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Vera Holstein aus Achim startet Treff für alleinstehende Senioren im Café Clüverhaus

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Von: Dennis Bartz

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Vera Holstein beschreibt sich selbst als aktive Seniorin, die gerne etwas unternimmt.
Vera Holstein beschreibt sich selbst als aktive Seniorin, die gerne etwas unternimmt. © BARTZ

Achim – „Lass‘ uns mal wieder ‘ne Runde sabbeln.“ Im Freundeskreis von Vera Holstein ist das ein geflügeltes Wort. Und die Verabredungen, die daraus entstehen, tun der Alleinstehenden aus Achim und ihren Freundinnen gut.

Trotzdem fühle sie sich manchmal einsam, erklärt die 81-Jährige, die deshalb eine Single-Dinner-Idee aus dem Internet aufgegriffen hat und künftig alle vier Wochen zu einem Ü65-Treff in das Kaminzimmer im Café Clüverhaus einlädt. Der nächste Termin ist am Samstag, 3. Juni, um 15.30 Uhr. „Ich möchte Menschen Mut machen, neue Kontakte zu knüpfen, und freue mich selbst auf nette Gespräche“, betont Holstein.

Als Single-Treff, bei dem die Verkupplung im Mittelpunkt steht, will sie ihre Idee aber nicht verstanden wissen: „Es geht stattdessen um den Austausch untereinander und darum, Menschen zu finden, mit denen man gerne Zeit verbringt: gemeinsam ins Kino geht, ins Theater oder ein Konzert besucht.“

Holstein betont, sie habe ein erfülltes und glückliches Leben geführt, bis ihr Mann vor etwa vier Jahren verstorben ist. Erst im Sommer vergangenen Jahres sei es ihr dann gelungen, den schmerzhaften Verlust zu verarbeiten und sich an das Leben ohne Partner an ihrer Seite zu gewöhnen. „Ich fahre inzwischen gerne auch mal alleine ans Meer, miete mir dort einen Strandkorb, esse ein Fischbrötchen und fahre dann wieder nach Hause“, erklärt Holstein, die sich dabei aber zumindest hin und wieder über eine nette Begleitung freuen würde. „Es wäre schön, jemanden zu treffen, bei dem man auf Anhieb das Gefühl hat, dass er zu einem passt – ein Mensch, mit dem man gerne Zeit verbringt.“

Die Achimerin kennt das Gefühl, einsam zu sein, obwohl sie eine große Familie hat – zwei Kinder und inzwischen fünf Enkel. Aber denen möchte sie ihren Freiraum lassen. „Schließlich haben die ihr eigenes Leben“, betont die Seniorin.

Aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis weiß sie, dass es vielen älteren Menschen genauso geht wie ihr. Viele von ihnen hätten zwar „unter der Woche“ einiges zu tun, es falle ihnen jedoch schwer, jemanden zu finden, mit dem sie am Wochenende etwas Schönes unternehmen können.

Holstein macht dafür auch die Coronazeit verantwortlich, in der viele zuvor aktive und lebenslustige Menschen ihrer Meinung nach zunehmend vereinsamt sind: „In dieser Zeit hat sich vieles verändert, zahlreiche Angebote sind verloren gegangen. Es gibt Menschen, die haben ihren Garten und ihren Haushalt – ansonsten erleben sie nichts. Einige von ihnen haben geradezu Angst davor entwickelt, alleine ins Café zu gehen.“ Diesen Menschen möchte sie mit ihrem Angebot Mut zusprechen, mal wieder etwas Neues zu erleben.

Sie möchte zudem ein Alternativangebot für diejenigen schaffen, für die beispielsweise die Spiele- und Seniorentreffs vom Deutschen Roten Kreuz oder der Arbeiterwohlfahrt nicht das Richtige sind – oder die als Ausgleich dazu mal etwas anderes unternehmen möchten. „Ich möchte die junggebliebenen Senioren ansprechen. Das Alter ist für mich nur eine Zahl“, stellt Holstein klar.

Anfang Mai hatte sie zu einem ersten Treffen eingeladen – über die große Resonanz war sie überrascht. Obwohl sie nicht viel Werbung dafür gemacht hatte, waren elf Leute gekommen: auch aus Etelsen, Daverden und Langwedel. Darunter aber nur ein Mann: „Ich wünsche mir eine gemischte Gruppe“, stellt Holstein klar. Sie geht gerne ins Restaurant, besucht Theater und Konzerte. Die frühere Mitarbeiterin in einem Fachgeschäft für Glas und Porzellan ist beispielsweise Stammgast bei den Jazz-Konzerten der Bremer Waldbühne. „Die lasse ich niemals ausfallen“, betont Vera Holstein, die in ihrer Freizeit zudem Ahnenforschung betreibt. Am liebsten wäre es ihr, wenn aus den Treffen im Clüverhaus ein Selbstläufer wird und dort viele Bekanntschaften entstehen. Denn sie findet, dass jeder einen Menschen an seiner Seite haben sollte, mit dem er richtig schön sabbeln kann.

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