Betriebe der Kreishandwerkerschaft unterstützen Achimer Sterneneltern vor Einzug in neue Räume

Baden – Knapp zwei Monate, nachdem die Sterneneltern Achim den Schlüssel für ihre neuen Vereinsräume erhalten haben, ist die ehemalige Küsterinwohnung der Kirchengemeinde Baden kaum wiederzuerkennen. „Wir sind sehr gut im Zeitplan“, freut sich die Vorsitzende Stefanie Gebers.
Dem Tag der offenen Tür am Sonntag, 18. Juni, zu dem die Sterneneltern alle Interessierten einladen, steht also nichts im Wege. Der Umzug in die neuen Räume soll sogar schon ein paar Wochen früher, irgendwann im Mai, über die Bühne gehen. Am alten Standort an der Pavillonstraße werden dafür bald die ersten Kartons gepackt. An einem Wochenende sollen dann alle Helfer zusammengetrommelt werden, kündigt Gebers an: „Dann holen wir die Möbel und alle anderen sperrigen Sachen ab.“
Dass alles so schnell geht, verdankt der gemeinnützige Verein neben den zahlreichen Ehrenamtlichen sechs Mitgliedsbetrieben der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser. Dort hatte Stefanie Gebers um Unterstützung gebeten. Ihre Idee, aus der Renovierung der Räume eine Azubi-Aktion zu machen, kam gut an.
Trotz der vollen Auftragsbücher standen schon wenige Tage später die insgesamt sechs Lehrlinge auf der Matte, freigestellt vom Dietz Meyer Malerbetrieb aus Dörverden, von Lebensart by Dieter Buschmann aus Achim, vom F. Buschmann Malereifachbetrieb aus Achim, dem Malereibetrieb Andreas Wulf aus Thedinghausen und dem Malerbetrieb Sven Seevers aus Blender.
„Wir mussten die Arbeitszeit nicht bezahlen, das hilft unserem Verein enorm weiter. Dass so viele dazu bereit waren, uns zu unterstützen, rührt uns sehr“, bedankt sich die Sterneneltern-Vorsitzende, die regelmäßig nach dem Fortschritt auf der Baustelle geschaut hat und immer wieder überrascht darüber war, wie schnell den Auszubildenden des ersten bis dritten Lehrjahres die Arbeit von der Hand ging.
„Die ,schönen‘ alten Tapeten aus den 60er-Jahren waren schnell runter, sie haben die Wände grundiert, tapeziert und auch schon neu gestrichen. Auch um die Decken, Türen und Heizkörper haben sich die Auszubildenden gekümmert.“
Weil alles nach Plan lief, konnten bereits Anfang dieser Woche die Bodenbelagsarbeiten beginnen. Und auch dafür hat sich ein Mitglied der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser gemeldet: die Firma Rutz Raumgestaltung aus Achim. Inhaber Vitali Rutz beschäftigt derzeit zwar keine Auszubildenden, dafür haben er und seine Gesellen selbst mit angepackt – und das ebenfalls ohne eine Stunde zu berechnen. „Im ersten Schritt haben wir die alten Fliesen gereinigt und gespachtelt. Danach kommt Klick-Vinyl auf den Boden. Bis Mitte nächster Woche sind wir fertig“, kündigt Rutz an, der nicht lange überlegen musste, ob er die Sterneneltern unterstützt: „Als fünffacher Familienvater war es für mich selbstverständlich“, sagt der Bodenleger.
Auch bei der Beschaffung des notwendigen Materials, also der Farben und des Vinyls, ließ Steffi Gebers ihre Kontakte spielen – und hatte wieder Glück: „Die Firma Emalux in Achim und Farben Seemann in Bremen haben uns alles, was wir brauchten, zu einem sehr guten Preis beschafft.“
Der Lehrlingswart der Malerinnung, Sven Seevers, lobt das große Engagement der beteiligten Betriebe und glaubt daran, dass auch sie davon profitieren werden: „Für das Lehrlingswesen ist es eine tolle Sache. Aus professioneller Sicht war es beeindruckend zu sehen, welchen Eigenorganisationsgrad die Lehrlinge an den Tag gelegt haben. Selbst die, die erst im ersten Lehrjahr sind, haben hervorragende Arbeit geleistet.“
Im Moment falle es den Betrieben zunehmend schwer, gute Lehrlinge zu finden: „Deshalb ist es umso wichtiger, Praktika anzubieten, um die Bewerber damit direkt in der Schule zu erreichen. Außerdem sind wir regelmäßig bei Berufsmessen, um unser Handwerk dort zu präsentieren.“
Sven Seevers freut sich zwar darüber, dass auch immer mehr Geflüchtete einen handwerklichen Beruf erlernen. Der erfahrene Prüfer wünscht sich jedoch, dass mehr Rücksicht darauf genommen wird, dass ihnen zum Teil die deutsche Sprache noch schwer fällt: „Wir müssen ihnen mehr Zeit geben und vielleicht auch mal ein Auge zudrücken. Sie erhalten keinen Nachteilsausgleich, weil Deutsch als Amtssprache vorausgesetzt wird. Sie dürfen während der Prüfung nicht einmal ein Wörterbuch benutzen. Dabei tun sich selbst Muttersprachler schwer mit den zum Teil sehr ähnlich klingenden Multiple-Choice-Fragen in der Prüfung.“
Mit etwa 110 Quadratmetern Nutzfläche bietet der neue Vereinssitz der Sterneneltern in Baden Platz für drei Gruppenräume und ein Büro. „Die Wohnung ist zudem voll unterkellert – wir haben künftig also viel mehr Lagerfläche und richten uns unten zusätzlich einen Teamraum ein“, kündigt Gebers an.
Für sie bot diese Woche ein weiteres Highlight: Die Küche, die als eine Art Herzstück der neuen Vereinsräume fungieren soll, wurde geliefert und aufgebaut. Um den fälligen Gesamtbetrag in Höhe von 4 620 Euro aufzubringen, hatte der Verein eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform www.gofundme.com gestartet. 3 465 Euro sind dort bereits eingegangen. „Jetzt hoffen wir darauf, dass wir auch den Rest noch zusammenbekommen“, sagt Stefanie Gebers. In der Küche sollen unter anderem die Selbsthilfegruppen gemeinsam kochen – ein wichtiger Teil der Trauerarbeit.
Den Link zur Kampagne finden Interessierte auf der Facebook-Seite der Sterneneltern Achim und unter www.sternenelternachim.de.
Wer die Arbeit des Vereins unterstützen möchte, spendet dafür auf das Spendenkonto bei der Kreissparkasse Verden, IBAN: DE61 2915 2670 0020 4715 46.