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Nach möglichem Fund von Giftköder in Achim: Tierärztin Christina Fach gibt Tipps

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Von: Dennis Bartz

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Christina Fach, hier mit ihrem fünfjährigen Rüden Samu, rät Hunde- und Katzenbesitzern, bereits bei dem geringsten Verdacht auf eine Vergiftung den Tierarzt oder eine Tierklinik zu kontaktieren.
Christina Fach, hier mit ihrem fünfjährigen Rüden Samu, rät Hunde- und Katzenbesitzern, bereits bei dem geringsten Verdacht auf eine Vergiftung den Tierarzt oder eine Tierklinik zu kontaktieren. © Bartz

Achim – Unter den Hunde- und Katzenbesitzern verbreitete sich die Warnung in der vergangenen Woche wie ein Lauffeuer: Am Achimer Stadtwald, auch bekannt als Öllager, den viele Menschen zum Gassigehen mit ihrem Hund nutzen, soll an einem Gartenzaun eine mit Rasierklingen gespickte Wurst gefunden worden sein.

In derselben Woche erhält die Achimer Polizei nach Auskunft von Sprecherin Imke Burhop den Hinweis, dass ein Hund in der Nähe des Achimer Freibades etwas gefressen und sich danach erbrochen haben soll. Polizeibeamte durchsuchen daraufhin die fragliche Stelle nach Giftködern, werden jedoch nicht fündig.

Immer wieder kursieren ähnliche Warnungen im Internet, dazu gibt es Berichte über Hunde und Katzen, die vergiftet worden sein sollen – zum Teil mit tödlichem Ausgang. Viele Besitzer sorgen sich deshalb um die Gesundheit ihres Tieres und fragen sich: Was kann ich tun, wenn mein Hund oder meine Katzen Giftköder gefressen haben?

Bereits beim geringsten Verdacht, sollte ein Tierarzt und eine Tierklinik kontaktiert werden, rät Tierärztin Christina Fach aus Lunsen: „Denn es kommt oft auf jede Minute an, ob das Tier gerettet werden kann.“ Tierbesitzer sollten dafür immer eine Notfallnummer bei sich tragen.

Und was können Tierbesitzer noch tun? „Im ersten Moment leider nichts. Denn welche Behandlung notwendig ist, hängt stark davon ab, was das Tier gefressen hat. Das muss schnellstmöglich mit einer Röntgenaufnahme und einem Blutbild geklärt werden“, erklärt Christina Fach.

Typische Symptome einer Vergiftung seien beispielsweise auffällig starkes Speicheln oder Hecheln sowie Unruhe. Vorsicht sei ebenfalls dann geboten, wenn das Tier plötzlich apathisch sei. Besitzer könnten außerdem prüfen, ob die Schleimhäute blass sind, denn auch dies könne für eine Vergiftung sprechen, genauso Augenflackern und Zittern.

Danach sollte umgehend mit der Behandlung begonnen werden: „Wenn das Tier einen scharfen oder spitzen Fremdkörper zu sich genommen hat, hilft oft nur eine schnelle Operation“, erklärt Christina Fach.

Sie warnt davor, selbst „herumzudoktern“, denn eine falsche Behandlung könne die Situation verschlimmern, außerdem verstreiche so Zeit, die über das Leben des Tieres entscheiden könnte. „Es kommt leider immer wieder vor, dass Tierhalter sich zu spät melden“, bedauert die Medizinerin. So hätten einige auch eine Hemmschwelle davor, ihren Tierarzt am späten Abend oder am Wochenende anzurufen: „Dafür gibt es keinen Grund. Der Tierarzt oder eine Tierklinik sind für Notfälle immer erreichbar.“

Etwa ein bis zwei Mal pro Jahr behandele sie in ihrer Praxis Hunde oder Katzen, die vergiftet worden seien, zum Beispiel mit Rattengift. Die Symptome zeigen sich dann meist erst nach einigen Tagen, zum Beispiel durch rote Flecken am Bauch, die durch innere Blutungen verursacht werden. Dann sei unter anderem die Behandlung mit einer Bluttransfusion notwendig. Werde die Aufnahme von Rattengift frühzeitig erkannt, reiche oft schon eine Spritze, die dafür sorge, dass der Hund sich erbricht. „Die Chancen, dass er schnell wieder gesund wird, sind dann sehr gut“, so Christina Fach.

Besonders gefährlich sei die Vergiftung mit sogenanntem Schneckenkorn, das zu neurologischen Ausfallerscheinungen und epileptischen Krampfanfällen beim Hund führe. „Dann muss alles sehr schnell gehen. Eine Infusionstherapie ist dann oft die einzige Chance, das Leben des Tieres zu retten“, so Christina Fach.

Sie weist darauf hin, dass nicht immer eine böse Absicht hinter einer Vergiftung stecke. Oft lagerten Menschen gefährliche Stoffe auch zu sorglos, und ihr eigener Hund frisst diese. „Aber auch die Menschen, die selbst kein eigenes Tier haben, sollten daran denken – sie gefährden damit sonst womöglich frei lebende Tiere.“

Sicher verwahrt werden sollten auch Gegenstände, die Hunde und Katzen beim Spielen verschlucken könnten: „Zum Beispiel Haargummis, Bratschläuche und Gummifiguren, die zum Sammeln in Supermärkten angeboten werden. Von denen habe ich schon einige operativ entfernen müssen“, berichtet Christina Fach.

In ihrer Praxis habe sie außerdem bereits drei Katzen behandelt, die von Tierhassern angeschossen worden waren: „Vermutlich mit einem Luftgewehr – zum Glück konnten alle gerettet werden.“

Um die Versorgung am Wochenende weiter zu verbessern, richten hiesige Tierärzte derzeit einen „Notfallring“ ein. Daran beteiligen sich neben Christina Fach weitere fünf Tierarztpraxen in Achim, Uphusen, Etelsen und Oyten. Start ist voraussichtlich am 1. März. „Wir richten eine zentrale Nummer ein, die immer erreichbar ist, und wollen damit auch die beiden Tierkliniken in Posthausen und Sottrum entlasten“, erklärt Fach.

Auch wenn in den zuletzt gemeldeten Verdachtsfällen in Achim nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, ob es sich tatsächlich um Giftköder gehandelt hat, sei die Polizei besonders aufmerksam, betont Pressesprecherin Imke Burhop. Der Einsatz- und Streifendienst achte verstärkt auf mögliche Giftköder und nehme Hinweise ernst. Hauptaugenmerk liege neben dem Stadtwald auf andere beliebte Spaziergängerrouten.

Die Giftköder-Problematik ist nicht neu: Im vergangenen Jahr wurden laut Polizeiangaben Schlachtabfälle am Rande des Bierdener Friedhofes gefunden, die dort als möglicher Giftköder abgelegt worden sein könnten. „Der Verursacher ist nicht bekannt“, so Burhop.

Sie bittet Bürger, die einen möglichen Giftköder entdeckt haben, diesen nicht zu berühren und ihren Fund sofort unter der Telefonnummer 04202/99 60 bei der Polizei zu melden.

Das Auslegen von Giftköder sei kein Kavaliersdelikt: „Im Einzelfall können zum Beispiel Ermittlungen wegen Sachbeschädigung oder wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen werden“, sagt Polizeisprecherin Burhop. Nach dem Tierschutzgesetz sind Geldstrafen bis zu einer Höhe von 25 000 Euro möglich.

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