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Bildungschancen als großes Streitthema

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Moderator Pago Balke.
Moderator Pago Balke. © ksy

Achim - Von Michael MixMehr Gesamtschulen? Das mehrgliedrige Schulsystem beibehalten? Studiengebühren ja oder nein? Das Thema Bildung regte bei der Podiumsdiskussion „Achimer Argumente“ zur Landtagswahl am 20. Januar, veranstaltet vom Achimer Kreisblatt in Kooperation mit dem Kasch, am meisten auf. Im vollen Saal des Kulturhauses Alter Schützenhof äußerten sich dazu nicht nur die sechs Kandidaten am Podium kontrovers, sondern auch zahlreiche Zuhörer reizte das zu Wortmeldungen.

Noch vor Umweltfragen, auch wenn der Begriff „Fracking“ bei der großen Runde am Dienstagabend in etlicher Munde war. Dagegen rief der ebenfalls von den beiden Moderatoren Manfred Brodt und Pago Balke angesprochene Themenkomplex Arbeitsmarktpolitik nur spärliche Reaktionen hervor (siehe Extra-Berichte). Vielleicht deshalb, weil viele wissen, dass Entscheidungen dazu kaum in Hannover getroffen werden.

Was bei Kindergärten, Schulen und Hochschulen ganz anders ist. Da bestimmt das Land maßgeblich und trägt auch finanziell zur Ausstattung bei.

„Bildungspolitik steht bei den Grünen an erster Stelle, rangiert noch vor der Umweltpolitik“, verriet Erich von Hofe, Kandidat der Grünen im Wahlkreis Verden, etwas überraschend. Krippen, Kindergärten sowie Gesamt- und Ganztagsschulen müssten ausgebaut werden. „Vor allem muss Schule aber Spaß machen“, betonte der 56-jährige Lehrer an der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Osterholz-Scharmbeck aus Fischerhude. In Anbetracht des Stresses rund um das Turbo-Abitur könne dazu auch das 13. Schuljahr beitragen.

Dr. Dörte Liebetruth (SPD) favorisierte „Angebote vor Ort, die dem Willen der Eltern entsprechen“. Die IGS Oyten sei jedenfalls gut gestartet. Die Hürden für dieses „Erfolgsmodell“ im Land müssten gesenkt werden, forderte die 33-jährige Diplom-Medienwissenschaftlerin aus Verden. Statt der verlangten fünf Klassen pro Jahrgang halte die SPD hier eine Dreizügigkeit für ausreichend.

Ob nun Oberschule oder IGS – es sei ziemlich egal, was an der Schule stehe, meinte CDU-Kandidat Adrian Mohr. Wichtig sei, was drinnen für Unterricht gemacht werde. „Es bringt wenig, wenn sich die Parteien auf dem Schulfeld seit Jahrzehnten in ideologischen Kämpfen die Köpfe einschlagen“, formulierte der 39-jährige Sparkassenbetriebswirt aus Dörverden.

Er sei auch für mehr Gemeinschafts- und Ganztagsangebote sowie das 13. Schuljahr, bekundete Alexander Max Bauer von der Piratenpartei. Aber für vordringlich hält es der 23-jährige Student aus Achim, bei der frühkindlichen Sprachförderung anzusetzen.

„In Deutschland hängen die Bildungschancen wie in keinem anderen Land der Welt von der Herkunft der Eltern ab“, sagte Ulrich Steinmeyer (Linke). Vor allem das müsse sich ändern. Der 48-jährige Diplom-Ökonom aus Verden wünschte einen starken Zuwachs an IGS und Ganztagsschulen und sprach sich, wie auch Liebetruth, von Hofe und Bauer, für die Abschaffung der Studiengebühren aus.

Er stamme doch auch aus eher einfachen Verhältnissen und habe es zu etwas gebracht, entgegnete FDP-Kandidat Dr. Gero Hocker dem Linken. Der 37-jährige Diplom-Ökonom und Landtagsabgeordnete aus Achim gab sich als „Verfechter des mehrgliedrigen Schulsystems mit starkem Gymnasium“ zu erkennen.

„Da werden die Leute doch aussortiert“, warf ein Mitarbeiter von Radio Weser TV, das die „Achimer Argumente“ zur Wahl aufzeichnete, ein. Und eröffnete damit eine lebhafte Publikumsrunde.

Der Zugang zum Studium hänge in Niedersachsen, das neben Bayern als einziges Land Studiengebühren erhebe, sehr wohl vom Elterneinkommen ab, beklagte ein junger Mann. „Das merke ich gerade.“

Hocker, auch Generalsekretär der FDP in Niedersachsen, verteidigte die Gebühr. Seit deren Einführung hätten sich die Forschung und Lehre an den Universitäten im Land deutlich verbessert. „Und ich will nicht, dass Krankenschwestern und Handwerker Studenten subventionieren.“

Mohr bezeichnete es sogar als „Frage der Gerechtigkeit, dass Studiengebühren genommen werden“. Ein Medizinstudium koste 260 000 Euro, da seien 500 Euro Semesterbeitrag angemessen.

Eine junge Frau im Saal schüttelte den Kopf. Das seien unpassende Vergleiche, die Abiturienten aus weniger begüterten Familien vor den Kopf stießen. „Bildung darf nichts kosten.“

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