Vier Freunde – zwei Duette

Hellwege - Von Heidi Stahl. Der Kulturinitiative Sottrum ist es wieder gelungen, für ihre Konzertreihe unter der Federführung von Edwin Bohlmann, vier international bekannte Jazzinterpreten in das kleine Hellwege zu holen: die Sängerin Evelyn Gramel aus Bremen mit ihrer souligen Jazzstimme , den facettenreichen Pianisten Jan Christoph, den Zauberer auf der elektrischen Geige, Thomas Schneeberg, und den eigenwilligen Gitarristen Thomas Brendgens-Mönkemeyer.
Man kennt sich in der norddeutschen Jazzszene, und so ist es kein Wunder, dass sich alle vier in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal in ihrem künstlerischen Werdegang begegnet sind. So haben Jan Christoph und Thomas Schneeberg vor 30 Jahren schon im „Modernes“ in Bremen oder mit Sinfonieorchester im Sendesaal von Radio Bremen zusammen gespielt. Auch „Miss Groovanova“, Evelyn Gramel, und der Gitarrist, Komponist und Musikprofessor an der Hochschule Hannover, Thomas Brendgens-Mönkemeyer, sind sich auf ihrer künstlerischen Lebensbahn immer wieder begegnet und haben miteinander CDs aufgenommen. Am Freitagabend im HuK konnten die vier außergewöhnlichen Musiker ihre Freundschaft im gemeinsamen Programm musikalisch „reloaden“, eben mit Energie wieder „aufladen“, wie es Edwin Bohlmann schon bei seiner Begrüßung ankündigte.
Das erste Duo an diesem Abend, Thomas Schneeberg und Jan Christoph, führte die Jazzfreunde in ganz eigene elektronische Welten des Jazz. Mit seiner kostbaren elektrischen Geige aus den 60-er Jahren ließ Schneeberg ungewohnte elektronische Jazzklänge mit der Synthesizer-Begleitung von Christoph am knallroten Keyboard durch den Saal schweben. Bei den Kompositionen von Christoph, wie „Quodlibet“ oder „Song for Sea“, schienen die elektronischen Klänge aus allen vier Ecken des Saals zu kommen, und das Keyboard veranschaulichte musikalisch die herannahenden Wellen des Meeres, während die E-Geige die glitzernden Sonnenstrahlen darüber setzte. Schneebergs eigene Komposition „A-C-B“ begann mit der Titel gebenden kleinen Terz A-C und dem Halbton B und eigenwillige sanfte Läufe am Keyboard untermalten das Grundmotiv der E-Geige in harmonischer Einheit. Immer mehr groovten sich die Interpreten im Verlauf ihres Vortrags ein und zogen mit dem eigenwilligen Flair der elektronischen Musik die Zuhörer in ihren Bann. Launige Zwischenmoderationen, wobei sich Christoph als „Akkord-Arbeiter“ und Schneeberg seine Geige als das dazugehörige „Streich-Holz“ bezeichnete, vermittelten Hintergründe zu ihrem Programm. Das zweite Duo dieses Abends, Evelyn Gramel und Thomas Brendgens-Mönkemeyer, brachte ganz anderen Jazz in Ohren und Herzen der Zuhörer. Mit Bossa-Nova-Klängen von Brendgens schöner alten Gibson-Gitarre und der souligen Stimme von Gramel kamen wunderbare Texte von Annie Ross („Twistet“), Norma Winstone („Stars“) oder Joni Mitchell („It‘s your Dance“) ins Spiel. Gramels Stimme mit ihrer großen Bandbreite erfüllte alle Erwartungen, die man eine Jazzsängerin haben kann, Weich und soulig, heavy und klirrend, alles hat sie in ihrem Repertoire, und man fragt sich unwillkürlich, woher diese zarte, kleine Person die Kraft her nimmt für so ein gewaltiges Stimmvolumen.
Natürlich durfte zum Ende des Abends auch eine Vereinigung der beiden Duette zum Quartett nicht fehlen. Mit dem Bossa Nova aus dem „Orfeo Negro“ Film von 1959, „Manha de Carnaval“, wie er schöner nicht hätte interpretiert werden können, endete dieser Abend. Alle Freude, die die vier Musiker augenscheinlich selbst an ihrer Musik hatten, übertrug sich unmittelbar auf das Publikum, das in heiterer, gelöster Stimmung voll auf seine Kosten gekommen ist.