Pläne für die Visselhöveder Innenstadt

Während der Diskussion zur Zukunft der Visselhöveder Innenstadt kam der Edeka-Markt nur am Rand vor, aber es soll sich „viel Positives“ entwickeln.
Visselhövede – Wohin führt der Weg der Visselhöveder Innenstadt? Kommt der zweite Vollsortimenter? Und wo können Menschen im inneren Zirkel noch wohnen? Fragen, die während der von etwa 100 Personen gut besuchten Veranstaltung der Gruppe „Vissel for future“ am Donnerstagabend zwar gestellt worden sind, aber so echte Antworten konnten nicht gefunden werden.
„Noch nicht“, wie Bürgermeister André Lüdemann aber informierte, der ebenso auf dem Podium saß wie Stadtplaner Ekkehard Tamm und Ulf Timmann vom örtlichen Gewerbeverein.
Denn wie zu erwarten, ging es während der gut zweistündigen Informations- und Diskussionsrunde hauptsächlich um die Idee, die ein Investor im Bereich Goethestraße und Worthstraße realisieren will. „Es ist kein Geheimnis, dass die Familie Klindworth dort etwas entwickeln will. Die genauen Pläne werden allerdings noch nicht veröffentlicht, weil aktuell noch Gespräche laufen“, so der Bürgermeister, der aber dann doch den vorläufigen Fahrplan verraten hat, wann die ersten Details der Umgestaltung des jetzt schmucklosen Areals rund um den KiK-Markt zu erfahren sind. „Am 30. März wird das Planungsbüro zunächst dem Stadtrat während einer nichtöffentlichen Sitzung die Entwürfe vorlegen. Schon wenige Tage später werden wir sie der Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Lüdemann ließ sich auf Nachfrage aber entlocken, dass Edeka als Ankermieter bei dem Investor ganz oben stünde, aber „es ist dort noch weiteres Gewerbe geplant, das für Visselhövede sehr positiv sein wird“.
Aber nicht nur das sei ihm sehr willkommen, sondern auch die Idee, dass in dem Komplex rund 20 seniorengerechte Wohnungen und Arztpraxen gebaut werden sollen, „sodass wir dann genau für dieses Klientel Raum zum Leben anbieten können.“
Kommentar
Wo war die Zukunft der Stadt?
Man kann geteilter Meinung sein, ob denn ein Städtchen wie Visselhövede einen zweiten Vollsortimenter braucht. Aber eines ist sicher: Als jemand, der viermal pro Woche zur Mittagszeit den aktuellen Markt betritt, kann ich nur sagen: Die Verantwortlichen lernen nicht dazu. Und das, obwohl bereits seit Jahren die Planungen der Konkurrenz durch die Stadt geistern. Service und Sauberkeit lassen zu wünschen übrig, und die Schlangen an der oft einzigen geöffneten Kasse sorgen dafür, dass das Mittagessen von der heißen Theke kalt wird. Es wird also Zeit, dass sich etwas ändert. Und genau darum gibt es Veranstaltungen wie die der Gruppe „Vissel for future“, bei der sich rund 100 Einwohner über die Zukunft der Innenstadt Gedanken machen. Aber was heißt schon Zukunft bei Besuchern, von denen die meisten weit mehr als 60 Lenze auf dem Buckel haben? Was eindeutig gefehlt hat, waren die Visselhöveder um die 30, die etwas bewegen können in der Stadt. Denn sie sind die Zukunft! Aber vielleicht gehen die nicht mehr einkaufen, sondern bestellen Butter,. Milch und Co. online. Schade drum, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Jens Wieters
Er könne zwar verstehen, dass einige Visselhöveder baulichen Änderungen dieser Größenordnung etwas skeptisch gegenüber stünden, aber „es ist ja nicht alles schlecht, was neu gebaut wird“. So sei geplant, dass sich der Gebäudekomplex architektonisch in das Stadtbild einfüge und Strom und Wärme selber produziere, sodass das ein „weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt“ sei.
