1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Rotenburg
  4. Visselhövede

Visselhöveder Motorrad-Mord: Lebenslange Haft für zwei Täter

Erstellt:

Von: Wiebke Bruns

Kommentare

Alte Gebäudefassade.
Auf zwei Jahre und neun Monate Haft lautet das am Montag verkündete Urteil der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts Verden für eine 36 Jahre alte Angeklagte aus Riede. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Das Landgericht Verden hat zwei weitere Täter des Visselhöveder Motorrad-Mordes im Jahr 2017 verurteilt. Zwei 36 und 32 Jahre alte Männer müssen lebenslang ins Gefängnis.

Verden/Visselhövede – Sechs Jahre nach einem Mord vor der Kastanien-Grundschule in Visselhövede hat das Landgericht Verden am Mittwochnachmittag zwei 36 und 32 Jahre alte Angeklagte zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Als „öffentliche Hinrichtung“ werteten die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer und die Schwurgerichtskammer in ihrem Urteil die am 9. Januar 2017 verübte Tat.

Uneinig waren sich Staatsanwältin und Richter darin, ob der 36-Jährige damals die tödlichen Schüsse als Sozius auf einem Motorrad abgefeuert hat. Die Staatsanwältin zeigte sich davon überzeugt, die Kammer hatte Zweifel. Außerdem waren sie sich uneinig, ob sogenannte Blutrache oder Rache das Motiv war. Der in Visselhövede erschossene 46-Jährige hatte Jahre zuvor in Albanien als Sicherheitsmitarbeiter in einer Diskothek den Bruder des 36-Jährigen erschossen und war nach seiner Inhaftierung aus Angst vor der von der Familie des damaligen Opfers geschworenen Blutrache nach Deutschland geflüchtet. Doch auch hier war er nicht sicher.

Detailliert zeigten die Staatsanwältin und der Vorsitzende Richter auf, wie die Tat vorbereitet und das Opfer observiert worden war. Teilweise minutiös konnten die Tat und die Flucht der Mörder nachvollzogen worden. Nicht nur aus niedrigen Beweggründen, auch heimtückisch handelten die Täter. „Es gehört zu den Grundpfeilern einer jeden zivilisierten Gesellschaft, dass die Strafrechtspflege dem Staat und nicht Rache übenden Personen obliegt, und über diesen tragenden Pfeiler hat man sich hinweggesetzt“, hieß es in der Urteilsbegründung.

Cousin brachte die Ermittler auf die Spur

„Das haben wir auch schon 2017 ins Urteil geschrieben“, merkte der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk an. Damals war der Fahrer des Motorrades wegen Mordes verurteilt worden. Erst danach benannte er seine nun verurteilten Cousins als weitere Täter und führte die Polizei nach Bad Fallingbostel, wo die Motorradbesatzung auf ihrer Flucht vom Tatort Teile ihrer Kleidung und die Tatwaffe verbuddelt hatten.

Die am Mittwoch verurteilten Angeklagten wurden kurz darauf, am 20. April 2021, in Rotterdam beziehungsweise Amsterdam festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Deren Verteidiger hatten am Ende des elf Monate dauernden Indizienprozesses auf Freispruch plädiert. Die vier Verteidiger hätten gut aufgezeigt, „dass jeder Mosaikstein für sich alleine wenig Relevanz hat“, sagt der Vorsitzende. „Im Indizienprozess ist es aber wichtig, eine Gesamtschau zu machen.“ Und da ergab sich für die Kammer ein klares Bild.

Auch interessant

Kommentare