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„Weichen für Bahnhalt Uphusen stellen“

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Von: Michael Mix

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Bisher braust die Regio-S-Bahn durch Uphusen durch. Die nächsten Bahnhöfe sind Achim und Bremen-Mahndorf.
Bisher braust die Regio-S-Bahn durch Uphusen durch. Die nächsten Bahnhöfe sind Achim und Bremen-Mahndorf. © Mix

Achim – Achim hat einen Bahnhof mitten in der Stadt und einen weiteren am südöstlichen Ende, in Baden. Auf der anderen Seite, im Nordwesten, nahe der Bremer Stadt- und Landesgrenze, könnte ein dritter hinzukommen. Züge sollten auch in Uphusen halten, fordert manch einer oder eine. Insbesondere die SPD-Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth setzt sich dafür ein.

„Um unser Klima im Alltag besser schützen zu können und die in Verden und Achim stark beanspruchte Straßeninfrastruktur zu entlasten, werden dringend zusätzliche Bahnhalte in Dauelsen und in Uphusen benötigt. Diese Anregung von vielen Menschen aus dem Landkreis Verden habe ich in meinem roten Rucksack mit in den Landtag genommen“, sagt Liebetruth.

Damit die Weichen für die neuen Bahnhöfe in den beiden Städten gestellt werden, hatte die heimische Abgeordnete den Achimer Bürgermeister Rainer Ditzfeld und seinen Verdener Amtskollegen Lutz Brockmann zu einem Gespräch mit Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Berend Lindner und der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) nach Hannover eingeladen. Dabei sei es um die Frage der Planung und Realisierung des Ansinnens mit Blick auf den Alpha-E-Bestandsstreckenausbau gegangen.

Ein Wortungetüm, hinter dem sich das schon lange von der Bahn geplante dritte Gleis zwischen Bremen und Langwedel verbirgt. Aber eventuell reicht sogar das nicht aus, um in Zukunft den Personennah- und -fernverkehr sowie das Aufkommen an Güterzügen auf der Strecke bewältigen zu können.

„Die Frage, ob in Uphusen ein Bahnhalt eingerichtet werden kann, hängt am drei- oder vierspurigen Ausbau rund um Bremen“, bestätigt Dirk Altwig, Pressesprecher der LNVG, auf Nachfrage dieser Zeitung. Wann dabei der gordische Knoten durchschlagen werde, könne er allerdings beim besten Willen nicht sagen.

Die LNVG, „Aufgabenträger für den schienengebundenen Nahverkehr in Niedersachsen“, wird Altwig zufolge auch prüfen, ob nötige Mindestabstände zu den benachbarten Bahnhöfen gewahrt blieben. Die drei bis vier Kilometer Entfernung zwischen einem Haltepunkt Uphusen und den Stationen Achim und Mahndorf seien ausreichend, versichert Liebetruth auf Nachfrage.

Am Ende des Tages gehe es aber vor allem um die Rentabilität eines neuen Bahnhofs, sagt Altwig. „Die entscheidende Frage ist: Wieviel zusätzliche Fahrgäste sind zu erwarten?“

Bahnstopp in Uphusen? „Es macht Sinn, die Zahl der Haltepunkte zu erhöhen“, vertritt Achims Verkehrsplaner Stefan Schuster einen klaren Standpunkt in dieser Angelegenheit. Er verweist dabei auch auf diesbezügliche Bestrebungen in Bremen. Für die Regio-S-Bahnlinie zwischen Farge und Verden solle nicht nur der Bahnhof Sebaldsbrück an die Föhrenstraße verlegt werden, sondern ein Stück weiter südlich auch ein zusätzlicher Haltepunkt entstehen. Und für die Strecken Richtung Rotenburg und Twistringen gebe es ebenfalls Pläne, das Netz der Stationen im Bremer Stadtgebiet enger zu knüpfen.

