Millionen für die Visselhöveder Innenstadt

Ein zweiter Vollsortimenter in Visselhövede wird konkreter. Bürgermeister Lüdemann befindet sich mit dem Investor in der „heißen Phase“ der Gespräche.
Visselhövede – Lange Zeit war es relativ ruhig rund um die Projektidee, in der Visselhöveder Innenstadt einen weiteren Vollsortimenter zu bauen. Jetzt kommt offenbar wieder ein Stück weit Bewegung in die Sache, denn während der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag, 21. Februar, wird der Investor seine Pläne für den Bereich der westlichen Goethestraße und Worthstraße vorstellen.
Bürgermeister André Lüdemann bestätigt, dass das Thema gerade wieder Fahrt aufnimmt: „Wir sind sozusagen in der heißen Phase und stehen mit dem Investor, der Familie Klindworth, in einem ständigen Austausch.“ Laut Lüdemann kristallisiert sich heraus, dass der Mindener Edeka-Konzern das Rennen machen wird, mit dem Investor langfristige Verträge einzugehen.
Eine Situation mit der Lüdemann „sehr gut“ leben kann, zumal auch das Gelände des ehemaligen NP-Markts an der Feldstraße, dass der Edeka-Immobilien GmbH gehört, in das Gesamtpaket miteingebunden werden soll, damit die derzeitige Leerstandsituation bald der Vergangenheit angehört. Wohnbebauung fällt dabei als Stichwort.
Einziger Juckepunkt auf dem Weg zum zweiten Vollsortimenter in der Stadt, könnte die Verkehrssituation rund um den Kreisel sein. „Da wird zurzeit ein Verkehrsgutachten erstellt, dass der Investor zahlt. Das Problem muss natürlich so gelöst werden, dass alle damit leben können“, betont Lüdemann.
Das gelte im Übrigen auch für die Gestaltung: „Werden die Pläne realisiert, sollen sich die neu geschaffenen Gebäuden harmonisch in das Stadtbild einfügen“ Ob alle aktuellen Fassaden oder Häuser so erhalten bleiben können, stellt Lüdemann allerdings infrage. „Aber grundsätzlich ist mir ein bodenständiger Investor sehr lieb, der Millionen in die Innenstadt steckt und der Stadt in allen Gestaltungsbelangen entgegenkommt.“
Richtig ins Rollen hatte die Diskussion ein von der Stadt 2021 in Auftrag gegebenes Einzelhandelsgutachten gebracht. Das besagt, dass Visselhövede zu viele Discounter und zu wenig Vollsortimenter im zentralen städtischen Versorgungsgebiet habe. Die Fachleute sprechen davon, dass die Kaufkraft enorm gestiegen sei und viele Einwohner die Dinge des täglichen Bedarfs in den umliegenden Gemeinden kaufen würden. Außerdem hatte eine Umfrage ergeben, dass viele Kunden mit dem Combi-Markt nicht zufrieden sind.
Im Vorfeld hatte die Familie Klindworth aus Klein-Meckelsen als Eigentümer des Areals rund um das Gebäude zwischen Goethestraße und Worthstraße, in dem der Kik untergebracht ist, der Verwaltung die Idee vorgestellt, das Gelände komplett umzugestalten – mit einem Vollsortimenter als Anker und Arztpraxen und Wohnungen für Singles und Senioren im Obergeschoss. Besonders der zusätzliche Wohnraum in der unmittelbaren Innenstadt hatte Anklang bei den meisten Politikern gefunden.
Sofort hatten allerdings einige Bürger unter anderem mit Leserbriefen in unserer Zeitung kritisiert, dass das Erscheinungsbild der Innenstadt durch einen Neubau sich äußerst negativ verändern würde.
Andere wiederum sind der Meinung, dass vor allem der zu erwartende zusätzliche Verkehr im Bereich des Kreisels und der Worthstraße für ein absolutes Chaos sorgen würde, sollten die Supermarktpläne an dem Standort realisiert werden.
Immer wieder machen seitdem in der Stadt auch Gerüchte die Runde, dass auf dem Freigelände zwischen Großer Straße und Lönsstraße hinter dem ehemaligen Kino sich ein neuer Supermarkt gut machen würde, und dass bereits entsprechende Gespräche geführt würden.
Dazu möchte Eigentümer Joachim Hesse nichts sagen, aber mit seiner generellen Meinung hält der Visselhöveder nicht hinter dem Berg: „Ich zweifele die Daten des Gutachtens an und glaube nicht daran, dass wir in den vergangenen Jahren so enorm an Kaufkraft zugelegt haben. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da: Wir brauchen vielleicht Veränderungen beim Angebot, aber keinen zweiten Vollsortimenter!“
Seiner Meinung nach müssten Politiker und Verwaltung sich mehr um die Perspektiven und die Gestaltung des Innenstadtbereichs kümmern, und „klar formulieren, wie Visselhövede in zehn Jahren aussehen soll“. Sich nur auf ein fragwürdiges Gutachten zu verlassen und dann auf Investoren hoffen, sei nicht der richtige Weg. Käme es dann aber doch irgendwann zu der Entscheidung, dass ein zweiter Markt nötig wäre, würde er entsprechenden Gesprächen nicht im Wege stehen, so Hesse.
Auch ein paar hundert Meter weiter machen sich engagierte Einwohner Gedanken über die Zukunft ihres Stadtzentrums. „Ja, wir veranstalten unmittelbar nach der Sitzung des Bauausschusses, wahrscheinlich am 23. Februar, einen Informationsabend zum Thema Perspektive Innenstadt, zu dem jedermann gern gesehen ist“, sagt Harald Gabriel, Sprecher der Initiative „Vissel for future“. Dann würden Vertreter des Gewerbevereins, der Bürgermeister und auch Stadtplaner Ekkehard Tamm das Thema Supermarkt näher erläutern. „Aber es geht uns auch um das große Ganze der Innenstadtentwicklung.“