Katja Otten aus Achim gründet Facebook-Gruppe „Achim kehrt vor der eigenen Haustür“

Achim – Grünabfälle in Plastiksäcken, die achtlos im Wald abgeladen wurden, ein defekter Fernseher in der Marsch, Sperrmüll an der Böschung der Ueser Weserbrücke, dazu jede Menge Fast-Food-Tüten, Kippen, Bonbonpapier und Flaschen. Über das Ausmaß der Verschmutzung, die sie vorgefunden hat, als sie mit ihrem Gasthund Merlin in den vergangenen Wochen täglich für mehrere Stunden in der Natur unterwegs war, ist Katja Otten aus Achim noch immer entsetzt.
Doch anstatt sich nur darüber zu ärgern, möchte sie etwas verändern und hat dafür die Facebook-Gruppe „Achim kehrt vor der eigenen Haustür“ ins Leben gerufen, der jeder Interessierte beitreten kann.
Besonders ärgert sich die Naturfreundin nach eigenen Worten über junge Leute, die ihren Müll offenbar aus dem Autofenster schmeißen oder nach einer Party an der Weser Pizzapackungen, Bierdosen und andere Dinge dort zurücklassen. „Ich kann das nicht verstehen. Für mich ist das ein Widerspruch: Einerseits rennen sie freitags auf die Straße, um gegen den Klimawandel zu demonstrieren, was eine gute Sache ist – aber vor der eigenen Haustür wird die Situation scheinbar immer schlimmer.“
Jeder sei mitverantwortlich dafür, etwas gegen die Müllberge in der Landschaft zu tun, findet Katja Otten, die ihr Verhalten selbst bereits in vielen Punkten verändert hat. „Seit einem Musikfestival trage ich als Raucherin zum Beispiel immer einen Taschen-Aschenbecher bei mir – auch bei Spaziergängen in der Natur“, erklärt sie.
Hin und wieder packe sie zudem eine Tüte ein, um kleine Mengen Müll aufsammeln und entsorgen zu können. „Mein Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren. Jeder sollte sich hinterfragen und überlegen, was er beitragen kann. Schon kleine Dinge können viel verändern“, ist sich Katja Otten sicher.
Abfall in der Natur gebe nicht nur ein schlechtes Bild ab, er sei auch eine Gefahr: „Menschen und Tiere können sich schwer verletzen, wenn sie in Glasscherben treten. Vögel, Igel und andere Wildtiere nehmen womöglich Plastikteile auf, weil sie sie für Futter halten. Außerdem vergrößert man auch das Krähenproblem, wenn die Vögel stadtnah Nahrung zwischen dem Müll finden.“
Katja Otten lobt dagegen das große Engagement der Vereine und der Feuerwehr, die am Wochenende Müllsammelaktionen im Achimer Stadtgebiet anbieten (siehe Infobox). „Aber andererseits ist es eben auch extrem schade, dass das überhaupt nötig ist“, findet sie.
Um auf das Problem der Vermüllung in der Natur aufmerksam zu machen, postet Katja Otten regelmäßig Fotos ihrer Fundstücke in ihrer Facebookgruppe und lädt andere Nutzer dazu ein, ihrem Beispiel zu folgen. „Es geht nicht darum, andere öffentlich vorzuführen. Ich möchte dafür sensibilisieren und glaube, dass das viel bewirken kann“, erklärt sie.
