Freches Klappmaul funkt aus Stedorf

Ingrid Weckmann kommt groß raus: Die Amateurfunkerin aus Dörverden-Stedorf hatte am Wochenende gleich zweimal Fernsehleute vom NDR zu Besuch, die sich für das Hobby der 89-Jährigen interessierten.
Stedorf –Zunächst Jens Brambach, der einen Beitrag für das tägliche Vorabendmagazin DAS drehte und am Sonntagvormittag folgte bereits der nächste Besuch: Werner Momsen, seines Zeichens Norddeutschlands größtes Klappmaul, der, weil er naturgemäß sehr anhänglich ist, von Detlef Wutschik begleitet wurde.
Das Duo war für die TV-Rubrik „Momsen ünnerwegens“ auf Tour; einem festen Bestandteil im neuen NDR-Magazin „De Noorden op Platt“, das am letzten Sonntag eines Monats ab 11.30 Uhr im NDR-Fernsehen läuft. In diesem Magazin werden unter anderem interessante Menschen vorgestellt, denen das Plattdeutsche am Herzen liegt. Menschen, wie Amateurfunkerin Ingrid Weckmann, die sich seit über 40 Jahren immer sonntags mit Gleichgesinnten zum Norddeutschen Funkstammtisch trifft und vor dem Funkgerät sitzend über Düt un Dat snakkt.
Ausnahmsweise durfte auch Werner Momsen am Mikrofon glänzen, unter Nutzung von Weckmanns Ausbildungsrufzeichen Delta November 2 Bravo Oskar (DN 2 BO) der taffen Funkerin über die Schulter gucken und seinen eigenen Senf über den Äther schicken. In Zeiten von Facebook und Twitter wirken Amateurfunker gleichsam wie Dinosaurier. Doch Ingrid Weckmann stört das nicht die Bohne. „Ich habe doch Zeit“, sagte sie und wartete, nachdem sie sich unter ihrem Funkzeichen „Delta-Lima 4 Bravo Oskar“ (DL4B0) angemeldet hatte, geduldig auf ein Signal – und darauf, dass sich der mittlerweile 2331. Plattdeutschen Schnackrunde noch weitere plattdeutsche Funker und Funkerinnen anschlossen.
Werner Momsen ist UNESCO-Botschafter für die plattdeutsche Sprache
„Man versteht aber ja gar nichts“, meinte dagegen die wohl berühmteste norddeutsche Klappmaulpuppe, die sogar UNESCO-Botschafter für die plattdeutsche Sprache ist. „Ein bisschen Geduld musst Du schon haben“, wies ihn Weckmann mit der ihr eigenen Gelassenheit zurecht. Dann drehte sie an dem Knopf ihres Funkgeräts, es rauschte, raschelte, knackste und plötzlich war ganz deutlich eine Männerstimme zu hören. Es war Rudi und er erzählte auf Platt, wie sehr er sich bereits auf den Spargel freut, der am Mittag auf den heimischen Tisch in Wechold kommen soll. „Der kommt natürlich aus der Truhe“, fügte er hinzu und meinte, an Momsen gerichtet, dass das Tiefgefrieren die Qualität des Spargels keinesfalls mindere.
„Euer Rudi ist aber eine richtige Schnackmaschine“, fand Momsen, der selbst kaum zu Wort kam. Denn Rudi hatte auch noch ein paar Döntjes parat und erzählte von seiner Nichte aus Schweden, die nach einem Besuch Spargel mit in die nordische Heimat genommen hat. Später habe sie sich telefonisch beklagt, dass das Gemüse überhaupt nicht geschmeckt habe. Das Ganze – war Rudi mit krächzender Stimme aus dem Äther zu vernehmen – habe sich aber schnell aufgeklärt. „Es hat sich nämlich herausgestellt, dass sie den Spargel nicht geschält haben.“
Während sich die Plattsnakker über Funk weiter über Gott und die Welt unterhielten, Hanna der „Gemeinde“ von ihren Knieproblemen oder Uschi von anderwärtigen Zipperlein berichtete, wurde immer deutlicher, dass das Funken wahrlich nicht die Welt eines Werner Momsen ist. „Bei mir hat es bislang nur einmal gefunkt – und das war bei meiner Lisbeth“, sagte er und gab grienende Laute von sich. Mehr Reaktion geht ja auch nicht, wenn man aus Polypropylen, Polyacryl und Schaumstoff zusammengeschustert ist.
Zeitnah live können Fans Werner Momsen mitsamt seinem Alter Ego Detlef Wutschik bereits am Sonntag, 19. März, erleben. Dann ist das Duo beim Rahmenprogramm zur Lätare Spende auf dem Rathausplatz dabei. Es folgt ein Auftritt im Achimer Kasch am Sonnabend, 6. Mai, wo Momsen und sein alter Kumpel Matthias Brodowy ihr neues Programm „Watt Nu“ präsentieren. Es ist bereits ihr drittes gemeinsames Theaterstück, dass Momsen als ein Roadmovie ganz ohne Straße, dafür mit sehr viel frischer Seeluft beschreibt.
Der Beitrag über Ingrid Weckmann im Magazin „De Noorden op Platt“ wird ausnahmsweise nicht am letzten Sonntag im Monat ausgestrahlt, sondern bereits am Sonntag, 19. März, um 11.30 Uhr. Der Beitrag im Magazin DAS wird voraussichtlich am Freitag, 24. März, um 18.45 Uhr gezeigt.