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Wie Gisela Weiß-Jäger kranke Kinder glücklich macht

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Von: Michael Schwekendiek

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Hin und wieder hat Lenny auch hunde-mäßige Verstärkung.
Hin und wieder hat Lenny auch hunde-mäßige Verstärkung. © Schwekendiek

Gisela Weiß-Jäger macht kranke Kinder glücklich. Immer freitags ist sie in der Kinderklinik des Agaplesion-Diakonieklinikums in Rotenburg unterwegs. Lenny ist einer ihrer Begleiter.

Rotenburg – Gisela Weiß-Jäger ist Berufsschullehrerin im Ruhestand. Aber Langeweile hat sie nicht! Mit Begeisterung singt sie in diversen Chören, leitet solche auch selbst, macht überhaupt gerne Musik und geht außerdem seit gut einem Jahr an jedem Freitag in die Rotenburger Kinderklinik. Ehrenamtlich. Mit sich hat sie einen großen Rucksack, in dem allerlei lustige Figuren „wohnen“: Ein Hund, ein Hase, viele winzig-kleine Stofftiere – und Lenny, eine große Handpuppe, mit der sie – wie eine Bauchrednerin – beeindruckend sprechen und spielen kann.

Mit der Leitung der Kinderstation, Schwester Marianne v. Rooijen, wird zunächst verabredet, wer sich vielleicht auf einen Besuch freuen könnte. Die Zielgruppe sind die Drei- bis Achtjährigen, die, meistens mit einem Elternteil, einige Tage im Krankenhaus verbringen müssen. Skeptische Blicke an die Zimmertür. Wer kommt da? Es dauert keine Minute, dann ist das Eis schon gebrochen! Lenny macht das. Lenny kann reden. Und der erste Patient des Tages, der fünfjährige Sebastian, hat sofort vergessen, dass hier eigentlich eine Puppe spricht. Vielleicht hilft auch die Maske, die die Besucher tragen müssen. Da sieht man schon gar nicht, wer da eigentlich spricht. Sebastian mit seiner Mutter ist jedenfalls begeistert.

Er spricht völlig unbefangen mit Lenny und kann auch tadellos eine Reihe von kleinen Stofftieren benennen, die Lenny mitgebracht hat: ein Elefant, ein Kamel, ein Löwe, ein Pferd. Eigentlich ist seine Muttersprache rumänisch, aber die Tiere kennt er auch nahezu alle auf Deutsch. Nach einiger Zeit aber möchte er doch lieber sein Puzzle weiterspielen, Lenny spielt sofort mit.

Gisela Weiß-Jäger mit Lenny im Gespräch.
Gisela Weiß-Jäger mit Lenny im Gespräch. © Schwekendiek, Michael

Nach etwa 20 Minuten verlässt Gisela Weiß-Jäger das Zimmer und klopft beim nächsten Patienten an. Der vierjährige Jonas ist gerade heute erst operiert worden, noch etwas blass um die Nase, aber offensichtlich auch sehr neugierig, wer da kommt. Lenny gelingt es mal wieder, die Scheu zu überwinden. Jonas würde gerne ein Märchen hören. Und tatsächlich: Lenny erzählt die Geschichte von Dornröschen. Die kannte der kleine Patient noch nicht und hört mit großen Augen zu. Außerdem kommen noch etliche plüschige Gesellen zum Einsatz, die die Frau im grünen Kittel (Gisela Weiß-Jäger gehört offiziell zu den „Grünen Damen“ der Evangelischen Krankenhaushilfe) mitgebracht hat. Eine faszinierende Schlange, ein herrlich großer Hase und, zu Jonas‘ besonderer Freude, ein Hund. Denn einen Hund hat er auch zu Hause, aber Lennys Hund fasziniert ihn und die anwesende Mutter ebenfalls.

Einen solchen Ansturm wie jetzt nach der Pandemie hatten wir noch nie.

Kinderklinik-Stationsleiterin Marianne v. Rooijen

Marianne v. Rooijen ist schon seit mehr als 30 Jahren im Diako tätig und seit mehr als 15 Jahren in der Stationsleitung der Kinderklinik. „Einen solchen Ansturm wie jetzt nach der Pandemie hatten wir noch nie“, berichtet sie. Da ist es zwangsläufig, dass nicht nur die Station „randvoll“ ist, sondern in der Kinderambulanz auch lange Wartezeiten und dadurch manchmal Unwillen entstehen. „Aber mehr können wir einfach nicht schaffen“. Stationsschwester Marianne ist begeistert von ihrem freitäglichen Besuch. Der Tag im Krankenhaus ist für die Kleinen oft lang, da ist so ein Lenny schon eine tolle Abwechslung. Für die älteren Kinder gibt es auch jemanden, der regelmäßig in die Klinik kommt, eine angehende Erzieherin. Die macht das sozusagen professionell. Gisela Weiß-Jäger macht das einfach, weil sie Freude daran hat und für die Kinder etwas Schönes mitbringen möchte. Der Dank aus strahlenden Kinderaugen und der Mütter, die sich mitfreuen, ist ihr Lohn genug.

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