„Hohe Geschwindigkeits- und Lärmspitzen“

Achim – „Hohe Geschwindigkeits- und Lärmspitzen“ an der Roedenbeckstraße hat ein Gutachten festgestellt. Eine Verkehrserhebung und Schallmessung über sieben Tage und Nächte im September 2021 habe ergeben, dass die Anwohner der Ortsdurchfahrt Badenermoor durch die Blechlawine dort und insbesondere durch Raser stark belastet seien, heißt es in der Untersuchung, die das Kasseler Ingenieurbüro LK Argus im Auftrag der Stadt Achim erledigte.
Denn viele Autofahrer drückten auf der nahezu schnurgeraden Kreisstraße 6 ordentlich auf die Tube und missachteten das dort vorgeschriebene Höchsttempo von 50 oder abschnittsweise auch 70 km/h. LK Argus hält „lärmmindernde Maßnahmen“ für erforderlich.
Das sah der Ratsausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Klimaschutz am Dienstag genauso. Politiker aller Fraktionen forderten den Landkreis dringend zum Handeln auf. Denn der sei ja bei der K 6 Straßenbaulastträger und damit zuständig, erklärten Vertreter der Stadt Einwohnern aus Badenermoor, die bei der Sitzung im Ratssaal zugegen waren.
Und die erhielten zunächst wohl eine gute Nachricht. „Der Landkreis hat zugesagt, kurzfristig in Badenermoor zu blitzen“, informierte Steffen Zorn, Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung im Rathaus.
Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Wilhelm Hogrefe, wolle sich dafür einsetzen, dass die genannte Ortsdurchfahrt „langfristig“ verkehrsberuhigt werde, teilte Volker Wrede mit. Der Christdemokrat aus Achim-Baden meinte damit den Bau von Fahrbahnteilern und Einengungen an der K 6.
Auch die SPD werde das Thema auf Kreisebene ansprechen, versicherte Werner Wippler für seine Partei. „Der Landkreis sollte eine dauerhafte Geschwindigkeitsmessanlage in Badenermoor installieren“, fügte der Sozialdemokrat hinzu.
Die Verkehrsprobleme in dem Achimer Ortsteil seien doch schon seit vielen Jahren Thema, sagte Jürgen Kenning und schob eine Spitze gegen die Behörde in Verden hinterher: „Es ist unglaublich, wie lange es dauert, bis der Landkreis sich bewegt.“ Dabei leide die Bevölkerung in Badenermoor erheblich unter dem Lärm, erklärte der Grüne.
Stefan Schuster, Leiter des Straßen- und Verkehrsmanagements bei der Stadt Achim, setzte noch einen oben drauf. „Die Situation vor Ort ist deutlich schlechter als im Gutachten dargelegt“, sagte er und meinte damit den vom Verkehr ausgehenden Schallpegel, der auf viele Anwohner der K 6 tatsächlich weitaus stärker einwirke als die Studie darlege.
„Es ist an der Roedenbeckstraße zum Teil unerträglich“, unterstrich ein Bürger in der Sitzung. Um Geschwindigkeitssünder auszubremsen, sei mehr nötig als nur Blitzer oder Tempo-30-Schilder aufzustellen. „Bauliche Maßnahmen halte ich für wirksamer“, sagte der Mann. Und forderte Politik und Verwaltung zum raschen Handeln auf. „Das Überschreiten von Lärmgrenzwerten muss doch Folgen haben.“
LK Argus hatte bei der Untersuchung an drei Zählstellen an den beiden Ortseingängen und in der Dorfmitte täglich rund 4 000 Fahrzeuge auf der Roedenbeckstraße registiert. Und bei Tempomessungen ein hohes Maß an Verstößen gegen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ermittelt.
An einer Stelle war das Ergebnis der Studie zufolge besonders gravierend. „69 Prozent aller Fahrzeuge überschreiten an den Messtagen die zulässige Höchstgeschwindigkeit“, schreibt LK Argus. Nachts sei der Anteil der Temposünder sogar auf 82 Prozent hochgeschnellt.
Was die Anwohner erheblich mit Lärm belastet. „An den Gebäuden entlang der Roedenbeckstraße liegen die Beurteilungspegel im Tageszeitraum zwischen 60 und 66 dB(A). Die geringsten Werte weisen dabei die Gebäude am südwestlichen Ortseingang auf, die etwas zurückversetzt liegen. Im Nachtzeitraum liegen die Beurteilungspegel zwischen 52 und 57 dB(A)“, stellt LK Argus fest.
Die Grenzwerte der Bundeslärmschutzverordnung für Wohngebiete liegen bei 59 dB(A) am Tag und 49 dB(A) in der Nacht. Für Mischgebiete, die es im gewerbearmen Badenermoor nur vereinzelt gibt, sind die Grenzwerte jeweils um 5 dB(A) höher.
Nahezu alle Einwohner leiden unter dem Lärm. Tagsüber wird laut dem Ingenieurbüro an 39 der 44 untersuchten Immissionspunkte der Grenzwert überschritten, im Nachtzeitraum an 42 der 44 Immissionspunkte.
Zur Lärmminderung an der Roedenbeckstraße unterbreitet LK Argus ein Bündel an Maßnahmen. „Geschwindigkeitsreduzierung“ lautet das erste Stichwort. Das vorgeschriebene Höchsttempo von 50 auf 30 zu verringern, würde den Lärm um bis zu drei dB(A) vermindern. Um dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen, müssten jedoch zusätzlich regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen erfolgen.
Einen ähnlichen Effekt auf den Schallpegel an der K 6 in der Ortsdurchfahrt wie Tempo 30 hätte nach Angaben des Fachbüros eine Fahrbahnsanierung. Der Straßenverkehr wäre durch lärmmindernde Beläge etwas weniger laut.
Darüber hinaus seien bauliche Maßnahmen geeignet, damit Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen. So könnten an den Ortseingängen Mittelinseln, auch Fahrbahnteiler genannt, errichtet werden. Fahrbahnverengungen oder -verschwenkungen hält LK Argus für sinnvoll. Aber auch „Rüttelstreifen, die ein akustisches Signal beim Befahren hervorrufen“.