Für den perfekten Ton: Klavierstimmer Ulrich Helmich im Heimathaus

Hochkarätige Künstler haben hohe Ansprüche. Und so muss auch in Visselhövede mal ein spezieller Fachmann anrücken. Erst vor Kurzem musste Klavierstimmer Ulrich Helmich aus Verden anrücken, um den Flügel für ein Konzert vorzubereiten.
Visselhövede – Manchmal muss ein bisschen mehr Aufwand betrieben werden. Am vergangenen Samstag war die Band Boogielicious in Visselhövede zu Gast, aber bevor es mit dem Konzert im Heimathaus losgehen konnte, musste der Flügel perfekt gestimmt sein. Das ist vertraglich festgelegt, und um dem gerecht zu werden, reist vorab Klavierstimmer Ulrich Helmich vom gleichnamigen Klavierhaus aus Verden an. Den Klavierbaumeisterbetrieb leitet der 63-Jährige gemeinsam mit seinem Sohn Moritz, der Meister seines Faches ist.
Seit 40 Jahren ist Ulrich Helmich in dem Metier tätig. Mittlerweile zählt das Unternehmen weitere fünf Gesellen, einen Auszubildenden und ist das größte seiner Art im norddeutschen Raum. Klavierbauer ist ein dreieinhalb Jahre andauernder Ausbildungsberuf. „Wir erwarten von unseren Mitarbeitern, dass sie Klavier spielen können. Dafür bekommen sie auch Klavierunterricht, den wir gerne bezahlen“, informiert Helmich, der mit seinem Team zwischen Hannover und Bremerhaven rund 9.000 Kunden betreut. „Davon sind auch einige Karteileichen, bei denen wir vor zehn Jahren zuletzt waren“, gesteht der Verdener schmunzelnd.

Klavierspielen zählt immer noch zu den beliebtesten Unterrichtsfächern in den Musikschulen. Doch um das gute Stück, egal ob Flügel oder Klavier, zu erhalten, sollte es einmal im Jahr gestimmt werden, auch wenn nicht gespielt wird. „Durch Luftfeuchtigkeit und zu warme oder zu kühle Temperaturen, arbeitet das Holz. Am besten ist ein gleichmäßiges Klima“, verdeutlicht der Experte, der bei Klavierlieferungen seinen Kunden immer ein Hydrometer, ein Luftfeuchtigkeitsmesser, mitgibt.
240 Stimmnägel müssen beim Stimmen jedes Mal mit dem Stimmhammer gedreht werden. „Dazwischen setze ich zum Abstecken Gummikeile, denn pro Ton gibt es drei Saiten, die ich nicht alle auf einmal stimmen kann“, so Helmich. Bei ihm kommt aber mit dem Handy die moderne Technik zum Einsatz, auf dem eine entsprechende App geladen ist. „Doch wir schalten unser Ohr natürlich nicht ab. Die Technik wird das menschliche Ohr nicht ersetzen“, betont der Klavierbauer.

Ein Flügel besteht aus mehr 6. 500 Einzelteilen, die größtenteils von Hand zusammengesetzt werden. Echte Handarbeit, die das gute Stück eben auch so teuer macht. „Die Zugkraft der Saiten beträgt bis zu 20 Tonnen. Daher ist der gusseiserne Rahmen nötig, der den Flügel oder das Klavier so schwer macht.“ Rund 400 Kilo wiegt der Flügel im Heimathaus. „Das ist ein koreanischer Flügel. Für den Hausgebrauch reicht er“, versichert Ulrich Helmich.
„Wir haben hier professionelle Künstler am Werk, die verlangen, dass der Flügel perfekt gestimmt ist“, verdeutlicht Christiane Wuttke, Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins. „Als Justus Franz in der St.-Johanniskirche spielte, lieferte das Klavierhaus Helmich extra einen Leih-Flügel aus Verden und stimmte ihn auch ein. Zum Glück hatte sich hierfür ein Sponsor gefunden und es kommt nicht alle Nase lang vor“, sagt Wuttke schmunzelnd.
Zurzeit überarbeitet die Verdener Firma einen großen Konzertflügel für die Waldorfschule. Sie sind eben Meister ihres Fachs und entsprechend begehrt.