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Bohrung bei Dreeßel: 2024 strömt das Gas

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Von: Henning Leeske

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Ralf Heuer (l.), Chef des Wasserversorgungsverbands Rotenburg, zeigt das Wasserschutzgebiet dem Wintershall Dea Betriebsleiter Daniel Richardson (r.).
Ralf Heuer (l.), Chef des Wasserversorgungsverbands Rotenburg, zeigt das Wasserschutzgebiet dem Wintershall Dea Betriebsleiter Daniel Richardson (r.). © Leeske

170 Millionen Kubikmeter Gas sollen ab 2024 aus der Bohrung bei Dreeßel gefördert werden. Der Wasserversorgungsverband Rotenburg will über die Pläne genau informiert werden.

Odeweg/Dreeßel – Nur 450 Meter vom Wasserschutzgebiet Rotenburg-Süd entfernt will das Unternehmen Wintershall Dea im Erdgasfeld Weißenmoor zwischen Odeweg (Gemeinde Kirchlinteln) und Dreeßel eine dritte Gasbohrung bis auf etwa 4 700 Meter in die Erde bringen. Die Z 3 soll rund 170 Millionen Kubikmeter zusätzlich fördern, was einem Jahresverbrauch von 35 000 Vier-Personen Haushalten entspricht.

Die unmittelbare Nähe zur Rotenburger Rinne, dem bedeutenden Trinkwasserreservoir des Altkreises Rotenburg, rief aber den Chef des Rotenburger Wasserversorgungsverbands, Ralf Heuer aus Kirchwalsede beim Infoabend am Montag in Odeweg auf dem Plan, zumal er von dem Vorhaben des Unternehmens lediglich aus unserer Zeitung erfahren hatte.

Wasserschutzgebiet ist 450 Meter entfernt

So hat Heuer das Thema Grundwasserschutz im Gespräch mit dem Betriebsleiter von Wintershall Dea Gas Nord, Daniel Richardson, thematisiert, weil das Wasserschutzgebiet auch in den Landkreis Verden reicht. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsvorprüfung (UVP), worüber Eike Bruns, Sprecher des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), informierte, sei der Wasserversorgungsverband wegen der 450 Meter aber als „unbetroffen“ ausgewiesen worden.

Heuer verlangte von den Verantwortlichen von Wintershall Dea und LBEG, „ab sofort über die weiteren Schritte im Genehmigungsverfahren informiert“ zu werden. „Dieses Wasserschutzgebiet versorgt den südlichen Altkreis Rotenburg zu einem Großteil mit Trinkwasser“, sagte Heuer. Dem Grundwasser seien Landkreisgrenzen ziemlich egal und der Abstand zum Schutzgebiet auch sehr gering. Eine weitere Bohrung im Schutzgebiet des Verdener Wasserwerks Panzenberg wurde Wintershall Dea übrigens verboten.

LBEG Vertreter Bruns verwies außerdem auf die bisherigen Verfahren der UVP für Z1 und Z2, weil dadurch schon viele Sachverhalte geprüft worden seien. Allerdings habe der technische Fortschritt diverse höhere Standards hinsichtlich der Dichtheit der Verrohrungen gebracht, was natürlich in das neue Genehmigungsverfahren einfließen würde. „Vom Fluchtweg bis zur Dichtheit der Bohrung ist alles neu zu überprüfen“, so Bruns zu den höheren Anforderungen an die heutigen Bohrungen.

Das Wasserschutzgebiet auf Kreis-Rotenburger Seite endet kurz vor den vorhandenen Bohrstellen (r. unten). Die neue Bohrung wird dazwischen in die Erde gebracht. Karte: LBEG
Das Wasserschutzgebiet auf Kreis-Rotenburger Seite endet kurz vor den vorhandenen Bohrstellen (r. unten). Die neue Bohrung wird dazwischen in die Erde gebracht. Karte: LBEG © -

Seit 1996 und 2014 fördert das Unternehmen aus den Bohrungen Z 1 und Z 2 bereits Erdgas. Über die Gasverdichterstation in Brammer soll das Gas ins deutsche Netz eingespeist werden. Vorhandene Feldleitungen aus den bisherigen Bohrungen sollen dazu genutzt werden.

Der Geologe Tobias Hubert von Wintershall Dea erklärte, wie die Bohrung auf eine Tiefe von ungefähr 4700 Meter geteuft und das Gas aus dem Gestein gewonnen werde. Die Bohrung entferne sich dabei rund 1200 Meter vom Bohrloch, bleibe aber im Landkreis Verden, nahe der Kreisgrenze. Ziel sei eine 50 Meter mächtige Schicht von Oberrotliegendem Sandstein, in dem das Gas in den Poren lagere. Durch das Anbohren dieses tiefen Gesteins werde die Gasquelle angezapft und entweiche aus dem porösen Gestein ohne weitere Einwirkung.

„Der Zechstein dichtet den Sandstein ab. Sonst wäre das Erdgas schon längst entwichen“, erklärte der Geologe die Besonderheit der Odeweger Lagerstätte. Wegen der bisherigen beiden Bohrungen sei dadurch der wirtschaftliche Erfolg von Z3 auch gut zu prognostizieren.

Gute wirtschaftliche Prognose

„Eine Beeinflussung des Grundwassers kann bei der von Wintershall Dea angewendeten Bohrtechnik grundsätzlich ausgeschlossen werden“, hieß es während der Präsentation. Außerdem werde die fertige Bohrung mit einer mehrfachen Verrohrung eine dichte Barriere in den Grundwasserschichten bekommen. „Nichts kann aus der Verrohrung nach außen dringen und nichts hinein“, hieß es von Wintershall Dea.

Oberflächennah im Bereich des Grundwassers bestehe diese Verrohrung aus einer mehrfachen Barriere aus Stahl und Zement. Eine permanente Fernüberwachung kontrolliere die Integrität und Dichtheit der Bohrung auf Dauer vor Ort.

Laut Plänen von Wintershall Dea werde der Bohrplatz ab Juni gebaut und ab dem zweiten Quartal 2024 soll das erste Erdgas aus Z 3 gefördert werden.

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