Höchste Auszeichnung für Hermann Meyer

Kirchlinteln – „Diese Überraschung ist euch aber wirklich gelungen“, freute sich der scheidende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Kirchlinteln, Hermann Meyer, der nach mehr als 20-jähriger Amtszeit verabschiedet wurde. Kein Geringerer als Lars Klingbeil, der Generalsekretär der Bundes-SPD, würdigte als Laudator das langjährige Engagement des Kirchlintlers.
Als Geschenk hatte Klingbeil die selten vergebene Willy-Brandt-Medaille im Gepäck: Die Ende 1996 geschaffene Auszeichnung sei die höchste Ehrung, die die Partei an ihre Genossen vergebe. Die SPD ehre damit Mitglieder, die sich um die Partei in ganz besonderer Weise verdient gemacht hätten. „Bei seinem großen Einsatz für die Menschen und dem Dienst an der Allgemeinheit vertrat und vertritt Hermann Meyer in besonderer Weise die Ideale der Sozialdemokratie und ist ein würdiger Träger dieser Medaille“, so Klingbeil.
Schon wenige Jahre nach seinem Eintritt in die SPD habe Meyer im Vorstand mitgearbeitet, sei 1996 in den Gemeinderat und 2000 zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins gewählt worden. Im Vordergrund seines Engagements habe neben der Arbeit für die Bürger, die finanziell nicht so gut gestellt seien, der Einsatz in unterschiedlichen Aktionen gegen Rechts gestanden.
Ein besonderes Anliegen sei die Vertiefung der Freundschaft mit Letovice in Tschechien gewesen. Auch für den ÖPNV, insbesondere Bahnhalt und den Bürgerbus, habe er sich eingesetzt. Meyers historisches Interesse gelte der Aufarbeitung der Arbeiterbewegung in der Region, daher werde er auch als „lokaler Chronist“ dieser Bewegung bezeichnet. Dabei habe er sich auf die Verankerung der SPD und deren Werte bezogen, die diese Partei ursprünglich ausmachten.
Klingbeil betonte, dass er die Einladung zum Laudator gerne angenommen habe, denn schließlich hätten inm auch zwei Kirchlintler Genossen, Dörte Liebetruth und Richard Eckermann, für eine Kandidatur zum Bundestag motiviert und seien damit indirekt für seine aktuelle Position mit verantwortlich.
Bürgermeister Wolfgang Rodewald bemerkte in seinem Grußwort, dass Hermann Meyer ihn 2000 dazu animiert habe, für die SPD-Fraktion im Gemeinderat und fünf Jahre später als Bürgermeister zu kandidieren. Auch er würdigte das Engagement Meyers für den ÖPNV und die Vertiefung der Freundschaft mit Letovice.
Der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, Richard Eckermann, hob unter anderem den Einsatz von Meyer für die Schaffung von Baugebieten auch in den kleineren Ortschaften hervor.
Hermann Meyer betonte in seiner Dankesrede, dass er auf die zurückliegenden Jahre gerne zurückblicke. Dabei erinnerte er an das stete Mahnen, dass sich etwas wie die Nazi-Barbarei nie wiederholen dürfe. Dieses Engagement genieße bei Kirchlintler Sozialdemokraten einen hohen Stellenwert.
Unter anderem sei der Ortsverein dreimal auf SPD-Bundesparteitagen mit einem Stand im Rahmen des Wilhelm-Dröscher-Preises vertreten gewesen, für einen solch kleinen Ortsverein schon einmalig. Für ihren Beitrag zum Thema „Vergangenheit und Zukunft“ habe die Kirchlintler SPD 2015 in Berlin einen Preis bekommen. Das Preisgeld von 1 000 Euro sei für eine Wanderausstellung „Wider das Vergessen“ ausgegeben worden. Zudem habe der Ortsverein sich finanziell am Buch über die Zeit der Okkupation Nazi-Deutschlands in Letovice beteiligt.
Zum 75. Jahrestag werde das Buch, das mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds entstanden sei, in den Schulen beider Kommunen verteilt. Die Übergabe in Kirchlinteln erfolgt am 9. Oktober. „Ich freue mich besonders, dass mit dem Beginn der Partnerschaft mit Letovice viele freundschaftliche Beziehungen entstanden sind – auch über Parteigrenzen hinweg. Also gelebte Partnerschaft innerhalb Europas.“
Von Harald Röttjer