„Kunterbunt geht´s rund“

Achim – „Kunterbunt geht´s rund“ fasst Leiterin Meike Holsten die Stimmung in der neuen Helene-Grulke-Schule in Achim zusammen. Bereits Anfang Januar hat die staatlich anerkannte Förderschule in Trägerschaft der Stiftung Waldheim den Betrieb im 4,5 Millionen Euro kostenden Neubau an der Steuben-Allee aufgenommen. Offiziell eingeweiht wurde das 1600 Quadratmeter große Gebäude mit geometrischen Formen, das einen fröhlich bunten Tupfer ins Straßenbild des Stadtwaldviertels setzt, am Freitag.
Zu der Feierstunde in der bestuhlten, geschmückten, prallvollen neuen Turnhalle begrüßten Carl-Georg Issing, Vorstand des Waldheims, und Schulleiterin Holsten neben Kindern, Eltern und Lehrkräften auch Vertreter der am Bau beteiligten Firmen, Repräsentanten aus Politik und Verwaltung sowie zahlreiche „Ehemalige“ der seit 1979 bestehenden Helene-Grulke-Schule, die bisher auf dem Gelände der Stiftung Waldheim in Cluvenhagen ansässig war. Der pädagogische Schwerpunkt der Lernstätte liegt auf der geistigen Entwicklung von jungen Menschen; derzeit werden 100 Schülerinnen und Schüler vom ersten bis zum zwölften Schuljahr unterrichtet.
„Wir sind schon über paar große und kleine Steine in der Planungs- und Bauphase gestolpert“, verriet Holsten passenderweise, nachdem sie auf dem Weg zum Mikrofon auf der Bühne ins Straucheln geraten war. „Brauchen Sie soviele Räume? Denken Sie an die Kosten!“, habe Issing immer wieder gemahnt. „Aber Kinder, die ganz normal anders sind“, bräuchten viel Platz, etwa Differenzierungsräume oder eine Turnhalle für Bewegung. „Hier wurde eine gute Grundlage zum Lernen geschaffen“, stellte Meike Holsten zufrieden fest.
Klar vermisse sie auch die „gute alte HGS“ in Cluvenhagen, die Begegnung mit den „Waldheimern“ dort, fügte sie hinzu. „Nun freuen wir uns aber über die neue bunte Schule“, über das „Haus der Sonne“, wie es einst von der Gründerin der Stiftung Waldheim und der Namensgeberin der Schule erdacht worden sei.

Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth nahm diesen Faden auf. „Das, was ich hier gesehen habe, das Bunte, das macht Spaß, hier zu lernen“, sagte die Sozialdemokratin in ihrem Grußwort.
Die Einweihung der Helene-Grulke-Schule in Achim sei auch für den Landkreis Verden ein „großer Tag“, betonte Landrat Peter Bohlmann. Für den in zweijähriger Bauzeit erstellten Neubau seien zwei Millionen Euro aus der Kreisschulbaukasse als zinsloses Darlehen geflossen.
Nicola Feil, Leiterin des Regionalen Landesamts für Schule und Bildung, erinnerte daran, dass es bereits 2013 eine „erste Idee“ für eine neue, größere HGS gegeben habe. „2017 erfolgten dann erste Gespräche mit dem Landkreis und der Stadt Achim.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen. „Raum für bunte Vielfalt“ sei entstanden.
Musik, Tanz und Theater lockerten die erfreulich kurzweiligen Reden, von denen noch einige folgen sollten, zwischendurch auf. HGS-Lehrer und Künstler Stephan Bierstedt-Bruhn griff zur Gitarre und stimmte stimmungsvolle Songs an, wobei er auch von Mädchen an Trommeln und einer jungen Sängerin begleitet wurde. Kinder aus der Primarstufe gaben das Schullied zum Besten. Die Theater-AG begeisterte das Publikum mit dem Stück „Die mysteriöse Box“. Und eine Tanzgruppe erntete für ihre Aufführung zu dem Hit „Wir sind anders, wir sind bunt“ Riesenapplaus.

Die kreativen, tollen Beiträge zeigten schon: „Hier ist Leben in der Schule“, äußerte Erster Stadtrat Daniel Moos. Durch die HGS sei die Achimer Schullandschaft noch bunter geworden, befand der Vizechef der Stadtverwaltung.
Britta Seitz, Noch-Vorsitzende des Schulvereins, und ihre Nachfolgerin Susanne Bargfrede wiesen darauf hin, dass die Eltern durch eine Mitgliedschaft dort das Schulleben unterstützen könnten. Denn der Verein finanziere Ausflüge, Klassenfahrten, Projekttage oder die Anschaffung von Sport- und Spielgeräten mit.
„Warum musste Helene Grulke, geboren 1881, nach 142 Jahren noch einmal umziehen?“ Diese Frage warf Carl-Georg Issing auf und beantwortete diese sogleich. „Wir wollten das Tagesförderstättenangebot auf dem Waldheim-Gelände in Cluvenhagen verbessern, aber die Helene-Grulke-Schule auch verstärkt in den öffentlichen Raum, in die Stadt, holen.“
Der Vorstandssprecher dankte Politik und Verwaltung in Achim, dass das mit ihrer Hilfe gelungen sei, aber auch dem Landkreis für die kräftige Finanzspritze und zwei Unternehmen, die großzügige Spenden in fünfstelliger Höhe für das Projekt beisteuerten, sowie den Architekten und Handwerkern für ihre Arbeit. Infolge von Material- und Personalmangel sei der Neubau ein halbes Jahr später fertig geworden als geplant.
Harald Wendt, Geschäftsführer von Ahrens Architekten in Nienburg, hob hervor, dass bei der Konzeption des Gebäudes die Aspekte „Energieeinsparung“ und „Nachhaltigkeit“ eine große Rolle gespielt hätten. So seien in den Außenwänden „Füllziegel mit Hohlraum und Dämmmaterial drin“ verbaut worden.