„Visselhövede forscht“ am Kasernenzaun

Visselhövede – Wann wurde die Kaserne Lehnsheide errichtet? Welche Bundesstraße führt daran vorbei? Wie viele Firmen sind dort untergebracht und wer wohnt noch auf dem Gelände? Diese und viele weitere Fragen rund um die ehemalige Kaserne Lehnsheide in Visselhövede können die Oberschüler der Arbeitsgemeinschaft „Vissel forscht“ jetzt mit Leichtigkeit beantworten.
Denn alles Wichtige rund um die ehemalige Kaserne ist das aktuelle Projekt, mit dem sich die sieben Schüler und Schülerinnen unter Leitung der Lehrerin Bärbel Korgel beschäftigen.
„Es sind immer verschiedene Themen, denen wir nachgehen. So haben wir unter anderem die Historie der Visselquelle erforscht, die Geschichte des Rathauses nachvollzogen oder die des Wasserturms der alten Honigfabrik Sonnentau oder der Firma Winkelmann überhaupt“, erläuterte Bärbel Korgel, die neben ihrem Job als Lehrerin auch gleichzeitig Stadtarchivarin ist.
„Die Jugendlichen lieben es, im Archiv, das in der Oberschule untergebracht ist, in den alten Unterlagen, Bildern, Texten und Zeitungsartikeln zu stöbern und wollen dann mehr über ein Thema wissen wie zum Beispiel über die ehemalige Kaserne“, so die Geschichtslehrerin, die den theoretischen Unterrichtsteil immer mit der Praxis verbindet.
Und so wurde darum jetzt auch das Gelände der Firma JBS aufgesucht und ausführlich unter die Lupe genommen. Das Unternehmen hatte bekanntlich 2016 das gesamte Gelände gekauft und für einen warmen Übergang von einem Bundeswehrstandort zu einem Gewerbepark gesorgt.
Die Schüler wurden nicht nur vom JBS-Chef Joachim Behrens persönlich über das Gelände geführt, sondern auch der ehemalige Kasernenkommandant Fred Pollmann und Joachim van den Boom, vom früheren Fernmelderegiment, ließen es sich nicht nehmen, der AG ihren ehemaligen Arbeitsplatz zu zeigen. So erfuhren die Schüler der neunten und zehnten Klasse viel über das rund 20 Hektar große Gelände, das von einem Zaun mit einer Länge von knapp zwei Kilometern geschützt wird. „Die Strecke musste ich nämlich häufiger ablaufen“, erinnerte sich der ehemalige Kommandant schmunzelnd.
Von ihm erfuhren die Zuhörer viel Wissenswertes. 1972 wurde die Kaserne in Betrieb genommen. 2016 übernahm die Firma JBS das Gelände. Dort konnte sich die Scheeßeler Firma ausbreiten, die mit Zubehör für landwirtschaftliche Betriebe handelt. „So ist auch der Mitarbeiterstamm von einst 40 auf rund 100 angewachsen“, so Joachim Behrens.
„Soldaten, die die Technik der Radaranlage auf dem Elmhorstberg bei Hiddingen betreuen, und auch Mitarbeiter von JBS wohnen jetzt auf dem Gelände“, vermittelte Pollmann. Er war auch zugegen, als an seinem Geburtstag, am 18. Oktober 2015, die ersten Flüchtlinge aus vielen Ländern in die Kaserne einzogen, wo sie betreut und untergebracht worden waren. „Das war natürlich nicht ganz unproblematisch, weil ja noch ein paar Monate Soldaten dort ihren Dienst leisten mussten und sensible Systeme auf dem Gelände standen. Aber wir haben das alles prima gelöst“, so Pollmann.
Heute sind viele der Gebäude an andere Firmen und auch an Künstler vermietet. „Wir haben mehr als 100 Mietverträge“, berichtete Hans-Hinrich Hastedt, kaufmännischer Leiter der Firma, der unter anderem für die Liegenschaften zuständig ist. Zurzeit wird eine weitere Gewerbefläche, die die Stadt erworben hatte, in Richtung Ottingen ausgebaut.
„Ich fand die Führung sehr informativ“, berichtete der 15-jährige Paul Häring. Sein Schulkollege Julian Martens, der später beruflich zur Bundeswehr möchte, fand es „sehr interessant“, was aus der ehemaligen Kaserne geworden ist. „Ich habe viel von der Geschichte erfahren und weiß nun, wie es heute aussieht“, so der 16-Jährige.
Und was wird die AG „Vissel forscht“ demnächst entdecken? „Das entscheiden die Schüler. Visselhövede hatte mal eine Stadtmauer und ein Stadttor. Auf jeden Fall freue ich mich über das Interesse am Ort. Heimatkunde hieß es früher“, schmunzelte Lehrerin Korgel und freut sich auf das nächste Projekt.