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Von Bronze zu Stein: Seit 20 Jahren erzählt der Bibelgarten in Horstedt die Heilsgeschichte

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Von: Nina Baucke

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Irmgard und Hinrich Brunkhorst (v.l.), Anne Corleis, Anke Solte und Jutta Vogelsang kümmern sich um den Bibelgarten – sehr zur Freude von Pastorin Haike Gleede.
Irmgard und Hinrich Brunkhorst (v.l.), Anne Corleis, Anke Solte und Jutta Vogelsang kümmern sich um den Bibelgarten – sehr zur Freude von Pastorin Haike Gleede. © Baucke

 Die Bibel nacherzählt: in Pflanzen, kleinen Kunstwerken und Bachläufen. Das ist der Bibelgarten in Horstedt. Vor 20 Jahren hatte Jochen Corleis die Idee dazu gehabt, und noch heute pflegt eine Gruppe Hobbygärtner, darunter Corleis’ Frau Anne, das Gelände vor der Horstedter Kirche.

Horstedt – Gärten im Winter haben in der Regel einen ganz eigenen, oft eher widerborstigen Charme. Auf diese Weise bieten sie umso mehr Platz und Entfaltungsspielraum für die eigene Vorstellungskraft. Noch einmal eine ganz eigene Note bekommt das Ganze, wenn ein Garten mit Symbolik aufgeladen ist – und das ist in Horstedt der Fall. Auf dem kleinen Areal vor der Johannes-der-Täufer-Kirche erzählen insgesamt 13 Stationen die Heilsgeschichte nach – von der Erschaffung der Welt bis hin zur Auferstehung Jesu. Und das bereits seit 20 Jahren.

2003 ist es Jochen Corleis, der die Idee dazu hat. Er ist zwar inzwischen gestorben, aber seine Frau Anne ist nach wie vor in der kleinen Gruppe aktiv, die den Bibelgarten betreut. „Es war das Jahr der Bibel, die Kräuterregion war gerade erst gegründet worden und es kam die Frage auf, wie die Kirche sich da einbringen kann“, erinnert sich Anne Corleis mit einem Schmunzeln. „Johann hatte immer solche Ideen.“

Ich dachte mir: Das kriegen wir nie hin. Aber da kannte ich Jochen auch noch nicht.

Haike Gleede

Im Kirchenvorstand stößt Jochen Corleis auf offene Ohren – aber auch auf Zurückhaltung. „Ich fand die Idee toll, aber ich dachte mir: Das kriegen wir nie hin“, sagt Haike Gleede, bereits damals Pastorin in der Gemeinde, und lacht: „Aber da kannte ich Jochen auch noch nicht.“ Der Ort steht schnell fest, „aber wir hatten eine Bedingung“, so Gleede. „Die Feuerstelle sollte bleiben.“ Das tut sie, sie wird sogar mit einer Feuerschale aufgewertet und bildet den Mittelpunkt.

Bis zum Bibelgarten ist es allerdings da noch ein Stück Weg: Die Gemeinde heuert einen Landschaftsplaner an, einen Gärtner – aber auch einen theologischen Berater. „Wir haben uns da richtig kundig gemacht, gärtnerisch und theologisch“, sagt Gleede. Und sie schauen sich andere Gärten an, in denen sich die Bibel widerspiegeln soll. „Aber so einen wie unseren gibt es nur selten, da waren wir Vorreiter“, freut sich Jutta Vogelsang noch im Nachhinein. Herausgekommen ist ein Garten, der die Bibel nacherzählt – in Form von Pflanzen, die dort erwähnt werden, wie Zierapfel, Weide, Mandel- und Maulbeerbaum, Oliven und Feigen sowie Kräuter, darunter Wermut und Distel, aber in Form der Gestaltung und kleinen Kunstwerken.

Schlange aus Mosaiksteinchen

Eine Schlange aus bunten Mosaiksteinchen, die sich um die Kante eines Beetes schlängelt, weist auf das Paradies hin, in Pyramidenform aufgeschichtete Steine symbolisieren die ägyptische Gefangenschaft, ein Olivenbäumchen den Garten Gethsemane und ein besonders geformtes Rankgitter die Kreuzigung, an dem allerdings in den warmen Monaten Geißblatt emporwächst. „Diese Pflanze steht für die Auferstehung“, so Gleede. In den oft runden Formen hat der Planer zudem die Ornamente der Kirche wieder aufgegriffen. Auch ihren Namensgeber: „In der Kirche gibt es eine Figur Johannes des Täufers aus Bronze, hier draußen aus Stein“, erzählt Gleede. Ursprünglich waren es allerdings lediglich zwölf Stationen. Erst später nimmt sich die Gruppe des verwilderten Kircheninnenhofes an und macht daraus eine 13. Station – für Pfingsten.

Heute ist eine zehnköpfige Gruppe mit der Pflege beschäftigt. Neben Irmgard und Hinrich Brunkhorst, Anne Corleis, Anke Solte und Jutta Vogelsang sind auch Hermann und Gunda Heinecke, Erika Blödorn, Hannelore de Vries und Katrin Corleis im Bibelgarten aktiv. Zu tun gibt es genug: Einige Pflanzen, wie zum Beispiel der Mandel- oder der Feigenbaum, müssen im Warmen überwintern, anderes muss jedes Jahr neu eingesäht werden.

Besuch von Viertklässlern

„Von Anfang an war das ein großer Boom hier“, erinnert sich Gleede. „Viele Menschen haben sich den Garten hier angesehen, wir hatten hier Sommer, wo andauernd die Busse vorfuhren, und haben hier immer wieder auch durch den Garten geführt. Dieser Boom hat sehr lange angehalten.“ Zumal der Ruf des Bibelgartens über den Kirchenkreis Rotenburg hinausragt – „immerhin stoßen ja hinter Horstedt vier Kirchenkreise – Rotenburg, Bremervörde-Zeven, Verden und Osterholz-Scharmbeck – fast aneinander“.

Inzwischen ist es etwas ruhiger im Bibelgarten geworden, eine Tafel informiert über das Ensemble, für die einzelnen Stationen gibt es ein kleines Heftchen. „Aber nach wie vor haben wir Besucher, mal sind es Fahrradtouristen und Wanderer, und jedes Jahr haben wir die Viertklässler aus Bötersen und Horstedt zu Besuch“, sagt Gleede. Und immer wieder sitzt jemand auf einer der Bänke. Denn zu sehen gibt es genug. Auch im Winter.

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