In besonders schlechter Erinnerung hat sie den vergangenen Himmelfahrtstag, an dem viele, vor allem junge Leute, mit Bollerwagen umhergezogen sind. „Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich gesehen habe, dass auf einem Spielplatz Schnapsflaschen zerschlagen im Sand lagen. Wir waren alle mal jung, aber das geht nicht. So etwas darf nie wieder passieren“, sagt sie und appelliert: „Veränderungen fangen vor der eigenen Haustür an.“
Müllsammelaktionen am Wochenende
„Baden räumt auf“ lautet das Motto am heutigen Samstag, 18. März, ab 9 Uhr. Treffpunkt ist beim Roten Kreuz an der Bahnhofstraße. Die Arbeitsgemeinschaft Badener Vereine ruft alle Einwohner dazu auf, sich am Frühjahrsputz zu beteiligen. Teilnehmende sollten Handschuhe und Eimer mitbringen. Das Tragen einer Warnweste wird empfohlen. Die Freiwillige Feuerwehr und ihre Jugend werden die Aktion unterstützen. Gegen 11 Uhr treffen sich alle wieder beim Roten Kreuz und werden dann vom Schützenverein mit Würstchen und Getränken für ihren ehrenamtlichen Einsatz belohnt.
Alle Vereine in Embsen starten ebenfalls am Samstag eine gemeinsame Aufräumaktion im Dorf. Interessierte Helferinnen und Helfer treffen sich um 9.30 Uhr am Feuerwehrhaus. Wer dabei sein möchte, kommt einfach vorbei. „Arbeitshandschuhe sind von Vorteil“, teilen die Organisatoren mit.
Wegen des Schneefalls am vergangenen Wochenende hat die Dorfgemeinschaft Uphusen ihre Müllsammelaktion auf Samstag, 18. März, verlegt. Um 10 Uhr treffen sich die Teilnehmer beim Feuerwehrhaus Uphusen, Arenkamp 3. „Ein sauberer Ort Uphusen und eine müllfreie Landschaft“ sind laut Ankündigung das Ziel. „Sie können andere Mitbürger überzeugen, etwas zu tun und selbst Vorbild sein“, sagt die Gemeinschaft. Mitzubringen sind Müllzangen, Handschuhe und bei Bedarf Bollerwagen – Müllsäcke werden gestellt. Die Teilnehmer an der Aktion erwartet anschließend eine Stärkung am Feuerwehrhaus.
Die Dorfgemeinschaft Badenermoor hat den Frühjahrsputz für den morgigen Sonntag, 19. März, angesetzt, weil dort dann weniger Verkehr im Ort zu erwarten ist. Um 10 Uhr geht es auf dem alten Dorfplatz los, wo es dann auch ab 12 Uhr Würstchen und Getränke für die Helfenden gibt.
Wer größere Mengen Müll findet, kann diese übrigens bequem online anzeigen: Die Stadt Achim bietet auf ihrer Internetseite unter anderem dafür einen Mängel-Melder für Bürgerinnen und Bürger an. „Sie erhalten ein Feedback, wenn die Sache erledigt ist“, teilt der Pressesprecher der Stadt Achim, Kai Purschke, mit. Die Verwaltung gibt die Hinweise an den Landkreis Verden weiter, der als untere Abfallbehörde zuständig ist.
Finden die Mitarbeiter in dem Müll Hinweise auf den Verursacher, etwa durch Adressen auf Briefumschlägen oder Kontoauszügen, kann das teuer werden: Bereits kleinere Delikte wie das illegale Entsorgen von Fast-Food-Tüten werden nach Auskunft des Landkreises mit einem Bußgeld in Höhe von 50 Euro bestraft, wer Sperrmüll in der Natur ablädt, muss mit mehreren Hundert oder sogar Tausend Euro rechnen.
Katja Otten hat kein Verständnis dafür, dass jemand sich die Mühe macht, um etwa alte Möbel am Straßenrand zu entsorgen. „Schließlich gibt es ja die Möglichkeit, kostenlos Sperrmüll zu beantragen“, wundert sie sich.
Anderer Unrat, der häufig illegal in der Natur entsorgt wird, wie beispielsweise Autoreifen, Farbeimer und Bauschutt, hänge womöglich mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten zusammen: „Aufgrund der Inflation können sich einige Menschen die Gebühren, die auf dem Abfallhof anfallen, womöglich nicht mehr leisten. Vielleicht wäre es sinnvoll, dass der Landkreis diese entsprechend reduziert“, lautet ihr Vorschlag.