Und eines machte Lüdemann auch ganz deutlich: „Eine Zustimmung wird es von der Stadt nur geben, wenn im gleichen Atemzug die Situation am alten NP-Markt an der Feldstraße geändert wird. Aber da sieht es gut aus.“ Nach Informationen unserer Zeitung bekommt Edeka nur den Zuschlag für einen Vollsortimenter, wenn der Konzern das NP-Gelände dem Investor überlässt, damit der dort Wohnbebauung realisieren kann. „Insgesamt bin ich sehr froh, dass die Klindworths einige Millionen sinnvoll in unserer Stadt investieren wollen. Und zwar mit Ideen, die auch unserem Einzelhandel dienen und den Verbrauchern sowieso, weil der dann die Wahl hat, wo er einkaufen gehen möchte.“
Ganz soweit wie Lüdemann wollte Planer Ekkehard Tamm an dem Abend noch nicht gehen: „Es sind noch einige Gutachten abzuwarten. Unter anderem muss die Verkehrssituation in dem Bereich noch geklärt werden, Und das wird schon schwer genug.“ Tamm erinnerte daran, dass der Combi-Supermarkt und die Discounter Aldi und Lidl im Stadtgebiet Erweiterungen planen würden und der Netto an der Süderstraße gleich ganz neu bauen wolle. „Das wird auch alles zeitnah umgesetzt“, so Tamm, der auch berichtete, dass der Hol-ab-Getränkemarkt den Betrieb an der Straße Auf der Loge einstelle und „neben dem Netto neu bauen“ werde.
Wie viele im Saal zweifelte Tamm ebenfalls das Gutachten an, das besagt, das Visselhövede so enorm an Kaufkraft hinzugewonnen hätte, dass zwei Vollsortimenter nebeneinander existieren könnten. „Wir sind eine Arbeiterstadt, deren Menschen sich eher an den Preisen der Discounter orientieren.“

Aber was spreche gegen „eine Konkurrenz für den Combi?“, konterte der Bürgermeister. „Dann ist der gezwungen, besser zu werden.“ Eine Aussage, die mit viel Beifall aus dem Publikum bedacht wurde. „Selbst wenn es einen Verdrängungswettbewerb gibt, bin ich mir sicher, dass es keinen Leerstand im Zentrum der Goethestraße geben wird“, so Lüdemann.
Die Mitglieder des Gewerbevereins stünden den Klindworth-Plänen „geteilt gegenüber“, wie Ulf Timmann in Erfahrung gebracht hat. „50:50 oder auch 60:40.“ Was aber dringend benötigt werde, sei Wohnraum für Menschen, die in unmittelbarer Nähe einkaufen könnten. „Darum ist das sicher ein positiver Effekt, wenn die Idee realisiert werden kann.“ Grundsätzlich sei es aber für die Entwicklung der Innenstadt nicht wichtig, ob es einen zweiten Vollsortimenter gebe oder nicht, sondern wie sich das Stadtbild verändere, wenn sich eigentümergeführte Geschäfte verabschieden würden. „Neue Mieter finden sie nicht.“ Darum sei es an der Zeit, neu zu denken, so Timmann, der das Beispiel des neuen „Sockenladens“ Naked Banana an der Goethestraße nannte. „Eigentlich ein Onlinehändler, der nun aber auch ein kleines Ladengeschäft betreibt. Gerne mehr davon.“ Eine Neuerung wird es wohl bald am Ortseingang an der Rotenburger Straße geben. „Wir planen in der ehemaligen Werkstatt von Ford Höhns eine Markthalle, in der Landwirte aus der Region ihre Produkte anbieten können. Eine ideale Ergänzung zum bereits bestehenden Tamke-Café“, verriet Ekkehard Tamm der Moderatorin Christiane Looks und dem Publikum.