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Nabu Dörverden freut sich über vier neue Krötentaxis

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Von: Christel Niemann

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Zwei Männer und zwei Frauen, einer der Männer hält eine Kröte auf der Hand
Dietfried Zach erklärt den Newcomern Erika Ginsburg (Dörverden), Barbara Kortmann (Westen) und Klaus Jörns (Hassel), worauf es beim Einsatz zum Wohle der Amphibien ankommt. © Niemann

Die langen Krötenschutzzäune entlang der B 215 in Höhe Drübber kennt wohl jeder. Aber wer sammelt früh morgens die Amphibien ein und bringt sie sicher mit „Eimer-Taxis“ über die Fahrbahn?

Drübber – Es ist kurz vor 8 Uhr morgens. Das Thermometer zeigt 11 Grad und es regnet leicht. „Das sind ideale Bedingungen für die Wanderung der Amphibien“, erklärt Dietfried Zach, der in der Nabu- Ortsgruppe Dörverden die Einsätze zum Wohle von Kröte und Co koordiniert. Die Kröten machten sich erst bei mindestens sechs Grad auf den Weg, optimal wären aber um die zehn Grad. „Kommt dann noch Regen dazu, sind sie nicht mehr aufzuhalten.“

An diesem frühen Vormittag hat Zach gleich vier neue Krötenretter an seiner Seite. Allesamt Tierfreunde und Naturliebhaber, die sich auf einen Artikel in dieser Zeitung hin gemeldet haben, um die Ortsgruppe bei der Amphibienrettung zu unterstützen. Kurz erklärt ihnen Zach, was zu tun ist, und dann geht es auch schon an die Arbeit und es wird alles befreit, was sich in den rund 50 in der Erde entlang des Zauns eingegrabenen Eimern befindet.

Dabei ist der morgendliche Blick in die Eimer natürlich ein besonders spannender Moment, zumal sich manchmal auch Käfer oder Mäuse darin tummeln. „Die finden den Weg aber wieder ganz von allein heraus“, sagt Zach und zeigt auf die Stöcke, die in jedem der Auffangeimer stecken. Die Kröten jedoch werden in transportable Eimer gesetzt und von Menschen sicher über die viel befahrene Bundesstraße 215 getragen, von wo aus sie sich dann auf den Weg zu ihren Laichgewässern nahe der Weser machen. Es handelt sich dabei um Orte, an denen sie einst selbst als Kaulquappen aus den Eiern geschlüpft sind. „Wir retten fast ausschließlich Erdkröten. Nur ganz selten ist mal ein Frosch und noch seltener ein Molch dabei“, berichtet Zach.

Er erzählt weiter, dass die Weibchen – manchmal lassen sich die sichtbar zierlicheren Männchen gerne von ihnen huckepack tragen – Strecken von mehreren Kilometern zurücklegten und informiert auch über den Nutzwert von Kröte & Co. „Sie sind exzellente Schädlingsbekämpfer, da sie sich von Schnecken, Würmern, Käfern, Spinnen oder Insekten ernähren.“

In der Ortsgruppe Dörverden sind aktuell 15 Personen als Krötentaxi-Chauffeure im Einsatz. „Das ist eine sehr erfreuliche Zahl. Besser als in manchen Jahren zuvor“, unterstreicht Zach, der sich über jede helfende Hand freut. Darüber hinaus wünscht er sich, dass sich auch wieder mehr Kinder für die Naturschutzarbeit interessieren „Längst nicht überall, wo es nötig wäre, steht ein Krötenschutzzaun.“ Außerdem wanderten die Tiere nach der Fortpflanzungsphase auch wieder in ihre arteigenen Quartiere zurück.

Im vergangenen Jahr ist die Population der Kröten stark zurückgegangen. Zählte die Nabu-Ortsgruppe 2013, im ersten Jahr der Erfassung, 3400 und im Rekordjahr 2016 sogar 4150 Amphibien, waren es im Vorjahr nur knapp 1100 Amphibien, die sicher über die B 215 gebracht wurden. Ob die Kröten nun aufgrund der als ursächlich vermuteten Trockenheit in den Waldquartieren geblieben sind und mit Paarung und Wanderung ausgesetzt haben oder ob die Gesamtheit der Amphibien rückgängig ist, weiß auch der engagierte Tierschützer nicht zu sagen.

Sein abschließender Appell: Autofahrer sollten in der Dämmerung und nachts auf krötenreichen Strecken besonders aufmerksam sein. Bereits bei Geschwindigkeiten von 30 Stundenkilometern würden die Tiere von dem Sog eines Fahrzeugs erfasst und getötet, auch wenn sie nicht von einem Reifen überrollt würden. Also: Fuß vom Gas.  

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