Bau des Busbahnhofs führt zu Umleitungen

Achim – „Achim verändert sich“, sagt Bürgermeister Rainer Ditzfeld und nimmt dabei vor allem die sogenannte nördliche Innenstadt in den Blick. Anstelle des Lieken-Turms sei dort ein neues Achimer Wahrzeichen in den Himmel gewachsen, wie manch ein Anhänger des alten Fabrikgebäudes inzwischen anerkennend feststelle. Und neben dem frisch errichteten Hochhaus, wo Investor W&S und Teile der Politik einst mit „Kaufland“ einen großen Verbrauchermarkt ansiedeln wollten, sollen noch dieses Jahr eine Mobilitätsstation mit elf Parkdecks und ein Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) in den Betrieb gehen, informierte Ditzfeld am Montag bei einem Pressegespräch im Rathaus.
Aber auch auf der anderen Seite des Bahnhofs, auf dem ehemaligen Postgrundstück, werde schon bald Neues entstehen. Geplant ist dort ein mehrstöckiges Büro- und Wohngebäude. „Und ich bin überzeugt davon, dass wir auch am Gieschen-Kreisel und in der Fußgängerzone in nächster Zeit entscheidend vorankommen werden“, fügte der Bürgermeister in Anspielung auf die Projekte „Markthöfe“ und Ladenzeile im bisherigen Sparkassengebäude hinzu. Von der Beratung über ein Vorhaben und einem politischen Beschluss dazu bis hin zur Umsetzung „dauert es leider fast immer ziemlich lange“, merkte er an. Die Aktivitäten nördlich des Bahnhofs, wo trotz vier unterschiedlicher Bauherren – W&S, ID-Bau, Bremische Volksbank und Stadt – alles erstaunlich schnell vorangehe, markierten in Achim einen „Meilenstein für die Verkehrsanbindung“.
Im sich entwickelnden Lieken-Quartier „läuft jetzt viel parallel“, schaltete sich Stadtplaner Andreas Gräfe ein. Der Bau des Kindergartens sei ja schon im Gange, noch in diesem Monat solle das Fundament für die Mobilitätsstation gelegt werden.
Bereits in knapp zwei Wochen, am Montag, 20. März, erfolge der Spatenstich für den ZOB, leitete Verkehrsplaner Stefan Schuster zum Hauptthema beim Pressegespräch über. Vorgesehen sei, etwa zeitgleich auch mit dem Endausbau der Königsworther Straße, der Verbindung zwischen der Embser Landstraße und der Gaswerkstraße, zu starten. Denn über diese Achse wird das Lieken-Quartier verkehrlich erschlossen, während die Busse darüber den ZOB ansteuern.
Die Bauarbeiten führen zur Sperrung eines Großteils der Gaswerkstraße. „Da werden wir alles dichtmachen, außer für Fußgänger, die auch weiterhin den Bahnhofstunnel erreichen können“, kündigte Schuster an. Auto- und Radfahrer könnten über die Lerchenstraße bis zum EWE-Parkplatz und zu den Stadtwerken gelangen.
Der ZOB wird nach Angaben von Schusters Kollegin Nina Gerlach auf 240 Metern Länge auf der Nordseite des Bahnhofs gebaut. „Wir schaffen dort vier Aufstellflächen für Busse in Beton.“ Dazu kämen noch zwei asphaltierte kleinere Boxen für die Bürgerbusse.
Nicht nur für den ÖPNV in Achim und der Region, sondern auch optisch werde der ZOB ein Gewinn sein, versprach Gräfe. „Er wird besser als der Standard aussehen.“ Dank eingeworbener Städtebaufördermittel seien „attraktive Unterstände“ mit Gründächern konzipiert.
Hinter dem ZOB, in Höhe der Einmündung der Königsworther Straße auf die Gaswerkstraße, sollen am Gleisstrang außerdem eine Kiss-and-Ride-Anlage und zwei Taxi-Stellplätze geschaffen werden, ergänzte Gerlach. Des Weiteren sei gegenüber, an der Mobilitätsstation, eine Carsharing-Station geplant.
Autofahrer können die Gaswerkstraße künftig nur noch über die Königsworther Straße oder die Lerchenstraße erreichen. „Der Bereich des ZOB ist nur für Busse und Radfahrer frei“, stellte Schuster klar. Die unter dem Hochhaus im Lieken-Quartier entstehende Tiefgarage und auch die Ladezone für Rossmann können dagegen vom Fritz-Lieken-Eck angefahren werden, ließ Gerlach wissen.
Wie die Planerin weiter mitteilte, werden im Zuge der Arbeiten für den ZOB auch Schmutzwasserkanalschächte im Einmündungsbereich Fritz-Lieken-Eck / An der Eisenbahn saniert. Und in den Sommerferien müsse der Abschnitt vollgesperrt werden, weil dort dann ein Teilstück des Radschnellwegs entstehen soll.
Der Bau der 200 Meter langen Königsworther Straße und des Busbahnhofs sowie die Kanalsanierung kosteten insgesamt zwei Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt überwiegend durch überörtliche Fördermittel, den Rest hat die Stadt zu tragen. Beim ZOB sind laut Schuster die Landesnahverkehrsgesellschaft und der Zweckverband des Verkehrsverbunds Bremen / Niedersachsen die Hauptgeldgeber.
Letztere übernehmen ihm zufolge auch den Löwenanteil der Kosten für den Bau eines Aufzugs an der Nordseite des Bahnhofstunnels. Diesen barrierefreien Zugang vom ZOB und den nördlichen Stadtvierteln zu den Gleisen oder auch zur Innenstadt gegenüber der DB durchzusetzen, habe die Stadt einige Mühe gekostet, verriet Schuster. Bis das Projekt in die Tat umgesetzt werde, könne es jedoch noch Jahre dauern.
„Wir versuchen auch, wie ebenfalls vom Senioren- und Behindertenbeirat der Stadt gewünscht, den mittleren Fahrstuhl barrierefrei zu gestalten“, sagte der Planer auf Nachfrage. Dass dieser Lift so wenig Platz biete und praktisch nicht von Radfahrern genutzt werden könne, hänge mit Leitungsmasten in dem Bereich zusammen. Diese umzusetzen, erfordere erheblichen Aufwand. Er hoffe, dass die Bahn in naher Zukunft zumindest eine Schiene für Fahrräder neben dem Treppenaufgang zu den Gleisen 2 und 3 verwirkliche.
Die Stadt verändere ihr Gesicht und gehe mit der Zeit, waren sich der Bürgermeister und die übrigen Beteiligten in der Runde einig. „Wir wollen den Bahnhof Achim als Alternative zum Individualverkehr entwickeln“, sagte Stefan Schuster. Damit solle ein nennenswerter Beitrag zur Mobilitätswende geleistet werden. Ein großer Schritt dafür sei sicherlich auch das 49-Euro-Ticket.