„Tunnel zur neuen Schule hinter Bahnhof“

Achim – Die Ratsgruppe SPD schlägt vor, in Höhe der P+R-Anlage und den Stadtwerken einen zweiten Achimer Bahnhofstunnel zu schaffen. Solch eine Verbindung für Radfahrer und Fußgänger zwischen dem Paulsberg und der Gaswerkstraße mache Sinn, wenn nördlich der Gleise, wie geplant, eine neue Grundschule gebaut werde, da die meisten Kinder aus dem Einzugsbezirk der Lernstätte im südlichen Bahnhofsquartier wohnten, schreibt stellvertretender Fraktionsvorsitzender Herfried Meyer an Bürgermeister Rainer Ditzfeld.
Die Stadtverwaltung solle prüfen, ob eine Unterführung im genannten Bereich machbar ist.
Der Rat der Stadt Achim habe in seiner Sitzung am 15. Dezember vorigen Jahres den strategischen Grundsatzbeschluss gefasst, für die bisherige Grundschule am Paulsberg ein neues Gebäude im Bereich nördlich der Bahnlinie zu errichten, leitet Meyer die auch an die lokale Presse weitergeleitete „Anregung“ ein. Demnach solle 2025 mit diesem Bau begonnen werden, die Fertigstellung sei für 2027 zu erwarten.
Die Bahnstrecke würde dann für die überwiegende Anzahl der Schülerinnen und Schüler eine Barriere darstellen. Bislang gebe es lediglich eine Unterführung an der Bruchstraße und die Möglichkeit, entweder die Straßenbrücke am Bahnhof oder den dortigen Tunnel zu nutzen.
Diese Strecken seien allerdings „aus verschiedenen Gründen nach unserer Ansicht nicht ausreichend geeignet, sie als regelmäßigen Schulweg für die künftigen Grundschüler“ auszuweisen, urteilt Meyer. Und nennt die Stichworte „ziemlich weit“, „viel Verkehr“ und „düster“.
Die Ratsgruppe, zu der außer den Sozialdemokraten auch Marcel Dominic Bandowski von den Freien Wählern gehört, regt daher an, eine neue Querspange für Radfahrer und Fußgänger zwischen dem alten Schulquartier am Paulsberg und der nördlichen Innenstadt ins Auge zu fassen. Diese könnte zwischen der bisherigen P+R-Anlage am Bahnhof im südlichen Bereich und dem Gebäude der Stadtwerke Achim AG auf der nördlichen Seite verlaufen. „Diese Verbindung sollte unterhalb der Bahnlinie als Tunnel ausgeführt werden“, schreibt Meyer.
Auf der nördlichen Seite befindet sich ihm zufolge das Niveau der Gaswerkstraße bereits deutlich tiefer als der Gleiskörper. „Im Bereich der P+R-Anlage bestünde nach unserer Vermutung flächenmäßig genügend Platz, um entsprechende befahrbare Rampen für eine Tunnelführung zu errichten.“
Zudem gebe es die Chance, am westlichen Rand des Mittelbahnsteigs einen Aufgang oder einen behindertengerechten Fahrstuhl mit ausreichenden Maßen, der im jetzigen Bahnhofstunnel fehlt, zu errichten. „Als Vorbild einer solchen Realisierung könnte die Lösung der Unterführung im Bereich des Verdener Bahnhofs dienen“, merkt Meyer an.
Die Anbindung des Mittelbahnsteigs könnte nach seinem Dafürhalten zudem den vorhandenen Fußgängertunnel im Bahnhof entlasten, zumal der am Nordseite entstehende Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) „von einer neuen Unterquerung direkt erreichbar wäre“.
Die SPD-Ratsgruppe bittet die Verwaltung, „diese Anregung auf eine prinzipielle Machbarkeit und den von uns unterstelltem Nutzen zu überprüfen und über das Ergebnis im zuständigen Fachausschuss zu berichten“. Auch sollte das Planungsressort im Rathaus die genannte Tunnellösung dahingehend abklopfen, ob sie „im Zuge der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme nördliche Innenstadt förderfähig wäre“.
Und wie beurteilt die Achimer Verwaltung den Vorstoß aus der Politik? „Interessante Anregung“, antwortet Steffen Zorn, Leiter des Fachbereichs für Bauen und Stadtentwicklung, zunächst mal auf Nachfrage der Redaktion. Später spricht er sogar von einer „sehr guten Idee“. Gleichwohl werfe diese eine Menge Fragen auf.
Natürlich sei es überlegenswert, im Bereich des Mitfahrerparkplatzes am Bahndamm einen Tunnel zu bauen, der eine mögliche neue Schule gut anbindet, „aber uns gehören viele Grundstücke dort nicht“, wendet Zorn ein. „Vor allem aber müssten wir mit der Deutschen Bahn verhandeln“, was sich bekanntlich meist schwierig gestalte. „Und jetzt schon die Kosten dafür zu benennen, wäre total unseriös“, fügt der führende Verwaltungsmann hinzu.
Neben der finanziellen Belastung der Stadt käme noch der Planungsaufwand für den von der SPD angedachten Tunnel hinzu, was in den Aufgabenbereich seines Ressorts fiele und eine Menge Arbeit mit sich bringen würde. Steffen Zorn sagt das nicht so deutlich, er verweist aber auf das laufende „Gesamtprojekt nördliche Innenstadt“ und bezeichnet den dort zu managenden Bau des Kindergartens, der Mobilitätsstation und des ZOB als „Riesenoperation am offenen Herzen“.
Stefan Schuster, Leiter des Straßen- und Verkehrsmanagements bei der Verwaltung, kann der von der Ratsgruppe SPD ins Spiel gebrachten Unterführung eine Menge Vorteile abgewinnen. „Die Bahn trennt ja das südliche Achim mit Bierden und die Vogelsiedlung erheblich voneinander“, sagt er. „Die Stadtteile würden durch solch einen Tunnel deutlich besser zusammenwachsen.“
Und der Achimer Bahnhof könnte mit einem die Bahnsteige anbindenden geräumigen Fahrstuhl an der Stelle endlich barrierefrei und damit behindertenfreundlich werden, ergänzt der Planer. Denn der nördliche Lift im vorhandenen Tunnel biete nur wenig Platz, da dort ein Hochspannungsmast im Wege stehe. Und den könne die Bahn nur zusammen mit anderen Masten versetzen, da bestimmte Abstände zwischen ihnen gewahrt bleiben müssten, weiß Schuster. „Von heute auf morgen geht da also nichts.“