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Mehr Barrierefreiheit gerne – aber später: Stadt Achim will Fußgängerzone nach Baustellen angehen

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Von: Christian Walter

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Die Pflasterung in der Achimer Fußgängerzone ist immer wieder Grund für Beschwerden. Die Stadt hat das Thema auf dem Zettel, will es aber noch nicht sofort angehen. Das Drumherum kommt nach den Großbaustellen.
Die Pflasterung in der Achimer Fußgängerzone ist immer wieder Grund für Beschwerden. Die Stadt hat das Thema auf dem Zettel, will es aber noch nicht sofort angehen. Das Drumherum kommt nach den Großbaustellen. © Dennis Bartz

Einerseits entstehen durch kaputte Steine immer wieder gefährliche Löcher, für manche Besucher der City, etwa im Rollstuhl, ist es generell ein Hindernis: das Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone. Das Problem ist der Stadt bekannt. Sie will den Belag umgestalten – aber erst nach Abschluss der Großprojekte.

Schon lange gebe es Beschwerden über das Kopfsteinpflaster in der Achimer Fußgängerzone, sagte Steffen Zorn, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, kürzlich bei einem Pressegespräch zum Thema Entwicklung der Innenstadt. Für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollatoren beispielsweise sei die Pflasterung ein Hindernis.

Wilfried Steding, Sprecher des Senioren- und Behindertenbeirats der Stadt und selbst Rollstuhlfahrer, sagt dazu: „Es war eigentlich schon immer Thema, dass wir das nicht besonders gut finden. Dieses Huckelpflaster ist für uns Gift. Dieser Zustand besteht schon viel zu lange.“

Zur reinen Existenz der Kopfsteinpflasterung kommen laut Steffen Zorn immer wieder Schadstellen, die laufend ausgebessert werden. Der Sandstein sei anfällig, einzelne Pflastersteine gingen immer mal wieder kaputt, sodass auch für andere Personen hier und da die Gefahr besteht, sich zu vertreten und schlimmstenfalls zu verletzen. „Da sind teilweise richtige Lunken drin“, brachte es Bürgermeister Rainer Ditzfeld wenig technisch, dafür anschaulich auf den Punkt. Wilfried Steding hat in seinem Rollstuhl auch damit selbst schon Erfahrung gemacht: „Ich bin, als ich mal nicht die ganze Zeit nach unten geguckt habe, mit einem Vorderrad in so ein Loch geraten, da saß ich plötzlich vorne auf der Kante. Das ist wie ein Auffahrunfall mit dem Auto. Da hat nicht viel gefehlt. Sowas kann im Krankenhaus enden.“

Auch Steffen Zorn ist sich bewusst darüber, dass gerade beim Thema Barrierefreiheit in Bezug auf das Pflaster „Luft nach oben ist“. Die Stadt hat also auf dem Zettel, dass Handlungsbedarf besteht, „aber das jetzt schon anzugehen, ergibt keinen Sinn“, so Zorn im Pressegespräch. Warum? Weil der Innenstadt, wie berichtet, in näherer Zukunft verschiedene Baustellen an Großprojekten ins Haus stehen: Das Sparkassengebäude wird neu entwickelt, wenn die Bank bis Ende des Jahres auf das Lieken-Gelände umgezogen sein wird, ein Teil abgerissen und neu bebaut, dazu kommt die Neuentwicklung rund um das Nientkewitzhaus – das alles soll erst fertig sein, bevor man das Drumherum anfasst und damit auch die Probleme, die das Kopfsteinpflaster mit sich bringt, ein Stück weit entschärft.

Konkrete Planungen, was für ein Belag an welchen Stellen sinnvoll ist, gibt es laut Zorn noch nicht. „Dazu machen wir uns später noch Gedanken.“ Was aber feststeht, ist, dass dann gleich der große Wurf ansteht. Das heißt, dass im Zuge der Umgestaltung des Bodenbelags auch das Grünflächenkonzept weiterentwickelt werden soll – erste Entsiegelungen und Bepflanzungen haben gerade erst rund um den Gieschen-Kreisel und am westlichen Eingang der Fußgängerzone stattgefunden.

Dazu sollen die Versorgungsleitungen für Strom und Wasser im Erdreich neu geordnet und verlegt werden, damit die Marktbeschicker und Organisatoren von Veranstaltungen bessere Verhältnisse in der Innenstadt vorfinden. Dann sollen auch die Zeiten vorbei sein, in denen auf dem Wochenmarkt zwischen den Ständen quer über die Laufflächen der Kundinnen und Kunden Stromkabel verlaufen, die durch Gummimatten abgedeckt werden müssen, damit sie nicht zur Stolperfalle werden.

Mit der Aussicht darauf, dass das Pflaster erst in wenigen Jahren angefasst werden soll, ist Wilfried Steding vom Senioren- und Behindertenbeirat naturgemäß nicht zufrieden. „Das gefällt uns natürlich nicht, aber vielleicht kann man ja eine Zwischenstufe machen.“ Was er damit meint, betrifft vor allem die Streifen auf beiden Seiten der Fußgängerzone, die aus größeren, glatteren Platten zusammengesetzt sind, und auf denen Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren zwar nicht perfekt, aber immerhin besser zurechtkommen. Ein Teil einer Zwischenstufe könne sein, so Steding, dass diese Spur aus großen Platten mit neuen Wegen ergänzt wird. Vom Bibliotheksplatz zur Marktpassage beispielsweise, dort quälen sich Menschen mit Mobilitätseinschränkungen seit Jahrzehnten über das kleinteilige Kopfsteinpflaster.

„Äußerst unglücklich“ aus Sicht des Senioren- und Behindertenbeirats: Die Spur aus größeren, glatteren Platten endet genau an den neu gesetzten Bäumen.
„Äußerst unglücklich“ aus Sicht des Senioren- und Behindertenbeirats: Die Spur aus größeren, glatteren Platten endet genau an den neu gesetzten Bäumen. © Christian Walter

„Äußerst unglücklich“ sei zudem, dass diese Platten-Spur am westlichen Ende der Fußgängerzone neuerdings nicht mehr nur einfach ausläuft und in das Kleinpflaster übergeht, sondern direkt an den Einfassungen der neu gesetzten Bäume endet. Eine Ergänzung dieser Streifen um die Bäume herum wäre aus Stedings Sicht eine sinnvolle Ergänzung. Dass außerdem während der Markttage die Händler ihre Wagen oder Waren auf diesen Streifen beiderseits der Fußgängerzone abstellen (müssen), ist im Sinne der Barrierefreiheit ebenfalls nicht förderlich.

Das Pflaster in der Achimer Fußgängerzone wird neu gedacht, gemacht und geordnet werden, es dauert nur noch ein bisschen.

Von Christian Walter

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