Asphaltpiste statt Schotterstrecke

Achim – „Für den Bau von Radwegen in Achim sind Gehölzarbeiten notwendig.“ Das kündigt die Stadt in einer Pressenotiz an. In Zeiten, in denen Klima- und Umweltschutz großgeschrieben werden, rufen Baumfällungen, die hinter dem Begriff „Gehölzarbeiten“ stecken, und in der Folge damit verbundene Flächenversiegelungen allerdings oft Kritik hervor. Auch wenn es sich hier um den Bau von Abschnitten für Radwege handelt, die bekanntlich zur Verkehrswende beitragen sollen, begegnen mindestens Naturschützer derlei Vorhaben mit Skepsis.
Aber was genau hat die Stadt vor?
Nach Angaben von Pressesprecher Kai Purschke sollen in der kommenden Woche für den geplanten Radschnellweg Bäume im Böschungsbereich der Kreisstraße 6 und südlich des Gewerbegebiets Baden gefällt werden. „Entfernt wird Wildwuchs, zu dem etwa 15 Bäume gehören.“ Einschränkungen für den Verkehr solle es während der für etwa zwei Tage angesetzten Arbeiten aber nicht geben.
Und dann spricht Purschke das zweite Projekt an. „Zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr möchte die Stadt Achim einen Abschnitt des Weser-Radwegs, der sich An der Marsch befindet und aus unbefestigtem Schotter besteht, ausbauen“, schreibt er. Die unterhalb der Windmühle gelegene, direkt an der Marsch entlang führende Strecke in Verlängerung der Langenstraße, die von Bäumen und Sträuchern gesäumt wird, solle eine Asphaltbefestigung bekommen.
Was mit Eingriffen in die Natur verbunden ist. „Um für die Arbeiten genügend Platz zu haben, werden noch vor der in Kürze einsetzenden Brut- und Setzzeit die vorhandene Hecke um etwa zwei Meter zurückgeschnitten und drei Bäume aus Alters- und Platzgründen entfernt“, erläutert Purschke.
Diese „Vegetationsarbeiten“ sollen von Mittwoch, 22. Februar, bis Freitag, 24. Februar, erfolgen. Dafür muss laut dem Pressesprecher tagsüber die Straße An der Marsch zwischen den Einmündungen An der Windmühle und Zum Wischkamp gesperrt werden. Radfahrer können in der Zeit die beiden letztgenannten Straßen als Umleitungsroute nutzen.
Wie Purschke weiter mitteilt, ist der Weg am Wochenende 25. und 26. Februar auf jeden Fall frei befahrbar. Sollte für die Gehölzarbeiten mehr Zeit benötigt werden, sollen diese am 27. und möglicherweise auch noch am 28. Februar fortgesetzt werden.
Die Stadt Achim befindet sich dem Sprecher zufolge für dieses Vorhaben in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und erhält eine landschaftspflegerische Begleitplanung durch ein Fachbüro. „Somit werden die Eingriffe auch extern fachlich sowie die Maßnahmen für Wiederherstellung, Kompensation und die naturschutzrechtlichen Belange fachkundig begleitet. Die Ersatzpflanzungen erfolgen nach Fertigstellung der Radwegbefestigung“, teilt Kai Purschke abschließend mit.

Aber muss das idyllisch durchs Grüne führende, wenige hundert Meter lange Teilstück des Weser-Radwegs tatsächlich asphaltiert werden? Macht es Sinn, dafür Bäume und teilweise auch eine Hecke zu opfern und erneut Fläche zu versiegeln?
„Schwierig“, antwortet Michael Schröter, Chef der Grünen-Fraktion im Stadtrat, auf Nachfrage. Um dann doch klar Position zu beziehen. „Im Sommer ist es dort staubig. Und wenn es viel regnet, ist es sehr nass und matschig“, weiß der Radfahrer.
Die Frage sei auch, „welchen Komfort für diesen Radweg wollen wir haben?“ Wer ihn nutze und dafür das Auto stehen lasse, leiste schließlich einen Beitrag für den Klima- und Umweltschutz, gibt Schröter zu bedenken.
Zur beabsichtigten Asphaltierung des Abschnitts sehe er keine Alternative. Denn die vorhandene mineralgebundene Decke sei leider „schnell durchgefahren“, da dort auch Anlieger mit dem Auto und Landwirte mit schwerem Gerät verkehrten, und müsse deshalb regelmäßig vom Bauhof etwa alle zwei Monate geflickt werden.
Nabu-Mitglied Sven Adamietz sieht es etwas anders. „Für mich würde weiterhin eine wassergebundene Decke reichen, die dann eben immer wieder repariert werden muss“, sagt er auf Nachfrage. „Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, darf es gerne etwas robuster sein.“