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Fotovoltaik im Landkreis Verden: Viel Dachfläche noch ungenutzt

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Von: Ronald Klee

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Ein Screenshot einer Internetseite, mit der Karte des LAndkrises Verden und Info-Boxen.
Der Solaratlas von „kleVer“ bietet viele Informationen. © Klee, Ronald

Landkreis – Der Ausstoß von 7,91 Tonnen des Klimakillers CO2 geht auf das Konto von jeden Einzelnen in der Bundesrepublik. So gibt es der Analyse-Dienstleister Statista für das Jahr 2019 an. Die Emissionen des Klimagases hochgerechnet auf die Einwohner des Landkreises wären 1,084 Millionen Tonnen. Da wäre die mögliche Einsparung schon beachtlich, wenn auf den Dächern der Gebäude im Kreisgebiet die mögliche Menge von Fotovoltaik-Anlagen aufgebaut werden würde. Etwa die Hälfte der Emission würde dem Solar-Atlas der „kleVer“ – Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden gGmbH zufolge eingespart.

Das Potenzial, mit dem man den Klimawandel aufhalten könnte, scheint demnach gewaltig. Ausgeschöpft wird es im Landkreis Verden allerdings noch lange nicht. So sieht es auch Corbinian Schöffinius. Nur vier Prozent davon, so hat der Fotovoltaik-Spezialist bei „kleVer“ ausgerechnet, sind im Kreisgebiet installiert. Zum Vergleich würde in der Stadt Karlsruhe, die denselben Solar-Atlas benutzt wie „kleVer“, das Potenzial schon zu 20 Prozent ausgeschöpft. „Die potenzielle Leistung liegt dort bei vergleichbaren 1450 MW, es sind aber bereits 293 MW auf Dächern installiert. Wir haben hier noch viel ungenutztes Potenzial!“

Gründe dafür, dass in der südlicheren Kommune die Gewinnung der alternativen Energie stärker genutzt wird, seien vielschichtig. Mehr Sonne dort mache die Investition wirtschaftlich natürlich interessanter. Schöffinius sieht aber auch in einer etwas anderen Wirtschaftsstruktur Gründe.

Aber: 62 Megawatt Stromleistung produzieren die Dächer auch im Verdener Kreisgebiet bereits jetzt. Immerhin ist das wie Windkraft eine umwelt- und klimafreundliche Energie, die ohne fossile Brennstoffe und Kohlendioxid-Emissionen auskommt. Der Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel könnte aber bedeutend größer sein. Schöffinius hat den Solar-Atlas befragt und der gibt an, dass ein Vielfaches, nämlich 1380 Megawatt möglich wären. Aber immerhin, so berichtet er, sei allein die Energiegewinnung auf dem Dach um 18 Prozent im Jahr 2022 angewachsen. Der Durchschnitt in den Jahren zuvor habe eher bei 12 bis 13 Prozent gelegen.

Beim Vergleich der Gemeinden im Kreisgebiet Verden haben eindeutig die ländlichen Bereiche die Nase vorn. Spitzenreiter ist die Gemeinde Dörverden. Das Potenzial wird dort zu 9,25 Prozent ausgeschöpft. Auf den Plätzen folgen Thedinghausen mit 6,24 Prozent und Blender mit 5,27 Prozent. Schlusslicht im Kreisvergleich ist Oyten, wo das Fotovoltaik-Potenzial auf den Dächern nur zu 1,93 Prozent ausgeschöpft wird. Knapp davor liegen Verden mit 2,33 und Achim mit 2,52 Prozent.

Das Online-Tool, das die Energie- und Klimaschutzagentur auf ihrer Internet-Seite zur Verfügung stellt, kann aber noch viel mehr als das Material für kreisweite Statistiken zu Tage fördern. Jedes einzelne Gebäude können die Nutzer anwählen und sich die Möglichkeiten zur Energiegewinnung anzeigen lassen. Auf dem Verlagsgebäude der Verdener Aller-Zeitung beispielsweise gibt die App ein Potenzial an, pro Jahr 14 214 Kilowattstunden Strom produzieren zu können. 93 Quadratmeter nach Süden ausgerichtete Dachfläche stünden dafür zur Verfügung.

„Ob Sie mit PV-Zellen zum Stromproduzenten werden oder mit Solarkollektoren die Kraft der Sonne für die Warmwasserbereitung einfangen oder gar beide Wege gehen: Sie können nicht nur Heiz- oder Stromkosten senken, sondern auch ein großes Stück Unabhängigkeit von der Energiepreisentwicklung gewinnen“, argumentiert „kleVer“.

Allerdings sind die Angaben des Solar-Atlas allenfalls Annäherungswerte, warnt Schöffinius. Die Daten seien das Ergebnis einer Befliegung im Auftrag der Klimaschutz- und Energieagentur des Landes. Mit einer Laserabtastung seien Daten für ein dreidimensionales Modell gesammelt und gerechnet worden. „Die Genauigkeit war mit zwölf Punkten pro Quadratmeter nicht sehr hoch.“ Deswegen seien zunächst alle Dachflächen aufgenommen und die Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen verzeichnet worden.

„Eine wichtige Bedingung ist eine möglichst verschattungsfreie Dachfläche mit einer stabilen, asbestfreien Dachdeckung. Optimal für eine PV-Anlage sind eine Südausrichtung und eine Dachneigung von 30 Grad. Neigungen von unter 25 oder über 60 Grad können den Stromgewinn aus der Solaranlage um bis zu zehn Prozent verringern. Die Ausrichtung der Fläche und die Sonneneinstrahlung sind also entscheidend“, erklärt der Fachmann.

Der statistische Anteil von Fensterflächen werde bei den Angaben der App schon abgezogen, aber Verschattung von anderen Gebäuden oder Bäumen sei nicht berücksichtigt. Natürlich auch nicht, ob die Statik der Dachflächen für die Last der Paneele ausreicht. „Einfamilienhäuser sind in der Regel unproblematisch, aber viele Gewerbebauten sind so auf Kante berechnet, dass deren oft große Dachflächen leider nicht infrage kommen“, erklärt Schöffinius. Die genauen Bedingungen an einem bestimmten Objekt sollten die Besitzer besser mit den Handwerkern klären, die die Anlagen einbauen. Eine Liste von örtlichen Betrieben, die sich mit dem Einbau und Betrieb der Anlagen auskennen, ist ebenfalls auf der Internetseite zu finden.

Die Internetseite

der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden steht auf https://www.klever-klima.de

Dachflächen eines ländlichen Hauses, von denen nur ein teil mit Solar-Paneelen belegt ist.
Noch Luft nach oben bei der © Privat

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