Spontane Haustür-Geschäfte: Achtung, Abzocke!

Spontane Geschäfte an der Haustür, etwa das Angebot von Gartenarbeit, können eine Betrugsmasche sein. Die Polizei rät davon ab, sich darauf einzulassen.
Noch ist es zumeist kalt, grau und ungemütlich, aber spätestens im März, wenn die Tage wieder sonniger und angenehmer werden, gilt es, den Frühjahrsputz in Haus und Garten anzugehen. Mit dem Frühling beginnt aber auch wieder die Zeit, die zwielichtige Zeitgenossen versuchen auszunutzen, indem sie ein solches oder ähnliches Vorgehen inszenieren, wie es gegen Ende der vergangenen Gartensaison in Achim passiert ist und von dem der Redaktion berichtet wurde:
Es klingelt unangekündigt an der Tür. Ein durchaus höflicher und redegewandter, aber gleichzeitig aufdringlicher junger Mann gibt sich als Mitarbeiter einer kleinen Firma aus, die mit einem weiteren Team gerade ohnehin in der Nähe tätig sei, und bietet spontan handwerkliche Dienstleistungen rund um Haus und Garten an: Einfahrt oder Terrasse reinigen, Dachrinnen säubern, Unkraut entfernen oder Ähnliches. Ein Firmenname wird nicht genannt, Kontaktdaten gibt es keine, der Transporter mit auswärtigem Kennzeichen ist angeblich von einem Bekannten geliehen, der eigene gerade zufällig in der Werkstatt.
Abwimmeln ist sehr mühsam
Ein anderer Termin, den man vielleicht ausmachen könne, nachdem sich der Gartenbesitzer in Ruhe Gedanken darüber gemacht habe, könne nicht vereinbart werden, weil man ab morgen schon wieder ganz woanders im Einsatz sei. Man würde vorab auch einen Festpreis vereinbaren, auf keinen Fall würde es daher teurer werden, wenn die Arbeiten länger dauerten als angekündigt, wird der Mensch an der Innenseite der Haustür eingelullt. Dennoch bleibt Skepsis. Die sei völlig unbegründet, sagt der fremde Mann, man könne ja kostenlos mal eine Probestelle angehen, um den potenziellen Kunden von der Qualität der Arbeit zu überzeugen. So geht das immer weiter, ein Abwimmeln ist sehr mühsam. Aber das Moos im Garten sollte ja ohnehin noch weg ... also doch drauf einlassen? Dann ist die lästige Arbeit ja erledigt, denkt sich der überrumpelte Bürger möglicherweise, obwohl die ganze Gemengelage doch mindestens einen unprofessionellen Eindruck macht.
„In jedem Falle sollte man hellhörig und besonders vorsichtig sein“, heißt es von der Polizei zu solchen Szenarien. „Ob es sich bei spontanen Angeboten zu Garten- oder Handwerksarbeiten an der Haustür um eine nicht übliche Geschäftsausübung oder tatsächlich um Betrügereien handelt“, könne man zwar nicht pauschalisieren, schreibt Henryk Niebuhr, Sprecher der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, auf Anfrage. „Dass derartiges Verhalten auch eine Betrugsmasche darstellen kann“, sei aber bekannt. „Betrugsversuche durch Täterinnen und Täter, die sich als Handwerker oder Gartenarbeiter ausgeben, stellen im Allgemeinen – gerade in den Frühlings-, Sommer- und Herbstmonaten – ein aktuelles Phänomen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Verden/Osterholz dar. Diese suchen vor allem ältere und leichtgläubige Menschen auf, um ihnen Reinigungs-, Garten- oder Instandsetzungsarbeiten anzubieten.“
Zentrale Merkmale solchen Vorgehens seien unter anderem, dass „die Geldforderung für die angeblich erbrachte Leistung sich üblicherweise auf mehrere tausend Euro belaufen kann. Ordentliche Rechnungen stellen die Täter grundsätzlich nicht aus“, so der Polizeisprecher.
Typische Merkmale dieser Masche
Zudem wurde im beschriebenen Achimer Fall aus dem Herbst nicht nur ein Festpreis vereinbart, die Summe sollte auch vor Ort in bar beglichen werden. Auch das sei typisch, wie außerdem ein „viel zu überhöhter Preis“ und weder fachgerecht noch vollständig ausgeführte Arbeiten, so die Auskunft der Polizei. Es könne zudem zu Ausreden kommen, warum man die Arbeiten unterbrechen würde, etwa, an einem anderen Ort Mittagspause zu machen oder Material beschaffen zu wollen, für das wiederum Bargeld verlangt werden könne – dabei besteht die Gefahr, dass sich die Täter damit aus dem Staub machen.
„Um zu verhindern, dass die Geschädigten zeitnah eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten, behaupten die Täter, angeblich in wenigen Wochen ohnehin wieder in der Gegend zu sein und bei Unzufriedenheit nachbessern zu können oder weitere Arbeiten kostenfrei auszuführen“, informiert Polizeisprecher Niebuhr. „Wenn die Betroffenen mit der erbrachten Tätigkeit nicht zufrieden sind oder einen unerwarteten, derart hohen Preis nicht zahlen wollen, versuchen die Täter, sie unter Druck zu setzen. Dabei drohen die Täter mitunter auch, selbst die Polizei hinzuzuziehen.“
Die Polizei rät Betroffenen, sich bei derartigen Fällen jederzeit an die Polizei, Familienangehörige oder sonst vertraute Personen zu wenden, so der Sprecher. „Auch werden Familienangehörige und Nachbarn gebeten, aktiv ihre Mitmenschen anzusprechen und zu unterstützen, wenn sie auf derartige Betrügereien aufmerksam werden.“
Bezahlen Sie grundsätzlich kein Geld im Voraus.
Zur Prävention raten die Beamten allen, denen solche spontanen Aktionen unterkommen: „Fordern Sie bei Handwerksarbeiten einen Kostenvoranschlag, der neben den Kosten auch einen konkreten Leistungsumfang umfasst. Fordern Sie ein schriftliches Angebot und eine Rechnung für die erbrachten Leistungen ein. Handschriftliche Notizen sollten nicht als Vertrag anerkannt werden und auch nicht unterschrieben werden. Bezahlen Sie grundsätzlich kein Geld im Voraus.“
Schnell Anzeige erstatten oder Hinweise mitteilen
Geschädigte sollten in jedem Falle sofort Anzeige erstatten oder derartige Hinweise mitteilen. „So kann die Polizei schnell reagieren und mögliche Täter feststellen. Beschreibungen von Personen oder Fahrzeugen von möglichen Tätern ebenso wie die Kfz-Kennzeichen sind wichtige Hinweise, die der Polizei weiterhelfen können, das gleiche gilt für Datum, Zeit und Ort des Vorfalls.“
Wer seinen Garten nicht selbst auf Vordermann bringen kann oder möchte, ist am besten beraten, selbst aktiv zu werden und Profis zu beauftragen: Fachbetriebe infomieren über Kosten, vereinbaren Termine, führen Arbeiten fachgerecht aus und erstellen ordentliche Rechnungen. Und sehr wahrscheinlich zahlen Kunden dort auch noch weniger als für spontane Aktionen an der Haustür.
Von Christian Walter