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Lebensdrang und Todesfaszination: Künstlerin Svenja Wetzenstein aus Achim veröffentlicht Buch

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Von: Dennis Bartz

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Svenja Wetzenstein widmet sich in ihrem Atelier dem Thema „Totentanz“.
Svenja Wetzenstein widmet sich in ihrem Atelier dem Thema „Totentanz“. © BARTZ

Achim – „Es ist kein Buch über den Tod, sondern über das Leben. Es soll dem Leser bewusst machen, dass jeder Moment kostbar ist“, erklärt Künstlerin Svenja Wetzenstein aus Achim. Vor wenigen Tagen hat sie ihr neues Buch „Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind‘t – ein Totentanz“ veröffentlicht. Der Titel ist eine Textstelle im Gedicht „Es ist alles eitel“, das Dichter Andreas Gryphius in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geschrieben hat. „Damals bestimmten Pest und Hungersnöte das Leben der Menschen“, erklärt Wetzenstein.

Sie hatte 2019 auf einem Mittelalterfestival einen Darsteller begleitet, der dort als Gevatter Tod unterwegs war. „Besonders faszinierend war für mich, dass er eigentlich Feuerwehrmann ist. Sein Job ist es, Leben zu retten“, betont Wetzenstein.

Aus den etwa 500 Fotografien, die an dem Tag entstanden sind, hat sie die prägnantesten ausgewählt und künstlerisch umgesetzt. Zahlreiche Werke aus Öl auf Holzplatte sind so entstanden. 50 davon zeigt sie in ihrem Buch. Zusätzlich hat sie darin ein Interview veröffentlicht, das sie mit dem Tod geführt hat.

Ausführliche Informationen zur Intention Svenja Wetzensteins gibt eingangs des Buches die Kunstmalerin Barbara Camilla Tucholski, die sich ausführlich mit ihren Werken beschäftigt hat. Sie schreibt darin: „An die Stelle des mittelalterlichen Tanzes und Reigens setzt Svenja Wetzenstein die narrative Aktion, die Situation des zwischenmenschlichen Handelns in den Fokus ihres künstlerischen Interesses.“

Svenja Wetzenstein hatte sich während der Coronazeit mit ihrem Totentanz-Projekt um ein Stipendium zur Förderung von Kulturschaffenden beim Land Niedersachsen beworben – und wurde von einer Jury ausgewählt. Der Berufsverband der Bildenden Künstler hat sie als Herausgeber ihres Buches unterstützt.

Wer die Originalbilder auf Holz sehen will, für den bietet sich ab Sonntag, 2. Juli, die Gelegenheit dazu. Denn Svenja Wetzenstein stellt mit Bildhauerin Rosa Jaisli aus Bremen unter dem Titel „Frau Tod und der Sensenmann“ im Zentrum für zeitgenössische Kunst des Syker Vorwerks aus. Die Vernissage startet um 12 Uhr. Bis zum 17. September werden die Werke dort zu sehen sein.

Die Achimerin Svenja Wetzenstein und die gebürtige Chilenin Rosa Jaisli weisen gemeinsam auf die großen Unterschiede der Figur des Todes hin. „Im Spanischen ist der Tod ,la Muerte‘, also weiblich, häufig auch als wunderschöne Todin Catrina dargestellt. ,Mein‘ Tod ist ein eher nordischer in eine schwarze Kutte gehüllter Mann, der eine Sense hält“, erklärt Wetzenstein dazu.

Die Faszination für den Totentanz, der seinen Ursprung im 14. Jahrhundert hat, packte Wetzenstein bereits in jungen Jahren, als sie mit ihrer Klasse die Marienkirche in Lübeck besucht hat, in der das Werk „Lübecker Totentanz“ von Maler Bernt Notke zu sehen war. „Das Bild hat mich damals nicht mehr losgelassen“, so Wetzenstein, die seit etwa 16 Jahren in Achim wohnt und wirkt.

Beim Totentanz handelt es sich nach Auskunft der Künstlerin um eine Darstellungsform, die zeigen soll, dass das Leben endlich ist und der Tod häufig keine Rücksicht darauf nimmt, wie alt jemand ist und welcher Schicht er angehört. „Er nimmt jeden mit, wenn die Zeit gekommen ist. Und im Tod sind wir alle gleich“, erklärt Wetzenstein ihre Sicht.

Die 49-Jährige ist in Kiel geboren und aufgewachsen. Dort hatte sie auch Kunst und Deutsch auf Lehramt studiert, ehe sie sich an der Kieler Kunsthochschule ganz ihrer Leidenschaft, der freien Kunst, gewidmet hatte.

Eine Besonderheit ihrer Werke ist die Wahl des Untergrunds: Nachdem die Künstlerin früher oft auf großen Leinwänden gemalt hatte, hat sie vor einiger Zeit Holzplatten für sich entdeckt. „Die Maserung ist für mich dabei genauso wichtig wie meine Malerei. Beides lässt sich gut miteinander verbinden. Ich habe deshalb immer zahlreiche Holzplatten in meinem Atelier und wähle je nach Motiv die passende aus“, erklärte die Künstlerin kürzlich in einem Gespräch. Sie nennt einen ausgeprägten Lebensdrang als Triebfeder ihres Schaffens.

Während der Coronazeit habe sie eine große Sehnsucht nach Normalität verspürt: „Es ist mir sehr schwergefallen, als während des Lockdowns das Leben gefühlt stillstand.“

Die Künstlerin gibt ihr Wissen auch in Kursen beim Kunstverein in Achim weiter und stellt Werke ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus: das nächste Mal am Sonntag, 26. März, ab 12 Uhr beim Tag der offenen Tür unter dem Motto „Sekt und Suppe“ – dieses Mal mit dem Schwerpunkt „Eingefrorenes“. Nach den Osterferien startet zudem ein neuer Kurs, für den sich Interessierte anmelden können: „Unter dem Motto ,Ein neues Leben‘ werden wir unfertigen Bildern neues Leben einhauchen.

Weitere Infos gibt es unter www.kunstverein-achim.de.

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