„Das macht einfach Spaß und Laune“

Achim – Im Saal ist es schummrig, nur das Licht über der Bar scheint hell. Die Blicke der Besucher sind nach vorne gerichtet, die Körper bewegen sich leicht im Takt. Auf der Leinwand an der Bühne erscheinen die ersten Zeilen von Madonnas „Material Girl“: „Some boys kiss me, some boys hug me, I think they’re ok“. Die Buchstaben färben sich langsam pink und die versammelte Menge singt mit.
Der Schmetterabend im Kasch ist erst fünf Minuten im Gange, doch der Stimmung nach singen die Frauen und ein paar Männer seit Stunden mit. Sabine Müller geht eilig auf die Bühne. Im hellen Scheinwerferlicht kündigt die Moderatorin das nächste Lied an. Auch hier färben sich die Buchstaben des Liedtextes pink, die Farbe gibt die Schnelligkeit vor. „Lass die Leute reden und hör Ihnen nicht zu. Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun.“ Die Erfahrungen der „Ärzte“ scheinen einige zu teilen und nicken beim Refrain wissend mit.
Die Musik ist im stetigen Wechsel, englische und deutsche Texte, Musik aus den 80ern und heute, Schlager und Rock. Die Singenden lassen sich tragen von der Musik, müssen mal mehr, mal weniger auf den Text achten, weil sie ihn schon kennen. Manchmal brauchen sie ein bisschen, um mit den Lyrics warmzuwerden, doch eingängige Refrains nehmen sie wieder mit. Ob sie den Ton dabei treffen, das ist egal. Darum geht es nicht.
„Es muss nicht schön sein, aber laut“, sagt Christine Trillhase mit einem Lachen. Sie steht mit ihren Freundinnen Iris Mansch und Sandra Kempa im hinteren Teil des Raums an einem Stehtisch. „Das weicht deutlich von meinem eigenen Musikgeschmack ab, aber das ist egal, es soll ja für jeden was dabei sein“, sagt sie. „Es macht richtig viel Spaß“, ist Kempa von ihrem ersten Besuch der Mitsingparty begeistert. „Es macht wirklich Spaß lauthals mitzusingen, im Auto mache ich das auch“, pflichtet ihr Mansch gutgelaunt bei.
Sunrise Avenue tönen aus den Lautsprechern und Sängerin Janina Schwarz bewegt sich behände durch die Besucherschar, während sie ins Mikro singt. Vorsichtig stellt sie sich neben eine Frau, hält ihr das Mikro hin und beide singen weiter: „We can play together“. Nur manchmal schüttelt die eine oder andere Singende den Kopf, dann geht die Künstlerin aus Fischerhuder weiter.

Franziska Warsitz gehört zu denen, die sich traut und mit Schwarz mitsingt. Sie ist neu in Achim, hat früher im Chor gesungen und auf Instagram Freikarten für den Abend gewonnen. Ihre Freundin Giuliana Paderi, die genau wie sie gerne singt, hat sie mitgenommen. „Hier braucht es keinem peinlich sein, wenn mal ein schiefer Ton kommt“, mag Warsitz das Singen in der Gemeinschaft.
Nur bei einem Lied, da bleibt es still, singt nur manchmal Müller mit. „Linger“ von den Cranberrys. Vielleicht war es zu herausfordernd. Doch der Abend hält das aus. Cliff Richards „Rote Lippen soll man küssen“ kennt nun wieder jeder. Und spätestens als die Musik zu „Don’t stop believn’“ von den Journeys gespielt wird, macht der Schmetterabend seinem Namen alle Ehre.
Loslassen. Musik hören, dem Text folgen, singen. „Wir sind Helden“ holen textlich den Vorschlaghammer raus, besingen das Denkmal und im Kasch singt jeder mit, auch hinter Mischpult und Bar. Die Energie und gute Laune von Sabine Müller und Janina Schwarz tun ihr übriges für die blendende Laune auf der Tanzfläche. Das Kasch hat sie vereint, erzählen beide am Rande, und die Mitsingparty sie zu Freundinnen gemacht.
Mit Abbas „Thank you for the music“ geht der beschwingte Abend zu Ende. Das Licht geht an. Besucherinnen bedanken sich vereinzelt bei den beiden für die schönen zwei Stunden.
„Das macht einfach Spaß und Laune“, sagt Tanja Strauß, die der guten Stimmung wegen schon zum siebten, achten, nein neunten Mal da war. „Es hilft beim Abbau vom Stress im Alltag.“ Zum nächsten Schmetterabend wird sie wiederkommen, im Oktober.