Ein Pflaster für „Flori“: Sottrumer Kinderfeuerwehr will die Kleinen für die Einsatzkräfte begeistern

Sie sind die „Löschdrachen“: 21 Kinder aus Sottrum, Hassendorf und Stuckenborstel zwischen sechs und zehn Jahren, die ihre ersten Schritte in Sachen Feuerwehr machen. Auch die Corona-Jahre konnten dem Enthusiasmus der Kinder nichts anhaben.
Sottrum – Er hat strubbelige, rote Haare, trägt ein grünes T-Shirt über dem dunkelblauen Pulli, ist das jüngste Mitglied der „Löschdrachen“, und er wird auch immer das jüngste bleiben: Denn „Flori“ kommt in der Gruppe eine besondere Rolle zu, er ist das Maskottchen der Kinderfeuerwehr Sottrum-Hassendorf-Stuckenborstel. Ihr gehören 21 Kinder an, die gemeinsam ihre ersten Schritte im Feuerwehrwesen machen – begleitet von „Flori“ und einem Team aus fünf Betreuern.
Neben Beate Kahrs und Karina Skusa aus Stuckenborstel sowie Hajo und Susanne Schloen aus Hassendorf ist es die Sottrumerin Sabrina Schauer, die das ganze Projekt Kinderfeuerwehr seit den Anfängen begleitet. Und die liegen bereits sieben Jahre zurück. „Und dazu kommen noch zwei Jahre, die wir an Vorlaufzeit gebraucht haben – zumal wir damals auch noch nicht wussten, wo die Reise hingeht“, erinnert sich Schauer.

Was diese Kinderfeuerwehr besonders macht: Drei Ortsfeuerwehren haben sich für das Projekt zusammengetan, „ansonsten wäre das mangels Betreuern schwierig geworden. Denn so etwas muss man leisten können. Wir kommen alle ja nicht nur unseren normalen Aufgaben in der Feuerwehr nach, sondern das hier kommt ja noch obendrauf – auch wenn es sehr viel Spaß macht“, erklärt Schauer, die als Hauptfeuerwehrfrau zudem dem aktiven Dienst angehört.
Aber die Kinderfeuerwehr, die sich an Kinder zwischen sechs und zehn Jahren richtet, kommt an, die Nachfrage ist groß: „Das Interesse in diesem Alter ist einfach sehr stark. Viele wollen nicht warten, bis sie für die Jugendfeuerwehr alt genug sind“, sagt Schauer. Und diese Lücke füllt die Kinderfeuerwehr – mit Erfolg. Mittlerweile müssen Schauer und ihr Team eine Warteliste führen. Wann immer ein Platz in der Gruppe frei wird, rückt ein anderes Kind nach. Daran konnte auch Corona nichts ändern, „fast alle sind dabei geblieben“, freut sich Schauer.
Mit Rätseln und Aufgaben durch die Corona-Zeit
Über all diese Monate begleitet Post von „Flori“ die Kinder durch die Zeit: Schauer und die anderen Betreuer erarbeiten Rätsel und Bastelaufgaben für die Kinder. „Unterzeichnet hat sie ,Flori‘, wir dahinter sind austauschbar“, erklärt Schauer, die beruflich als Erzieherin arbeitet, mit einem Lachen.
Inzwischen kommen die Kinder wieder alle zwei Wochen samstags im Gruppenraum des Sottrumer Feuerwehrhauses zusammen, in ihren einheitlichen grünen T-Shirts mit Logo und dem Aufdruck „Löschdrachen“. „Wir wollen ja die Kinder an die Feuerwehr heranführen, erreichen, dass sie sich als Gruppe fühlen. Und da ist es toll, dass sie sich so mit dem Namen identifizieren.“
Kinder sind da völlig unvoreingenommen und scheuen sich nicht vor solchen Aufgaben.
Neben den „normalen“ Treffen mit Spielen, Basteleien und Experimenten rund um das Thema Feuerwehr gibt es auch immer mal was Besonderes, zuletzt ein Erste-Hilfe-Kurs für Kinder. Sie lernen die stabile Seitenlage kennen, erfahren, wie sie Notrufe absetzen können, wie man jemanden schnell wegtransportieren kann oder richtig ein Pflaster aufklebt. „Kinder sind da völlig unvoreingenommen und scheuen sich nicht vor solchen Aufgaben. Stattdessen wachsen sie über sich hinaus“, ist Schauers Erfahrung. Dabei ist auch „Flori“ ein Eisbrecher: Vor allem schüchterne Kinder üben lieber erst einmal an der kuscheligen Puppe, bevor sie ihren Gruppenkollegen Pflaster auf den Arm kleben. „Es ist Spiel und Spaß auf der einen Seite, aber auch etwas Praktisches, was sie immer wieder brauchen können, auf der anderen Seite.“ Das sich solche Inhalte bei den Kindern verfangen, zeigt die Rückmeldung aus den Jugendfeuerwehren: „Wir hören immer wieder, dass unsere Kinder top ausgebildet dort hinüber wechseln.“
Interesse an dem Thema Verantwortung wecken – und ein positives Bild von der Feuerwehr vermitteln: Das sind für Schauer und das Team ihre wichtigsten Aufgaben. Denn immerhin, es ist der potenzielle Feuerwehrnachwuchs, den sie für das „Retten – Bergen – Schützen“ begeistern wollen. Immer wieder wechseln Kinder mit dem vollendeten zehnten Lebensjahr in die Jugendfeuerwehr: „Sie werden an dem Tag mit einem Feuerwehrfahrzeug abgeholt, das ist in der Regel das erste Mal, dass sie mit so einem Fahrzeug fahren“, erklärt Schauer. „Und das Schöne ist: Viele aus der Jugendfeuerwehr kennen sie schon aus ihrer Zeit als ,Löschdrachen‘.“ Und dann besteht die Hoffnung, dass sie später auch als Erwachsene dabei bleiben. Diese erfüllt sich nächstes Jahr zum ersten Mal, wenn ein ehemaliger „Löschdrachen“ nach Zwischenstation bei der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst wechselt. Sehr zur Freude von Schauer: „Das ist für uns eine Bestätigung, das wir vieles richtig machen.“