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Praktikant aus Kirchlinteln entdeckt den Landtag

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Den Ministerpräsidenten Stephan Weil trafen Tymur Aksonov (l.) und sein Lehrer Dr. Andreas Sonnenberg im Foyer vor dem Plenum.
Den Ministerpräsidenten Stephan Weil trafen Tymur Aksonov (l.) und sein Lehrer Dr. Andreas Sonnenberg im Foyer vor dem Plenum. © Leeske

Tymur Aksonov, Neu-Kirchlintler aus Kiew, absolvierte ein Praktikum bei der Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth. In Hannover traf er auch Stephan Weil.

Kirchlinteln/Hannover – Der russische Überfall auf seine Heimat in der Ukraine brachte Tymur Aksonov als Kriegsflüchtling nach Kirchlinteln. Nun bekam er einen intensiven Einblick in die niedersächsische Landespolitik.

Tymur Aksonov konnte schnell Fuß fassen, die deutsche Sprache in einem atemberaubenden Tempo lernen und dadurch in der Schule am Lindhoop den Unterricht gut verfolgen. Klar, dass er damit an der Berufsorientierung des Vereins Emforce in Kooperation mit der Oberschule teilnahm. Auf Vermittlung seines Wirtschaftspaten Helmut Rothermel absolvierte Tymur nun ein Praktikum bei der hiesigen Landtagsabgeordneten Dr. Dörte Liebetruth (SPD).

In der Mittagspause durfte Praktikant Tymur Aksonov kurz ans Rednerpult.
In der Mittagspause durfte Praktikant Tymur Aksonov kurz ans Rednerpult. © Leeske

Erste Eindrücke gewann der Kiewer von den Aufgaben des Bürgerbüros in der Großen Straße in der Verdener Innenstadt bei Liebetruths Mitarbeiterin Wiebke Müller.

Mit diversen Bürgeranfragen an die Abgeordnete im Gepäck stand der Höhepunkt des Praktikums an. Es ging in die Landeshauptstadt nach Hannover, um die Sitzung des Landtagsplenums live zu verfolgen.

Bereits in der Ukraine sehr politikinteressiert

„Ich habe mich schon in meiner Heimat sehr für das politische System interessiert, und jetzt lerne ich, wie hier alles funktioniert“, sagte der Oberschüler in der Mittagspause des Plenums im Gespräch mit seiner lokalen Abgeordneten Liebetruth. Die Verwaltungsstrukturen in der Ukraine würden mit den 490 Rajonen und 24 Oblasten schon deutlich von denen in Deutschland abweichen. Deswegen sei es sehr spannend, den Föderalismus deutscher Prägung mit den Landesparlamenten direkt in der Praxis zu erleben.

Meet and Greet mit Stephan Weil

Als Vorbereitung habe er sich schon selber über das politische System in Deutschland informiert, um die Abläufe im Landtag dann besser verstehen zu können. Deswegen wusste der Kirchlintler Neubürger natürlich gleich, dass mit Stephan Weil (SPD) der niedersächsische Landesvater im Foyer des Sitzungssaales beim kurzen Meet and Greet vor ihm stand.

Im Gespräch mit Minister Christian Meyer

„Das ist mein erster Praktikant aus einem anderen europäischen Land, was mich als stellvertretende Vorsitzende des Landtags-Europaausschusses besonders freut“, sagte Liebetruth. Kurz vor dem Interview hatte sie ihren Praktikanten noch mit zu einem im Vorfeld organisierten Gespräch mit Energieminister Christian Meyer (Grüne) und dem Ottersberger Bürgermeister Tim Willy Weber zum Thema Nahwärmenetz im Flecken Ottersberg genommen. „Wer bei mir Praktikum macht, soll möglichst viel kennenlernen und mitbekommen, was hinter den Kulissen passiert“, so die Sozialdemokratin mit dem roten Rucksack. Ihr sei generell wichtig zu zeigen, wie aus Kreisverdener Ideen Landespolitik werden kann.

Das politische Gestalten konnte der junge Ukrainer vorher schon ganz konkret auf der Tribüne verfolgen, als es um die Förderschulen in Niedersachsen und den Nachtragshaushalt der Landesregierung ging. Er zeigte sich sehr beeindruckt von der Debattenkultur im Landtag und dem Schlagabtausch zwischen den Regierungsfraktionen und der Opposition, zumal sich seine Praktikumsbetreuerin Liebetruth zu einer Kurzintervention zum Thema Inklusion meldete.

Mit einem Schmunzeln musste sie im Anschluss von ihrem Praktikanten vernehmen, dass ihm der Auftritt des Oppositionsführers Sebastian Lechners von der Union auch gut gefallen habe. Aksonov fand die harte, aber sachliche Auseinandersetzung mit dem Nachtragshaushalt gut, so sei der Kern der Demokratie für ihn erkennbar gewesen.

Bewährtes Modell der Praktikumspaten

Um die Praxis gehe es auch im Wesentlichen bei den Praktika, sagte der betreuende Lehrer Dr. Andreas Sonnenberg. Das Modell mit den Paten, die sich um einen Praktikumsplatz für die Oberschüler kümmern, habe sich bewährt.

Vom Praktikum war der junge Ukrainer begeistert. Er dankte seiner Betreuerin Liebetruth. „Die Politik ist fast überall wichtig“, sagte Tymur. Er nutze die Gelegenheit, sich über die Berufe im politischen Umfeld zu informieren, weil er dort seine persönliche Zukunft sehe.

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