirts heutzutage überhaupt aus? Diese und weitere Fragen stellte sich Raphael Bigus häufig und meldete sich deshalb für die Aktion „Landwirt für einen Tag“ an. Diese soll Menschen die Möglichkeit geben, für einen ganzen Tag einen Landwirt zu begleiten.
Interessierte konnten sich vorab online bewerben, und ihnen wurde ein Betrieb in Wohnortnähe zugewiesen. „Ich interessiere mich schon immer für landwirtschaftliche Themen und habe auch privat Kontakt zu einem Winzer“, erklärt der Pensionär aus Walsrode. „Daher freue ich mich, dass ich dieses Jahr bei der Aktion dabei sein kann.“ Über das Netzwerk „Forum Moderne Landwirtschaft“ hatte Bigus von dieser ganz besonderen Möglichkeit erfahren, seine Fragen in direktem Kontakt mit einem Landwirt auf dessen Hof zu klären. Bigus war nun einen Arbeitstag lang auf dem Hof von Landwirt Jörn Ehlers in Holtum-Geest zu Gast.
Ehlers, auch Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, bewirtschaftet einen Betrieb mit Schweinemast in verschiedenen Haltungsformen sowie mit Ackerbau in Holtum-Geest.
Schon häufiger hatte er Besuch aus der Politik oder Schulen auf seinem Hof, diskutierte mit den Betreffenden über unterschiedlichste Themen und erklärte Arbeitsvorgänge.
„Einen ganzen Tag mit einer einzelnen Person zu verbringen ist jedoch etwas ganz anderes. Viele Vorgänge in der Landwirtschaft sind kompliziert und bedürfen genauer Erklärungen. Das geht nicht in einem Vortrag von einer Stunde“, so der Kreislandwirt.
Auch Raphael Bigus zeigte sich begeistert: „Ich denke, ich kann jetzt Einblicke in die Landwirtschaft bekommen, die mir sonst verwehrt blieben. Zum Beispiel ist es ja nicht einfach so möglich, in einen Schweinestall zu gehen.“
Ehlers nickt und erklärt, dass das vor allem aus hygienischen Gründen ein Problem sei. In Deutschland gäbe es bereits die Afrikanische Schweinepest, die unter anderem durch kontaminierte Lebensmittel von Reisenden aus dem schwarzen Kontinent weitergetragen werde.
Nach kurzem Kennenlern-Gespräch fahren die beiden aufs Feld und begutachten den Weizen. Ehlers erklärt seinem „Praktikanten“, welchen Einfluss das Wetter auf die Frucht hat und wie sich der Boden entwickelt, wenn es zu wenig regnet.
Weiter geht es in den Mais. Hier steht die Frucht noch in den Startlöchern. Ehlers zeigt Bigus drei Felder, auf denen überall Mais gelegt wurde, mit verschiedenen Verfahren nach vorheriger Bodenbearbeitung.
Seinen Gast interessieren vor allem die Wurzeln, die auf diesen Feldern jeweils unterschiedlich lang ausgeprägt sind. „Ich bin sehr erstaunt, wie viele Faktoren beim Anbau eine Rolle spielen“, betont Bigus.
Die beiden fachsimpeln eine ganze Weile über die Themen Vergrämung von Raben, die die Maiskörner nach dem Säen wieder aus dem Boden holen, über Unkrautbekämpfung, die nicht auf jedem Feld gleichermaßen sinnvoll und intensiv ist, über Bodenbearbeitung sowie Fruchtfolgen. Die Vielzahl von Themen macht deutlich: Es gibt eine Menge Wissen, das Landwirte vermitteln können, wenn sie die Zeit dafür erhalten.
Leider ist es nicht allen Menschen möglich, einen ganzen Tag in einem Betrieb zu verbringen. „Wer jedoch einmal die Möglichkeit bekommen möchte, sollte bei der Aktion auf jeden Fall einmal mitmachen“, fordert Raphael Bigus alle Interessierten auf. sas
