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Stippvisite bei der Doppelkopf-Gruppe der Awo in Baden

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Während gespielt wird, herrscht konzentriertes Schweigen. Danach wird gelacht und gescherzt.
Während gespielt wird, herrscht konzentriertes Schweigen. Danach wird gelacht und gescherzt. © LEIPOLD

Baden – Zack, zack, zack. Ohne lange nachzudenken, landen in Sekundenschnelle drei weitere Karten auf dem Tisch, und mit einer flinken Handbewegung auf Heinrich Lindhorsts angesammeltem Kartenstapel. Es ist Dienstagnachmittag: Zeit für eine Runde Doppelkopf. In einem Nebenraum im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Baden haben sich die Spieler zu fünft an einen Tisch gesetzt.

Hermann Corres, aus seiner Zeit als Handballer bekannt als HC, hat sich eine Tischlampe mitgebracht, die ihm den Blick auf sein Blatt in dem sonst schummrigen Licht des Raumes schärft. Konzentriert sortiert er die Karten von rechts nach links, steckt eine Karte in die Mitte. Er nimmt sich Zeit dafür. „Solo weg“, sagen die vier Mitspieler reihum. Der Geber setzt aus.

Stille legt sich über den Raum, nur die Geräusche, die beim Ziehen und Ablegen der Karten entstehen, sind zu hören. Ein leises „Oh weh, oh weh“ kommt über Heinz-Dieter Puvogels Lippen. „Wenn gespielt wird, wird gespielt“, kommentiert Corres die Stille mit einem Lachen.

Erst wenn die letzte der 40 Karten ausgespielt, die Punkte gezählt und die Fünf- und Zehn-Cent-Münzen dem Gewinner über den Tisch zugeschoben wurden, löst sich die konzentrierte Stimmung auf. Dann wird gelacht, gescherzt, der Kopf über so manchen Zug geschüttelt und überlegt, welche Karte die bessere Wahl gewesen wäre. „Das muss ein Spiel bleiben, das muss Unterhaltung sein“, sagt Lindhorst, während Werner Büntemeyer mischt, Corres einmal abheben lässt und die Karten austeilt: drei – vier – drei. „Das muss Spaß machen“, pflichtet ihm Corres bei.

Früher standen mehrere Tische in dem Raum. An jedem saßen vier Spieler und haben sich dem vergnüglichen Doppelkopf hingegeben. Die Zeiten sind vorbei. Im Moment besteht die Runde mal aus fünf, mal aus sechs Spielern. „Dann müssen ein oder zwei in einer Runde sitzen bleiben“, sagt Lindhorst, der seit 2003 der Doppelkopfrunde angehört, die sich regelmäßig während des Spielenachmittags der Awo-Ortsgruppe Baden trifft. Erst in den Räumen des DRK, dann im Schützenhaus und seit dessen Umbau im Gemeindehaus.

Der Spielenachmittag ist seit 2002 eine feste Institution in Baden. Wie so viele Angebote hat auch dieses unter der Pandemie gelitten. „Durch Corona sind viele Menschen vereinsamt und es fällt ihnen schwer, jetzt rauszugehen“, erklärt Dagmar Guse. Die Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbands Verden und Vorsitzende der Awo-Ortsvereine Achim, Baden und Bierden kümmert sich mit ihren ehrenamtlichen Kolleginnen rührig um das Weiterbestehen.

Den Spielenachmittag in Achim gibt es bereits nicht mehr und der „Mittwochsrunde“ in Bierden fehlen die Helfer. So decken sie derzeit nur noch in Baden jeden zweiten Dienstag um 15 Uhr im Gemeindehaus die Tische ein, stellen Kaffee und dazu selbst gebackenen Kuchen bereit.

Sonst holen sie die Senioren zum Spielenachmittag auch ab, momentan warten sie jedoch auf einen Ersatz des Fahrzeugs des Kreisverbands. Immerhin können sie in ihren privaten Fahrzeugen ein paar wenige mitnehmen. „Die Awo ist für mich eine Lebensaufgabe“, sagt Guse, die sich gerne um die Menschen kümmert und ihnen diese Gemeinschaft ermöglicht, in der es lustig und unterhaltsam zugeht. Bei „Mensch ärgere dich nicht“, „Rummikub“ oder „Doppelkopf“ werden Freundschaften geschlossen. „Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, dazuzukommen“, sagt sie.

Im Nebenraum schüttelt Lindhorst den Kopf über die Karten, die er von Puvogel ausgeteilt bekommen hat. Nun muss er das tun, was ihm an dem Spiel so gefällt: „Man muss den Kopf anstrengen.“ Doppelkopf hat er von seinem Onkel zur Konfirmation erklärt bekommen, erzählt er. „Das war damals so, nach dem Kaffeetrinken sind die Männer zum Kartenspielen ins Nebenzimmer.“ Das kennt auch Corres nicht anders. „Mein Opa hat Karten mitgebracht, sich eine Zigarre angezündet und mir das Spiel gezeigt“, erinnert er sich an seinen 15. Geburtstag. Puvogel hat es sich „von den Alten abgeguckt und selbst beigebracht“.

Sie machen keine großen Worte. Sie genießen die gemeinsame Zeit beim Spielen, die für sie im Flug vergeht. Die Spielerunden im großen Raum sind bereits beendet, das Kaffeegeschirr längst abgespült. Das letzte Spiel für diesen Nachmittag geht zu Ende. Die Karten werden eingepackt und die Stühle an der Wand gestapelt. In den durchsichtigen Kartenhüllen klimpern die Münzen – für die nächste Doppelkopfrunde. Dann treffen sie sich wieder hier am Tisch.

Weitere Informationen

Jeden zweiten Dienstag, in den geraden Kalenderwochen, lädt der Awo-Ortsverein Baden von 15 bis 18 Uhr zum Spielenachmittag in die Räume der Kirchengemeinde Baden. Wer Lust hat, meldet sich bei Dagmar Guse unter 04202/9561809.

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