Ein Bahnhalt in Uphusen wäre aus Sicht von Schuster vor allem dann unverzichtbar, wenn das große Gewerbegebiet Achim-West verwirklicht würde. Er führt aber auch mögliche „Pendlerströme“ aus dem „Einzugsgebiet von Oyten bis Thedinghausen“ ins Feld.

„Wir schaffen die Verkehrswende ja nicht alleine mit dem Fahrrad. Um viele Menschen umweltfreundlich von A nach B zu bringen, benötigen wir einen leistungsfähigen ÖPNV“, ist Stefan Schuster überzeugt.

Er sieht die LNVG deshalb in der Pflicht, die Bahn zu beauftragen, den Halt Uphusen einzuplanen. „Ein drittes oder auch viertes Gleis darf nicht konzipiert werden, ohne diesen Punkt zu berücksichtigen“, fordert der Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Sozialdemokratin Liebetruth setzt sich unterdessen dafür ein, dass Niedersachsen neue Bahnhaltepunkte im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes des Bundes finanziell unterstützt. Danach können die Länder befristet bis zum Jahr 2030 Bundesmittel zur Förderung des Baus und Ausbaus von Bahnhöfen und Haltestellen des schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehrs in Höhe von 60 Prozent erhalten.

„Angesichts der bisher langen Planungsdauern ist hier aus meiner Sicht mehr Einsatz und Eile geboten“, betont Liebetruth. Sie spricht sich außerdem dafür aus, „die erforderlichen Kapazitätsanpassungen an der Strecke und einen Teil der Kosten für die Haltepunkte“ in den Forderungen der Region an Bund und Bahn zum Ausbau der Schienenstrecken im Bahn-Projekt „Optimiertes Alpha E mit Bremen“ zu berücksichtigen.

Das Thema habe sie auch beim Gespräch im Ministerium angeschnitten. „Damit die Planungszeit für Schieneninfrastrukturvorhaben beschleunigt werden kann, muss der Nutzen einer Region größer sein als die Belastungen, die sich aus dem Projekt ergeben“, unterstreicht die Abgeordnete. Die breite Akzeptanz von zusätzlichen Gleisen in der Gegend hänge nicht zuletzt von einem schnell erreichbaren Bahnhof ab.

Während der Halt Dauelsen nach einer Potenzialanalyse von 2015 bereits positiv beurteilt wurde, steht für Uphusen dieser Schritt noch bevor. Dörte Liebetruth sieht auf jeden Fall Bedarf dafür, dort Züge der Regio-Linie stoppen zu lassen.

Denn seit 2015 habe es „viel Zuzug in und um Uphusen gegeben“. Auch gelte es, den Bahnhof in der Achimer Stadtmitte zu entlasten, da diesen jetzt zusätzlich viele Amazon-Beschäftigte frequentierten. Und „Achim-West“ würde das Potenzial für einen Bahnhalt in Uphusen noch einmal steigern.

Seitens des Wirtschaftsministeriums werde nun geprüft, „ob der Bahnhalt in Uphusen mit lediglich einem zusätzlichen dritten Gleis im Zuge von Alpha E verwirklicht werden kann“, informiert Liebetruth. Laut LNVG seien voraussichtlich größere Infrastrukturmaßnahmen von Bremen  bis  Verden erforderlich, um weitere Halte auf der Regio-S-Bahn-Linie RS1 „angesichts der hohen Streckenauslastung und der deutlich gespreizten Geschwindigkeitsprofile von Güter-, Personennah- und -fernverkehr fahrplantechnisch möglich zu machen“.

Das sieht auch Volker Wrede von der Achimer CDU-Ratsfraktion so. Wenn jetzt von Baden bis Mahndorf entlang der Bahnstrecke der Radschnellweg gebaut werde, stehe für ein drittes oder gar viertes Gleis allerdings gar nicht genug Platz zur Verfügung. Deshalb halte er einen Bahnhalt in Uphusen zumindest in absehbarer Zeit für illusorisch, sagt der frühere Bahner. Die Fraktion habe über das Thema jedoch noch nicht beraten.

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