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„Wir sind ein eingeschworenes Team“: Ursula und Manfred Raba aus Achim seit 60 Jahren verheiratet

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Von: Dennis Bartz

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Das Brautpaar am Hochzeitstag vor 60 Jahren.
Das Brautpaar am Hochzeitstag vor 60 Jahren. © PRIVAT

Achim – Um auf den Besuch der Presse gut vorbereitet zu sein, haben der 83-jährige Manfred Raba und seine 79-jährige Ehefrau Ursula, geborene Segerdahl, am Vorabend die wichtigsten Daten und Erlebnisse ihrer langen Ehe aufgeschrieben. „Das war für uns wie eine Reise in die Vergangenheit“, berichtet das Ehepaar, das seine diamantene Hochzeit feiert.

Ursula Raba erklärt, warum das Paar auch heute, 60 Jahre nach der Trauung, glücklich ist: „Wir sind immer noch ein eingeschworenes Team.“ Und das sei nun wichtiger denn je, weil mit zunehmendem Alter die ersten Erkrankungen auftreten. Aber dieses Thema wird im Gespräch schnell abgehakt: „Wir jammern nicht. Wir versuchen stattdessen, immer in allem das Positive zu sehen“, stellt Manfred Raba klar. Kraft gibt die Familie: Gemeinsam hat das Ehepaar drei Kinder und inzwischen fünf Enkel.

Die Liebesgeschichte der beiden nimmt ihren Anfang, als Manfred Raba mit damals 20 Jahren in den Chor der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Misburg, einem Ortsteil von Hannover, eintritt. „Mir fiel dort sofort die junge Dame auf, eine Sopransängerin, die genau in meiner Blickrichtung saß“, erinnert sich Manfred Raba.

Als der Chor im Frühjahr ein Faschingsfest organisiert, nimmt er sich ein Herz und will die vier Jahre jüngere Ursula fragen, ob sie ihn dorthin begleitet. Er kommt damit fast zu spät: Denn ein anderer Chorsänger fragt vor ihm. „Aber den habe ich abblitzen lassen“, erinnert sich Ehefrau Ursula Raba.

Die beiden freunden sich an und sprechen nach den Chorproben oft noch lange miteinander. Eines Abends nimmt Manfred Raba seinen Mut zusammen und ruft ihr hinterher: „Wie ist es denn mit einem Gute-Nacht-Kuss?“ Daraufhin dreht sich die junge Frau um und antwortet: „Hol dir doch einen!“

Dass die beiden in der Anfangszeit versuchen, ihre Liebe geheimzuhalten, wird zunehmend zu einer großen Herausforderung, denn beide Väter sind ebenfalls Mitglied im Chor – und miteinander befreundet. Das Versteckspiel fliegt auf, als sie ihren Eltern jeweils von getrennten Ausflügen mit ihrem eigenen Freundeskreis zum Steinhuder Meer und in den Zoo erzählen. Denn die Väter zählen eins und eins zusammen und kommen ihnen so auf die Schliche. Ärger gibt es aber nicht, im Gegenteil: „Wir haben von ihnen den Segen bekommen“, so Manfred Raba.

Mit seinem Heiratsantrag überrumpelt er seine große Liebe, die sich damals eigentlich noch zu jung zum Heiraten fühlt. Weil die beiden ohne Trauschein keine gemeinsame Wohnung bekommen, besteht er darauf und sagt: „Was sein muss, muss sein!“

An einem Freitag Ende Februar heiraten die beiden standesamtlich, am Tag darauf kirchlich. Minus 16 Grad Celsius sind es an diesem eisigen Tag und der Küster, der nach starken Schneefällen eigentlich den Weg freischaufeln sollte, bricht sich den Arm. Manfred Raba greift deshalb selbst zur Schaufel. In der Kirche ist es so kalt, dass das Brautpaar Heizstrahler hinter den Kirchenbänken aufstellen muss.

Manfred Raba ist dankbar dafür, dass seine Ehefrau ihm nicht nur bei all seinen Projekten den Rücken freigehalten hat und einen Großteil der Kindererziehung übernommen hat, „sie ist auch meine Finanzministerin und damit für die Haushaltskasse verantwortlich. Schon kurz nach der Hochzeit habe ich gesagt: ,Dass mit dem Geld musst du machen‘“.

Zur Hochzeitsreise nach St. Andreasberg fährt das frisch vermählte Paar mit einem VW Käfer, den es sich dafür ausleiht. Bald darauf haben sie Geld für ein eigenes Auto, denn Manfred Raba schließt 1964 sein Elektrotechnik-Studium ab und findet einen Job in einem großen Unternehmen, bei dem er bis zur Rente bleibt. Ursula Raba arbeitet im Büro der Sprengel-Schokoladenfabrik, bis sich Nachwuchs ankündigt.

1965 kommen Sohn Stefan und zwei Jahre später Tochter Kathrin zur Welt. Weil Manfred Raba beruflich oft und lange unterwegs ist, verpasst er viel Familienzeit. Das ändert sich, als 1982 Sohn Alexander geboren wird.

Die Familie wohnt damals bereits seit zwei Jahren in Achim. „Ich konnte sogar bei der Geburt dabei sein, ein tolles Erlebnis. Das war davor leider gar nicht möglich“, erklärt Manfred Raba, der beim Hausbau 1984 viele Arbeiten selbst erledigt und sagt: „Ich kenne quasi jeden Stein persönlich.“

Das Ehepaar engagiert sich in der katholischen Kirchengemeinde St. Matthias und lebt auch seine Leidenschaft für den Chorgesang weiter aus. Einige Jahre ist Manfred Raba sogar Vorsitzender des traditionsreichen Schubertchores in Achim, dem beide weiter eng verbunden sind.

Manfred und Ursula Raba heute – immer noch glücklich zusammen.
Manfred und Ursula Raba heute – immer noch glücklich zusammen. © BARTZ

Nachdem er 1999 in Rente geht, widmet er sich unter anderem der Archäologie und begleitet einige Ausgrabungen. Zahlreiche historische Bauten setzt er für Museen als Modellbauer um. Dabei achtet er akribisch darauf, dass alles möglichst naturgetreu ist. An seiner Seite: Ehefrau Ursula, die eine versierte Hobbyschneiderin ist und ihre Fähigkeiten für die Einrichtung der Modelle einsetzt.

Seinen großen Traum, an einem Bauprojekt im Maßstab eins zu eins mitzuarbeiten, setzt Manfred Raba als Bauleiter des neuen Kindergartens der St.-Matthias-Gemeinde um, der 2015 nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eingeweiht wird.

Von 1997 bis 2007 engagiert er sich zudem für den Verein „Hilfe für Weißrussland“ und schreibt zehn Jahre lang an einem Buch über seinen Vater Walter Raba, der den Russland-Feldzug überlebt hat. Außerdem widmet er sich der Ahnen- und Familienforschung.

Zur goldenen Hochzeit vor zehn Jahren reist das Ehepaar, das zuvor bereits in Norwegen, Indien und England war, nach Marokko. Eine große Reise zur diamantenen Hochzeit soll es nicht geben. Dafür aber eine Feier mit Familie und Freunden im Oktober, wenn Ursula Raba 80 Jahre alt wird. „Das verbinden wir miteinander“, sind sich die beiden einig – ein eingeschworenes Team eben.

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