1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Verden
  4. Achim

Jugendtreff nach Corona stark gefragt: „Geschlechtersensible Arbeit“

Erstellt:

Von: Michael Mix

Kommentare

Der Jugendtreff an der Langenstraße.
Der Jugendtreff an der Langenstraße. © Mix

Achim – „Jugendliche hatten nach der Corona-Zeit ein starkes Bedürfnis, sich wieder gemeinsam zu treffen“, stellte Jan-Henning Göttsche am Montag in der Sitzung des Sozialausschusses des Stadtrats fest. Deshalb gebe es einen „starken Zuwachs von neuen Besucherinnen und Besuchern“ im Jugendtreff an der Langenstraße. „Das Haus mit seiner guten Lage mitten im Zentrum ist meist voll“, durchschnittlich kämen 25 Leute pro Tag.

Göttsche, der den Treff und den Campus auf dem Gelände der IGS an der Waldenburger Straße leitet, sowie sein Kollege Achim Franz informierten Politik und Verwaltung über die aktuelle Situation in Sachen Jugendarbeit, die der Verein Sozialpädagogische Familien- und Lebenshilfe (Sofa) im Auftrag der Stadt betreibt. Seit dem Ende der Pandemie-Beschränkungen herrsche eine „gute Atmosphäre“ im Jugendtreff, betonten beide. „Toll, dass wir das Koordinationsteam Achimer Jugendarbeit haben, bei dem Akteure aus Politik und Verwaltung, aber auch der Kirche mitmischen“, ergänzte Franz, pädagogischer Leiter bei Sofa.

Täglich gibt es Angebote und feste Gruppen.
Täglich gibt es Angebote und feste Gruppen. © -

Nicht zuletzt dank von dort kommender Impulse könne der Verein ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche auf die Beine stellen. Der Treff verfüge im Erdgeschoss über einen „offenen Bereich“ mit Kicker, Billard, Playstation, Ecken für Gesellschaftsspiele und Musik hören, informierte Jan-Henning Göttsche. Im sogenannten Medienbüro machten junge Leute selbst Musik. In einem weiteren „Kreativraum“ betätigten sich vor allem Mädchen künstlerisch, andere wiederum tummelten sich in der Küche des mehrstöckigen Gebäudes, um dort raffinierte Rezepte in die Tat umzusetzen. Aber es gebe auch eine Kochgruppe für Jungen.

Der Jugendtreff sei Anlaufpunkt für zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan, berichtete Göttsche. Aber es kämen auch viel mehr Mädchen als früher. „Das ändert die Stimmung zum Positiven, denn es gibt dadurch weniger Platzhirschgehabe“, merkte er an.

Im Treff, aber auch dezentral leiste Sofa „geschlechtersensible Arbeit“. Die Gruppe „Girl Power“ komme meistens im Bürgerzentrum an der Magdeburger Straße zusammen, der Campus an der IGS biete eine Mädchen-AG. Und an der Langenstraße sei mittwochs „Mädchentag“.

Schach matt? Wer mag, vertreibt sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen im zentral gelegenen Gebäude der Stadt.
Schach matt? Wer mag, vertreibt sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen im zentral gelegenen Gebäude der Stadt. © -

Viele der Besucherinnen wünschten sich „geschützte Bereiche“. Ob es sinnvoll oder anachronistisch ist, die Geschlechter zu trennen, darüber gingen im Sofa-Team, das je zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehe, die Meinungen auseinander, verriet Göttsche. Die räumlichen Gegebenheiten ließen es allerdings auch gar nicht zu, einen eigenen Trakt für Mädchen zu schaffen. „Aber wir sorgen dafür, dass sich Leute auf Wunsch zurückziehen können.“ Manche wollten das Separate auch aus religiösen Gründen, wusste Franz.

Jungenarbeit finde im Treff ebenfalls statt, teilte Göttsche weiter mit. „Bei Geflüchteten fängt man zum Teil bei null an“, räumte er mit Blick auf Macho-Gehabe ein. Es bringe jedoch nichts, Menschen aus fremden Kulturen von oben herab zu behandeln.

Göttsche bedauerte, dass der Jugendtreff mit seinen Treppen nicht barrierefrei sei und auch kein Außengelände habe. „Bei schönem Wetter wäre eine kleine Terrasse mit Sitzmöbeln wünschenswert.“ Ausschussvorsitzender Paul Brandt (SPD) forderte die Verwaltung auf, zu checken, ob und gegebenenfalls wie das geändert werden könne.

Auch interessant

Kommentare