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Achim – „Es ist nicht auszuschließen, dass wir möglicherweise nochmal die Reißleine ziehen müssen“, sagte Rainer Kunze, Vorsitzender des Vereins Achimer Tafel, mit Blick auf die steigenden Corona-Inzidenzwerte. Seit Anfang März sind die Einrichtung an der Unterstraße sowie die Zweigstellen in Oyten-Bassen und Thedinghausen-Lunsen wieder geöffnet. Dank der „großen Unterstützung“ von Sponsoren und Supermärkten in der Region, die zwei besondere Aktionen ermöglicht hätten, habe jedoch ein Großteil der bedürftigen Kunden auch während der monatelangen Schließzeiten infolge der Lockdowns 2020 und zu Beginn dieses Jahres günstig mit Lebensmitteln versorgt werden können, bilanzierte Kunze am Montag beim Pressegespräch im Tafelhaus erfreut.
Das übliche wuselige Treiben an den Ausgabetresen sei trotz des inzwischen eingebauten Spuckschutzes in Pandemiezeiten nicht möglich. „Oberste Priorität hat bei uns, die 100 ehrenamtlichen und überwiegend älteren Mitarbeiter des Vereins vor dem Virus zu schützen“, erklärte der 80-jährige Vorsitzende. Das Gleiche gelte für die Kunden, die ebenfalls vielfach zur Gruppe „60 plus“ gehörten und damit ein höheres Risiko hätten, an Covid-19 schwer zu erkranken. „Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass wir hier noch keinen einzigen Corona-Fall hatten“, fügte Kunze hinzu.
Seit 2007 gebe es die Achimer Tafel, die Nahrungsmittel vor dem Wegschmeißen rette und gleichzeitig Menschen mit schmalem Geldbeutel, meistens Hartz-IV-Bezieher, dabei helfe, über die Runden zu kommen. „Eigentlich sind wir nicht mehr aus dem öffentlichen Leben wegzudenken.“ Doch von Mitte März bis Mitte Mai vergangenen Jahres und dann erneut von November bis Ende Februar habe die Tafel wegen Corona insgesamt sechs Monate lang geschlossen werden müssen. Was für den Verein auch finanziell schwer zu stemmen gewesen sei. „Unsere Betriebskosten belaufen sich jährlich auf 85 000 Euro“, verdeutlichte Kunze.
Mit Hilfe von Spenden und Aktionen sei die Achimer Einrichtung, „anders als einige andere der rund 1 000 Tafeln in Deutschland, die bis an den Rand des Ruins getrieben wurden“, jedoch recht gut durch die „schwierige Zeit“ gekommen. Im Frühling 2020 habe der Verein einen Lieferdienst aufgebaut und Waren zu besonders bedürftigen Kunden gebracht. Und für die Vorweihnachtszeit sei ein „Gutscheinkonzept“ gemeinsam mit Markus Hauptig, Betreiber des Rewe-Markts an der Ueser Kreuzung, und Christian Seidel, der den Oytener Rewe-Markt führt, entwickelt worden. Auch die beiden Edeka-Märkte in Achim hätten sich daran beteiligt. „Es wurden Gutscheine mit einem Wert von je 20 Euro für Nahrungsmittel ausgestellt, nicht für Alkohol oder Zigaretten, die dann bei diesen Läden eingelöst werden konnten“, erläuterte Kunze. „Damit haben wir 70 bis 75 Prozent unserer Kunden erreicht.“ Eine Win-Win-Situation, auch aus Sicht der Händler. „Wir wollen Waren ja nicht unnötig in die Mülltonne werfen“, sagte Hauptig beim Pressegespräch.
Den Gesamtwert der Gutscheine bezifferte Rainer Kunze auf 13 000 Euro. Der Lieferdienst habe natürlich auch Geld gekostet. Aber große und kleine Sponsoren hätten der Tafel stark unter die Arme gegriffen. Den Löwenanteil mit 10 000 Euro habe der Rotary-Stadttombolaverein beigesteuert. „Das machen wir gerne“, unterstrichen dessen Vertreter Thomas Döring und Jürgen Hille. Die Stadtwerke Achim machten 3 000 Euro locker. „Als kommunales Unternehmen fühlen wir uns der Region und den hier lebenden Menschen verbunden“, erklärte Vorstandssprecher Sven Feht den Einsatz des Energieversorgers für die Tafel und deren Hunderte Kunden.