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Wat för en Pläsier: Wolfgang Niedecken und Mike Herting auf Fehmarn

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Von: Simone Walper

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Fehmarn Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken mit Mundharmonika und Gitarre ganz in seinem Element. © Simone Walper

BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und Mike Herting wurden im Senator-Thomsen-Haus auf Fehmarn vom Publikum ordentlich gefeiert.

Fehmarn – Eigentlich kann man den Sonntagabend im Senator-Thomsen-Haus mit BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und Mike Herting gar nicht in Worte fassen, auch wenn Wolfgang Niedecken, der sich zunächst in der Kunstwelt tummelte, bevor es ihn auch professionell zur Musik trieb, sich zwischen den Musikstücken vieler Worte bediente – er erzählte aus seinem Leben und wie er nach dem katholischen Internat, seinem Rauswurf aus der Schule und dem Kunststudium zum Malen, dem ersten Teil seiner beruflichen Karriere, kam und schließlich seine stark von Bob Dylan geprägte Musikerkarriere begann. Und so las er selbstverständlich aus seinem Buch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“, das ja schließlich Anlass des Abends war. 

Auch die Begeisterung über sein langjähriges Zusammenspiel mit dem Jazzpianisten Mike Herting, der sich den Flügel im Senator-Thomsen-Haus ganz zu eigen machte, war ihm anzumerken. Die beiden hochkarätigen Künstler sind nicht nur ein eingespieltes Team, sie leben ihre Leidenschaft, und das machte den Abend zu etwas ganz Besonderem.

In Anlehnung an den Song von einem der Künstler möchte ich Sie herzlich willkommen heißen. ,Verdamp lang her‘, dass ich Sie hier im Senator-Thomsen-Haus zu einer solchen Veranstaltung begrüßen durfte.

Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber

„In Anlehnung an den Song von einem der Künstler möchte ich Sie herzlich willkommen heißen. ,Verdamp lang her‘, dass ich Sie hier im Senator-Thomsen-Haus zu einer solchen Veranstaltung begrüßen durfte“, so Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber zu Beginn des Abends. „Die beiden Künstler werden uns heute einen der weltgrößten Musiker, den Literaturnobelpreisträger Bob Dylan, näherbringen.“

Ein Roadmovie im Printformat

Und dann ging es auch gleich in die Vollen mit Niedecken, der über die Anfrage des Kiepenheuer & Witsch Verlages, ein Buch über Bob Dylan zu schreiben, berichtete, die er zwar angenommen habe, aber ohne konkretes Timing. Schließlich sei ihm die Anfrage im Coronajahr 2020 wieder in den Sinn gekommen, und so hat er sich ans Werk gemacht. Daraus geworden ist ein Roadmovie im Printformat auf den Spuren Bob Dylans, hat Niedecken doch seine Dokureise „Bob Dylans Amerika“, die er 2017 für arte quer durch die USA machte und die ihn an viele Originalschauplätze des Lebens und Wirkens von Dylan führte, als Grundlage dafür genommen. 

Fehmarn Bürgermeister Jörg Weber Niedecken Herting
Bei einem Glas Riesling plauderten die Musiker gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Weber noch ein bisschen aus dem Nähkästchen. © Simone Walper

Zwischen den einzelnen Passagen, die interessante Einblicke in Dylans Wirken zuließen, waren auch immer wieder die Fäden zu Niedecken und seinem eigenen Wirken erkennbar. So ist für diesen auch ganz klar, dass er ohne Bob Dylan wahrscheinlich kein Musiker geworden wäre: „Für mich ist er der größte unter den amerikanischen Songwritern. Kein anderer Musiker hat mir einen tieferen Einblick in die amerikanische Seele gegeben. Viele meiner Songs wären ohne das Werk Bob Dylans nicht entstanden.“

Bob Dylan als Vorbild mehrmals getroffen

Sein Vorbild hat er mehrmals getroffen. Auch von diesen, manchmal skurrilen, Begegnungen und dem laschen Händedruck berichtete der Sänger und Autor am Sonntagabend sehr lebendig. 

Zwischen den Textpassagen gaben die beiden Musiker viele Songs zum Besten. Mit dabei das Geburtstagsständchen „Leev Frau Herrmanns“, das Niedecken 1976 zum 93. Geburtstag seiner Oma geschrieben hatte, deren Leben die Jahrmärkte waren, auf denen sie ihr Lebtag Kinderspielzeug verkaufte, „The Times They Are A-Changin‘“ von Bob Dylan aus dem Jahr 1964 und „One More Cup of Coffee“, das eigentlich für Geige komponiert war, aber von Mike Herting fürs Klavier umgeschrieben wurde. Dass er dabei unbestritten einen sehr guten Job gemacht hat und das Stück darüber hinaus ganz großartig auf dem Flügel in Szene setzte, quittierte ihm ein jubelndes Publikum. Viele weitere Lieder, bei denen Niedecken zum Teil vom Englischen ins Kölsch wechselte, gaben die beiden Musiker vor einem restlos begeisterten Publikum zum Besten. Wäre der Veranstaltungsraum nicht so klein gewesen, hätte es die Besucher nicht auf den Stühlen gehalten. So rockten und klatschten sie im Sitzen mit. Nach der wunderbaren Zugabe „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Bob Dylan, das auch schon von Guns n’ Roses gecovert wurde, gab es noch eine kleine Fragestunde, die Bürgermeister Weber moderierte. Dabei verriet Niedecken, dass er als Jimi-Hendrix-Fan zum ersten Mal auf der Insel sei und sich gefreut habe, den Originalschauplatz des Festivals 1970 am Flügger Strand kennenzulernen. Pianist Mike Herting dagegen ist die Insel vertraut, hat er doch seine Cousine hier wohnen.

Zeit im Anschluss für Autogramme und Gespräche

Im Anschluss standen die beiden noch für Autogramme und Gespräche zur Verfügung. Wer keine Karte für den Abend ergattert hat – das Buch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ und das Hörbuch als CD gibt es in jedem Buchhandel.

Dass diese beiden großartigen Musiker auf Fehmarn auftreten konnten, ist der Thomsen-Schumacher-Stiftung aus Ohio zu verdanken. Die Stiftung wurde von den Erben von Friedrich Wilhelm Schumacher gegründet, dem Enkel von Senator Hans Wilhelm Thomsen. Schumacher wanderte 1880 in die USA aus und heiratete dort die einzige Tochter des vermögenden Chemikers Dr. Samuel Hartman. Noch heute unterstützt die Stiftung einmal jährlich die Stadt Fehmarn großzügig, um ganz besondere Künstler nach Fehmarn ins Stammhaus zu holen.

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