Seniorenwohnpark Uphusen auf der Kippe

Achim – Steht der geplante Seniorenwohnpark Uphusen vor dem Aus? Denn der vorgesehene Betreiber, die Convivo-Unternehmensgruppe aus Bremen, hat jetzt Insolvenz angemeldet. Doch ID-Bau, der andere Projektpartner, hält unterdessen an dem Vorhaben weiterhin fest. Der Seniorenwohnpark soll nun mit einem neuen Betreiber verwirklicht werden.
„Ich habe geahnt, dass es Convivo schlecht geht“, sagt Rainer Bohl, geschäftsführender Gesellschafter von ID-Bau, auf Nachfrage. Aufgrund seines „Bauchgefühls“ zog der in Achim wohnende Chef der Baufirma mit Sitz in Harpstedt frühzeitig die Reißleine. „Im dritten Quartal des vergangenen Jahres haben wir die Ehe beendet“, verrät er. In einem notariellen Vertrag sei der Ausstieg von Convivo aus der gemeinsamen Projektgesellschaft besiegelt worden. Insofern spiele der Insolvenzantrag, dem das Amtsgericht Bremen am Dienstag zugestimmt hat, für das Unterfangen in Uphusen keine Rolle.
Bohl ist entschlossen, den Wohnpark auch ohne das finanziell angeschlagene Unternehmen, das alleine in Bremen zehn Pflegeheime betreibt und auch in Niedersachsen sowie weiteren Bundesländern zig Senioreneinrichtungen unterhält, auf die Beine zu stellen. „Wir sind so finanzstark, dass wir erstmal alleine weitermachen“, sagt der Chef von ID-Bau.
Die Erdarbeiten für die Erschließung des 40 000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Uphusener Dorfstraße seien bereits abgeschlossen. Im Herbst war bereits ein Biotop, das sich auf der Baufläche befand, umgesiedelt worden. Schon im Februar soll Bohl zufolge damit begonnen werden, die nötige Infrastruktur auf dem weitläufigen Gelände zu schaffen.
Eine Tiefbaufirma habe den Auftrag, Schmutz- und Regenwasserkanäle sowie Leitungen für Glasfaser, Strom, Gas und Wasserstoff anzulegen. Im Frühjahr solle auch der Spatenstich für die Erschließungsstraße erfolgen. Der vom Stadtrat beschlossene plattdeutsche Name „Eeckdor“ (Eichentor) gefalle ihm jedoch überhaupt nicht, merkt der frühere CDU-Ratsherr an. „Ich hoffe da noch auf eine andere, passendere Bezeichnung.“ Die Tiefbauarbeiten sollen im Sommer erledigt sein.
Bis dahin will Rainer Bohl auch einen neuen Betreiber für den Seniorenwohnpark gefunden haben. Der Unternehmer zeigt sich „optimistisch, dass die Gespräche mit verschiedenen Anbietern aus der Branche in den kommenden Monaten zum Erfolg führen werden“. Denn der Pflegebedarf werde doch noch steigen, sagt Bohl und verweist auf die geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt ins Rentenalter kommen. „Der Bedarf ist ja da.“
Ganz abgeschrieben hat Bohl den bisherigen Projektpartner übrigens noch nicht. „Manchmal heiraten Geschiedene ja auch wieder.“ Doch jetzt müsse Convivo erstmal das Insolvenzverfahren durchstehen.

Und wann steht der Seniorenwohnpark Uphusen unter diesen neuen Vorzeichen voraussichtlich? Die ursprünglich für 2024 angepeilte Fertigstellung werde sich allein schon wegen der später als angenommen eingetroffenen Baugenehmigung verzögern, teilt Bohl mit. 2025 solle zumindest „der erste Bauabschnitt mit dem großen Haus und drei viertel der Bungalows“ vollendet sein.
Bei dem Projekt ist ID-Bau für die planerische und bauliche Umsetzung verantwortlich. Mitten auf dem derzeitigen Grünland soll zunächst als Kernstück ein dreigeschossiges Hauptgebäude mit Tagespflege, betreuten Wohngemeinschaften, ambulantem Pflegedienst, Wäscherei, Großküche und öffentlichem Café samt Terrasse entstehen. Auch 53 Wohnungen für Menschen ab 65 Jahre will ID-Bau dort errichten. Das Hauptgebäude soll über ein Blockheizkraftwerk verfügen. Auf dem weiteren Gelände sind 32 barrierefreie Doppelbungalows mit je zwei Wohnungen und Energieversorgung über Luft-Wärmepumpe und Fotovoltaik konzipiert. Die in einem dritten und letzten Bauabschnitt geplante Parkanlage soll öffentlich zugänglich sein.
Die durch das Gebiet führende Einbahnstraße mit sandfarbenem Betonsteinpflaster wird im Nordwesten und Süden an die Uphusener Dorfstraße angebunden. Entlang der Trasse sollen 20 Bäume gepflanzt werden. Das gemeinsam mit der Stadt entworfene Mobilitätskonzept sieht eine Anbindung an das Bürgerbus-System und Carsharing-Stellplätze vor Ort vor. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
„Ich hoffe, das Projekt kommt jetzt trotzdem zustande“, äußerte Herfried Meyer (SPD), Vorsitzender des Ortsausschusses Uphusen, auf Nachfrage. Im Westen der Stadt fehlten ja derartige Angebote für das Leben im Alter. „Und der Rat hatte ja extra einen Convivo-Wohnpark in Ganderkesee beziehungsweise Hoykenkamp besichtigt.“