Visselhöveder Schüler starten Nachhaltigkeitsprojekte

Visselhövede – Ein bisschen erinnerte das Szenario zum Abschluss der Projektwoche an der Oberschule (OBS) Visselhövede an die „Höhle der Löwen“: Hinter den langen Tischen gestandene Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, davor junge Menschen, die versuchen, ihre Ideen und Projekte an den Mann zu bringen.
Im Unterschied zum Fernsehformat zeigten sich die „Juroren“, darunter Landrat Hermann Luttmann, Bürgermeister Ralf Goebel und die Kreisnaturschutzbeauftragte Christiane Looks jedoch eher handzahm und sparten nicht mit Lob für die Ideen der Teilnehmer des zweijährigen Profilkurses Gesundheit und Soziales. Und das ganz zu Recht, denn das, was die Neuntklässler sich beim EU-geförderten Projekt „Jugend gestaltet Zukunft in Niedersachsen“ als eine von 15 Schulen in fünf Leader-Gesundregionen in einer Woche Kleingruppenarbeit an Ideen erarbeitet hatten, konnte sich sehen lassen: ein Videospiel zur Müllvermeidung, Leihfahrräder für Schüler und eine Mensa mit Veggie-Tag – die konkreten Beispiele, was im eigenen Umfeld für Nachhaltigkeit getan werden kann, wiesen eine große Bandbreite auf.
In fünf Kleingruppen hatte das gute Dutzend Neuntklässler zunächst den eigenen Alltag beleuchtet, „von der Bettwäsche über Kosmetika bis zu Essen und Beförderung“, erläuterte Oliver Winzer, der das Vorhaben an der OBS auch über die Projektwoche hinaus begleitet. Die Schüler entwickelten eine ganze Reihe von Vorschlägen, an welchen Stellschrauben man drehen könnte. Mithilfe eines universellen Tools für vernetztes Denken wurden aus den Ideen konkrete Handlungsansätze. So will die Gruppe für nachhaltige Ernährung in der Mensa einen Wasserspender einführen und Eltern und Schüler durch Umfragen und Rezeptvorschläge ins Boot holen.

Eine andere Gruppe plant, den Verkauf nachhaltiger, von Schülern designter und in der Region bedruckter Hoodies mit einer Baumpflanzaktion zu verbinden. Bei „Bike Hero“ geht es um einen Radverleih für Schüler in Kooperation mit dem Repair Café. Hier denkt man bereits in größeren Dimensionen, etwa an Leih-E-Bikes für bestimmte Wohnorte.
Das machte nicht nur Goebel Eindruck: „Ein großes Lob, wie breit ihr euch aufgestellt habt.“ Schulleiter Ronny Wieland begrüßte, dass die Jugendlichen keine unrealistischen Forderungen stellten, „sondern ihr habt bei euch selbst angefangen und geguckt, was wir hier vor Ort machen können!“ Luttmann wünschte den Schülern „einen langen Atem, um diese dicken Bretter zu bohren“ und bot spontan an, Messgeräte zur Überprüfung des Stromverbrauchs zu sponsern.
Looks hob den Mut hervor, so herausfordernde Projekte wie den Veggietag anzugehen: „Aber wenn nicht ihr das tut, wer dann?“ Sie ermunterte die Schüler, die Ideen auch außerhalb der Schule zu präsentieren. Der erste Schritt hierzu ist bereits getan: Goebel bot spontan an, die Stadtplattform als Multiplikator zur Verfügung zu stellen. Insofern wehte also doch ein Hauch „Höhle der Löwen“ mit schon zwei Sponsoren an Bord. Im Unterschied zum Fernsehformat geht es für die Projekte jedoch weiter: Winzer begleitet die Umsetzung der Konzepte im Rahmen des EU-Programms noch ein Jahr lang. Dass daraus durchaus Großes entstehen kann, zeigt ein ähnliches Programm in Schleswig-Holstein: Die Fahrradkampagne „Rad/tschlag der Jugend“ wird inzwischen vom Bundesverkehrsministerium gefördert.