Senioren- und Behindertenbeirat Achim will Neustart für das Café Online

Achim – Mit dem Café Online konnte der städtische Senioren- und Behindertenbeirat (SeBe) älteren Menschen regelmäßig schnelle Hilfe am PC im Café Wir in Achim (CaWiA) anbieten. Coronabedingt fällt dieses Angebot jedoch seit einiger Zeit flach. Nun möchte das Gremium es in Kooperation mit der Stadtbibliothek Achim wieder aufleben lassen und sucht dafür EDV-kundige Mitstreiter, berichtet dessen stellvertretende Sprecherin Liane Schirmer.
Dies ist nur ein Projekt, das sich der im Oktober 2021 neu gewählte Beirat mit Sprecher Wilfried Steding vorgenommen hat. „Aber das erste, womit wir glücklich sind, starten zu können“, fügt Liane Schirmer hinzu.
„Medienkompetenz betrifft ja alle Altersgruppen“, sagt Bibliotheksleiterin Valentine Schirmer. „Und wir haben hier die Räumlichkeiten, um das Angebot kontaktarm zu gestalten.“ Zudem sei die Bücherei zentral gelegen und somit gut erreichbar. Ihre mobilen Endgeräte könnten die Senioren selbst mitbringen, ansonsten stehen bibliothekseigene PC-Stationen oder iPads zur Verfügung. Schirmer zufolge würde das Café Online im Souterrain der Stadtbibliothek jeweils mittwochs in der Zeit von 10 bis 12 Uhr stattfinden. Wer gute Computerkenntnisse hat, und sich eine Mitarbeit vorstellen kann, meldet sich unter 04202/ 9160550 oder per E-Mail: freiwilligenagentur@stadt.achim.de.
Der Termin ist nicht zufällig gewählt: Zur selben Zeit bietet der Senioren- und Behindertenbeirat seine Beratungssprechstunden in Raum 143 (1. Stock, neben dem Trauzimmer) an. Diese liefen auch während der verschärften Corona-Schutzmaßnahmen als offenes Angebot weiter, und das will der neue Beirat so beibehalten.
Der neue Sprecher Wilfried Steding hatte schon 2020 erstmals überlegt, sich beim SeBe zu engagieren. Zum Nachdenken gebracht hatte ihn ein Leserbrief im Achimer Kreisblatt. Darin kritisierte die Schreiberin, dass die Stadt beim Neubaugebiet „Nördliche Innenstadt“ auf dem Lieken-Gelände keinen Fahrstuhl eingeplant hatte. Nachdem lange Zeit viele Aktivitäten durch die Pandemie gebremst waren, ergriff Steding bei der letzten Wahl „relativ spontan“ die Gelegenheit. Sein Thema ist die Selbstbestimmung und Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung. Zuvor hatte er sich viele Jahre ehrenamtlich in Sportvereinen, zunächst beim TB Uphusen, später beim Behindertensportverein (BSV) Achim engagiert. Er begründete auch die Abteilung Rollstuhlbasketball im TSV Achim. „Ich hatte den Eindruck, dass Behinderte im SeBe ein wenig hintenanstehen“, so Steding, der in dieser Richtung wieder mehr Expertise in den Beirat einbringen wird. Laut Liane Schirmer spielt hier auch eine Rolle, dass das Gros der Ratsuchenden eben Senioren sind – was den Anteil an der Bevölkerung in Achim spiegelt. Beim Thema Barrierefreiheit, etwa abgesenkte Bordsteine an Querungen, werde der Beirat auch oft von der Stadt um Stellungnahme gebeten. Diese Themen sind stets auch Bestandteil des Jahresberichts, den der SeBe im April wieder vorlegen soll.
Auch Ausflugsfahrten und Veranstaltungen wie den Adventskaffee will der neunköpfige Beirat wieder intensivieren, sobald dies wieder möglich ist. „Wir wollen etwas Positives reinbringen, worüber sich die Leute freuen können“, so Schirmer. Angedacht sei etwa eine Busfahrt in den Rhododendronpark in Bremen und an die Nordsee. Ein Riesenerfolg war den Sprechern zufolge ein Ausflug nach Gnarrenburg mit Stadtrundtour und Gänseessen im Herbst 2021, die einzige SeBe-Veranstaltung seit 2020. „Wir haben zwei Busse vollgekriegt. Man hat gemerkt, dass das Leutetreffen vielen so enorm gefehlt hat“, erzählt Schirmer.
Für die Seniorenadventsfeiern 2021, die der Beirat leider relativ kurzfristig aufgrund einer neuen Verordnung des Landkreises Verden absagen musste, hatten sich die Ehrenamtlichen eine kleine Entschädigung überlegt: Die Mitglieder des Beirats riefen jeden der etwa 80 Teilnehmer an und brachten anschließend allen eine Tüte Kekse vorbei. Bei den Gesprächen an der Haustür hätten ihr die Leute große Dankbarkeit entgegengebracht, aber auch Anliegen mitgeteilt. Etwa, als Achim im Dezember nicht ausreichend mit Testzentren versorgt war, während für den Mittagstisch, den ein älterer Herr gerne besuchte, die 2G-Plus-Regel galt.
Intern hat sich der Beirat zum Ziel gesetzt, Kenntnisse über die einzelnen Beratungsbereiche – von Wohngeld über Schwerbehindertenausweise bis hin zu Versorgungsleistungen – zu erlangen. „Wir können natürlich keine Rechtsauskünfte geben, aber Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, sagt Schirmer, die auch mit dem Pflegestützpunkt im Landkreis Verden wieder mehr zusammenarbeiten möchte, beispielsweise, indem sich die Mitglieder des Gremiums zu Formularlotsen ausbilden lassen.

Schirmers Schwerpunkt liegt nach eigener Aussage in der Beratung. Damit hat die 66-Jährige auch beruflich viel Erfahrung gesammelt. „Ich bin gerne mit Menschen zusammen. Wenn ich helfen kann und sie hinterher schlauer sind, macht das Spaß“, sagt sie. Mit ihrem Mann war sie mit einem eigenen Betrieb für Gartenplanung selbstständig und war dort überwiegend für Kundenberatung zuständig. Das Gleiche galt für eine Nebentätigkeit bei einem ambulanten Pflegedienst, wo sie Stück für Stück die Beratungsrolle übernahm. Als Initiatorin der Offenen Gartenpforte in Achim hat sie auch Flyer konzipiert und Fahrten organisiert. Über ihren Mann Heinrich, der Übungsleiter im BSV Achim ist, bekam sie mit, wie komplex die Kommunikation mit Behörden für Menschen mit Handicap sein kann. Diese Fähigkeiten will sie nun einbringen: „Ist doch schade, wenn dieses Wissen vor sich hin rottet.“