Diler Salim hat allen Grund, stolz auf sich zu sein. Und er ist es auch. Der 15-jährige Iraker, der mit seinen Eltern und sechs Geschwistern in Achim wohnt und die Klasse 9b des Cato-Bontjes-van-Beek-Gymnasiums besucht, hat ein Stipendium der Start-Stiftung ergattert.
Achim - Diler ist einer von lediglich elf Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Niedersachsen, die in das dreijährige „Bildungs- und Engagement-Programm“ der Stiftung neu aufgenommen wurden. Bundesweit hatten sich 1 118 Mädchen und Jungen zum Schuljahr 2019/20 dafür beworben; 159 von ihnen haben es schließlich geschafft.
Schulleiter Dr. Stefan Krolle hatte Diler für das Stipendium vorgeschlagen und das in einem Gutachten begründet. „Ein sehr zuverlässiger junger Mann mit altruistischen Motiven“, rühmt ihn der „Cato“-Direktor. Zudem sei Diler sogar mal Jahrgangsbester gewesen. „Er spricht besser Deutsch als manche, die hier groß geworden sind“, fügt Krolle hinzu.
Bereits als Achtjähriger landete der Hochgelobte, ein jesidischer Kurde, mit seiner Familie in Achim. „Wegen den Anfängen des IS im Irak“ hätten seine Eltern mit ihm und den vier jüngeren Schwestern damals die Heimat verlassen, erzählt der Stipendiat im Gespräch mit dieser Zeitung. „Und meine Mutter wollte mir und den anderen Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen.“
„Ich habe schnell Deutsch gelernt“
Diler Salim ergriff die Chance. „Ich habe schnell Deutsch gelernt und in der Astrid-Lindgren-Schule eine Gymnasialempfehlung erhalten.“ Doch der eigene Erfolg macht ihn nicht blind für die Not und den Unterstützungsbedarf anderer Flüchtlinge. Seit der dritten Klasse helfe er Menschen, „beim Übersetzen und bei Behördengängen zum Beispiel. Und im Bürgerzentrum gebe ich Kindern zweimal pro Woche Nachhilfe“. Sozialarbeiter Mehmet Ates greife ihm dabei unter die Arme.
Diler unterstützt jungen Koreaner beim Deutsch lernen
Darüber hinaus engagiert sich Diler am „Cato“ beim Chancenpatenschaftsprogramm „Schüler helfen Schülern“. Er unterstütze einen jungen Koreaner beim Deutsch lernen. „Ich will was zurückgeben“, beschreibtDiler Salim seine Motivation. „Demokratie ist mir auch ganz wichtig“, merkt er an.
Kein Wunder, dass das für die Bewerbung um ein Stipendium verlangte „Motivationsschreiben“ des jungen Mannes und das Gutachten des Schulleiters bei der Start-Stiftung auf fruchtbaren Boden fielen. Vor kurzem bekam Diler zusammen mit den anderen Niedersachsen und sieben Bremern das begehrte Dokument überreicht. Der Feierstunde im Bremer Rathaus wohnten auch seine Eltern, eine Schwester und Krolle bei. Michael Okrob, Geschäftsführer der Start-Stiftung, sprach dabei von einem „starken Netzwerk aus Gestalterinnen und Gestaltern, die sich aktiv für unsere Demokratie einsetzen“.
15-Jähriger liest gerne Doktorarbeiten
Das Stipendium beinhaltet eine Geldleistung über 3 000 Euro, „für Bildung; ich werde mir wohl Bücher und Lehrmaterial für die Schule davon kaufen“, sagt der vielseitig interessierte 15-Jährige, der gerne auch Doktorarbeiten liest, „aktuell zur Astrophysik“. Am besten sei aber die ideelle Förderung. Treffen mit den anderen Stipendiaten und „Akademien zu bestimmten Themen“ gehörten dazu. Zusammen mit „Taku“ aus Löningen bereite er gerade ein Projekt vor. Diler verrät vorerst nur soviel: „Wir wollen Geld für gemeinnützige Zwecke sammeln.“