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Schmucke Büros neben einer Museumszelle

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Von: Michael Mix

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Amtsgerichtsdirektorin Sabine Reinicke freut sich über die unverputzte Klinkerwand in ihrem neuen Büro. Mit auf dem
Amtsgerichtsdirektorin Sabine Reinicke freut sich über die unverputzte Klinkerwand in ihrem neuen Büro. Mit auf dem © Mix

Achim – In das 2011 geschlossene Achimer Gefängnis, das zuletzt als Jugendarrestanstalt diente und in dem in den vergangenen Jahren Justizakten lagerten, zieht nun wieder Leben ein. Genauer gesagt, in das an der Rückseite des Amtsgerichts in der Fußgängerzone gelegene Gebäude, das inzwischen ohne vergitterte Fenster dasteht und im Inneren kaum noch wiederzuerkennen ist.

Denn in Achim verbüßen keine Verurteilten mehr Haftstrafen. Die frühere Justizvollzugsanstalt (JVA) wurde umgebaut und beherbergt künftig Büroräume des Amtsgerichts.

„Wir freuen uns, dass wir diese Woche hier einziehen können“, sagte Sabine Reinicke, Direktorin des Amtsgerichts Achim, beim Pressetermin im ehemaligen Knast. Die Chefin der Behörde räumt ihr Büro im Dachgeschoss der Nebenstelle I, dem früheren Rathaus der Stadt, mit Blick auf den Rathauspark. Die meisten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den JVA-Trakt umziehen, verlassen jedoch die benachbarte Nebenstelle II, die es dann nicht mehr gibt. Dort, wo bis zur Einweihung des neuen Rathauses 1993 das Achimer Tiefbauamt ansässig war, wird nach einer gründlichen Sanierung, wie berichtet, der städtische Abwasserbeseitigungsbetrieb residieren.

Der Verbindungstrakt ist noch nicht fertig.
Der Verbindungstrakt ist noch nicht fertig. © -

Der Großteil der rund 50 Beschäftigten des Amtsgerichts wird Reinicke zufolge in Zukunft im erweiterten Hauptgebäude arbeiten. Das verfügt nach dem Umbau im Rücken über viel mehr Platz als bisher. Die Gefängniszellen sind zwölf modernen Büroräumen, Sanitäranlagen und einer Teeküche gewichen. Von den einst 35 Haftplätzen der JVA Achim ist so gut wie nichts mehr zu sehen. „Aber wir haben noch eine Museumszelle übrig gelassen“, informiert die Direktorin beim Rundgang und öffnet die schwere Stahltür. Dahinter kommt ein schmaler, schmuckloser Raum mit Bettgestell zum Vorschein.

Sabine Reinicke bezieht ein Büro im Obergeschoss. „Hier waren früher zwei Zellen, die Wand dazwischen wurde entfernt“, erklärt sie. Und zeigt auf die unverputzte Klinkerwand – „sehr schön, die gefällt mir ganz besonders“.

Überhaupt seien bei den Abbrucharbeiten in der Ex-JVA noch brauchbare Materialien keineswegs auf dem Müll gelandet. „So wurden alte Klinker beim Herstellen des Verbindungstrakts zwischen dem Gerichts- und dem Gefängnisgebäude wiederverwendet“, betont Reinicke, die froh ist, dass die Belegschaft nun nicht länger mit der „Großbaustelle“ leben müsse.

Auch Felix Unger zeigt sich beim Pressetermin vor Ort erleichtert. „Bei diesem Bauprojekt waren zahlreiche Herausforderungen zu meistern“, stellt der Leiter der zuständigen Baugruppe des Staatlichen Baumanagements Weser-Leine fest.

Da das Gebäudeensemble von 1864 unter Denkmalschutz steht, habe seine Truppe die im Frühjahr 2021 begonnenen Arbeiten eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. „Außerdem mussten wir eine unvorhergesehene Schadstoffsanierung vornehmen, weil Asbest gefunden wurde“, ergänzt Unger. Dazu sei noch ein Mangel an Materialien und Handwerkern gekommen.

Immer wieder gab es Koordinierungsbedarf. „Wir hatten 91 Baubesprechungen“, wirft Sabine Reinicke ein. Das Ergebnis der Arbeiten – unter anderem einbruchssichere Fenster statt ausbruchssichere Stahlgitter davor – könne sich aber sehen lassen.

Eine Museumszelle bleibt erhalten.
Eine Museumszelle bleibt erhalten. © -

„Das Staatliche Baumanagement Weser-Leine hat das Gebäudeensemble komplett saniert und auf den modernsten Stand gebracht, es energetisch aufgewertet und ihm nach außen ein neues Gesicht verliehen – durch ein weiteres Geschoss über dem Zwischengang“, erläutert Baugruppenleiter Unger. Früher seien das Gericht und die JVA nämlich lediglich im Erdgeschoss miteinander verbunden gewesen. Weil die Stockwerke in den beiden Gebäuden nicht auf einer Ebene lagen, habe allerdings eine aufwändige Höhenangleichung erfolgen müssen.

„Und dank des im Verbindungstrakts eingebauten Aufzugs ist das Amtsgericht künftig endlich barrierefrei“, hebt Direktorin Reinicke hervor. „Die Verhandlungssäle im Hauptgebäude können damit auch von Rollstuhlfahrern erreicht werden.“

Für die gesamte Baumaßnahme hat das Land Niedersachsen laut Unger rund zwei Millionen Euro investiert. Die Arbeiten sind fast fertig..

„Alle Teile sind noch nicht angekommen“, räumt Reinhard Klaus, Inhaber der Firma SEP Architekten in Hannover, ein und deutet auf die fehlenden Beschläge bei den Bürotüren. Und der Verbindungsweg zwischen den beiden Gebäuden werde erst in etwa vier Wochen vollendet sein. „Da muss noch Estrich verlegt und gemalert werden.“

Dennoch werde sie und weiteres Personal des Amtsgerichts im Laufe dieser Woche in den neugeschaffenen Trakt umziehen, kündigt Sabine Reinicke an. „Die Nachlass- und die Betreuungsabteilung, die publikumsintensiven Bereiche, nehmen dort die Arbeit auf.“

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