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Visselhöveder Schüler setzen Zeichen gegen Rassismus

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Von: Jens Wieters

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Rund 300 Schüler, Vertreter des Präventionsrats und der Gruppe Vissel for future versammelten sich am Rathaus, um gegen die Schmierereien an Hauswänden zu protestieren. Für diese Kundgebung dankten unter anderem Lehrer Martin Pape (Mitte l.) und Gustav Stegmann, Vorsitzender des Präventionsrats.
Rund 300 Schüler, Vertreter des Präventionsrats und der Gruppe Vissel for future versammelten sich am Rathaus, um gegen die Schmierereien an Hauswänden zu protestieren. Für diese Kundgebung dankten unter anderem Lehrer Martin Pape (Mitte l.) und Gustav Stegmann, Vorsitzender des Präventionsrats. © Wieters

Visselhövede – „Wir setzen uns dafür ein, dass an unserer Schule und in unserer Stadt Diskriminierungen und Rassismus keine Chance haben.“ Diese Aussage haben Schüler des neunten und zehnten Jahrgangs der Visselhöveder Oberschule am Montagvormittag während einer kurzfristig einberufenen Kundgebung vor gut 300 Schülern der unteren Jahrgänge und einer vierten Klasse der Grundschule am Rathaus mehr als deutlich gemacht.

Hintergrund sind die „Ausländer raus“-Schmierereien, die vor rund zwei Wochen an Häusern und Stromkästen in der Innenstadt entdeckt worden waren. Der oder die Täter sind bisher nicht ermittelt worden, die Parolen wurden aber von der Stadt entfernt.

Schüler halten Transparente hoch
Schüler halten Transparente hoch © -Wieters

„Dennoch nehmen wir diese Aktion sehr ernst und wollen durch die Kundgebung ein deutliches Zeichen setzten“, sagen die Schüler, die derzeit in einer Arbeitsgemeinschaft daran arbeiten, als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ anerkannt zu werden. „Uns ist es wichtig, Stellung zu beziehen und die Schmierereien als das zu benennen, was es ist: zutiefst rassistisch und diskriminierend.“ Ebenso sei es ihnen ein Anliegen, den Betroffenen klar zu signalisieren, dass nicht alle Menschen in Visselhövede so denken, sondern nur wenige.

Lehrer Martin Pape
Martin Pape © -Wieters

Aufgrund der Vorkommnisse sei in der Nachmittags-AG der Wunsch entstanden, öffentlich Stellung zu diesen Vorfällen zu beziehen. „Tatsächlich drang das Thema durch die gesamte Schulgemeinschaft und viele Kollegen und Schüler haben den Wunsch geäußert, sich an der Demo zu beteiligen“, so die Lehrkräfte Katja Stolte und Martin Pape. Die informieren auch darüber, dass die Veranstaltung in der Lernzeit und unter Einhaltung der Hygieneregelungen unter Aufsicht von Lehrkräften stattgefunden hat. „Den Kindern ist die Teilnahme freigestellt, es handelt sich nicht um eine Pflichtveranstaltung.“

Pape unterstrich in seiner kurzen Rede, dass die Jugendlichen und Lehrer der Oberschule „froh sind, dass wir so viele unterschiedliche Kulturen in unserer Einrichtung haben“ und mit dieser Kundgebung würden alle ein Zeichen setzen gegen Rassismus.

Demo vor dem Rathaus
Demo vor dem Rathaus © -Wieters

Gustav Stegmann, Vorsitzender des Präventionsrats, ist stolz darauf, dass „gerade die Jugend der Stadt hier jetzt aktiv wird“, und unterstreiche, dass sie ein friedfertiges und gutes Miteinander einstehe. „Die Schmierereien in der Stadt halte ich für feige und menschenverachtend“. Feige, weil die Tat bei Nacht und Nebel geschehen sei. „Der oder die Täter wollte offenbar nicht gesehen werden, um einem Shitstorm zu entgehen.“ Menschenverachtend, weil die Täter nicht nachgedacht hätten. „Wenn sie nämlich überlegt hätten, selber von solchen Schmierereien betroffen zu sein, hätten sie es vermutlich gelassen.“ Ihm als Vorsitzenden des Präventionsrats hätten die Parolen besonders getroffen, weil der Rat seit Jahren daran arbeite, die verschiedenen Gruppen in der Stadt zusammen und ins Gespräch zu bringen, um einander besser zu verstehen. „Und diese Schmierereien bewirken genau das Gegenteil: sie spalten“.

Gustav Stegmann vom Präventionsrat
Gustav Stegmann © -Wieters

Bürgermeister Ralf Goebel hat sich vor zwei Wochen „richtig geschämt und war sehr traurig“, als er von den Taten erfahren habe. „Es ist einfach schade, dass es immer noch Menschen unter uns gibt, die so etwas machen“. Familien aus vielen Ländern seien aus den unterschiedlichsten Gründen in Visselhövede und zum Glück gebe es auch viele Menschen, die sich um sie kümmerten. „Und darum ist diese Zusammenkunft ein wichtiges Signal, dass sich Courage lohnt.“

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