Mein Buch und ich: Bettina Greschner aus Höperhöfen verfasst Ratgeber

Nach ihrer Krebserkrankung macht sich Bettina Greschner erste Notizen zu ihrem Buch, jetzt, gut zehn Jahre später liegt das Ergebnis vor - das jetzt im Handel erhältlich ist und mit dem sie jetzt Lesungen veranstaltet.
Höperhöfen – „Wir haben da etwas gefunden.“ Den Satz hört Bettina Greschner noch, als sie sich auf die Treppe im Hausflur setzt. Es dauert eine Weile, bis sie alles realisiert: Sie hat Brustkrebs, diagnostiziert 2011, nicht lange vor ihrem 40. Geburtstag. Doch sie weigert sich, jetzt in ein Loch zu fallen: „Ich bin nicht krank, sondern dabei, gesund zu werden“, sagt Greschner sich. Die Diagnose Krebs wird zu einem Wendepunkt in ihrem Leben und ist zugleich der entscheidende Katalysator für das Buch, das nun, mehr als zehn Jahre später auf ihrem Tisch in ihrem Haus in Höperhöfen liegt.
Wer will ich sein? Was ist Glück? Wer ist dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin? Wie gehe ich mit Herausforderungen und Krisen im Leben um? Es sind unter anderem Fragen wie diese, denen sich Greschner in ihrem Buch „Einmal oben ohne bitte“ stellt und sie sich auseinander setzt. „Es ist meine eigene, persönliche Geschichte, ich spreche in dem Buch nur von meinen Erfahrungen“, betont die 50-Jährige.
Ich sehe das Drama, aber auch die Chance.
Die Idee zu dem 252 Seiten starken Werk, das gerade erschienen ist, entsteht in ihrer Zeit nach der Krebsbehandlung. Die Wurzeln allerdings liegen tiefer: „Ich habe mich lange nicht erwünscht gefühlt“, berichtet Greschner. Als Kind eines 16- und 18-jährigen Elternpaares, von dem ein Teil alkoholabhängig wird, geboren, muss sie einige Hürden überwinden. 1998 kommt wenige Wochen vor der Hochzeit ihr Verlobter bei einem Motorradunfall ums Leben. Später, nach der Geburt ihres Kindes, das sie mit ihrem heutigen Mann hat, erkrankt sie an Wochenbettdepression. „Ich will endlich fröhlich sein“, beschließt sie. Sie stößt auf das Buch „The Secret“ der Australierin Rhonda Byrne. „Ich sehe das Drama, aber auch die Chancen“, ist die Lehre, die sie für sich daraus zieht. „Ich habe gelernt, mein Leben zu leben.“ Gerade das hilft ihr, als sie 2011 erkrankt und ihr ein tennisballgroßer Tumor aus der Brust entfernt wird.
Sie schreibt noch im Krankenhaus einen halben Din-A4-Spiralblock zu – um die Notizen dann in die Schublade zu legen. 2017 greift sie mit ihrem Podcast „Mein Weg zu mir“ das Thema wieder auf. Erst überlegt sie, die Podcastfolgen zu transkribieren und zu einem Buch zusammenstellen zu lassen. Ein erster Entwurf entpuppt sich allerdings als nicht zufriedenstellend. Auch die Idee einer Kollegin, es schreiben zu lassen, funktioniert nicht. „Es soll ja meine Stimme haben“, ist Greschner überzeugt.
Entwicklung des Titels
Zu ihrem 50. Geburtstag im vergangenen Jahr geht sie es dann an. „Ich bin jetzt 50 Jahre, und ich fühle mich einfach jung und glücklich“, sagt Greschner, die nach einem ersten Berufsleben als Einzelhandelskauffrau mittlerweile als Coach arbeitet. Was für eine Art Buch es werden soll? „Ein Machen-Buch“, sagt sie mit einem Lächeln. Das spiegelt sich auch auf den passenden Giveaways wieder: Der Satz „Machen ist wie wollen, nur krasser!“ prangt auf Postkarten und Lesezeichen, die sie demnächst verteilen will.
Der Titel hat dabei allerdings eine Entwicklung hinter sich, ursprünglich soll er „Warum mir der Krebs mein Leben zurück geschenkt hat“. Als es fertig ist, ist ihr allerdings klar: Es muss ein anderer Titel sein. „Einmal oben ohne bitte“ spielt auf den Haarverlust nach der Chemotherapie an, „aber er soll auch neugierig machen“, verrät Greschner. „Genauso könnte er sich darauf beziehen, dass ich leidenschaftliche Cabriofahrerin bin.“
Impulse am Ende eines jeden Kapitels
Die einzelnen Kapitel bauen nicht aufeinander auf, „das Buch kann in beliebiger Reihenfolge gelesen werden“, erklärt sie mit Blick auf die 24 Textpassagen, jede abgeschlossen mit einem Impuls an den Leser, immer mal wieder mit Übungen verbunden, die sie auf ihrer Website ausführlicher erläutert. Was auffällt: Greschner spricht ihre Leser direkt mit einem unverblümten „Du“ an. „Das habe ich aus meinen Vorträgen übernommen: Wenn ich auf einer Bühne stehe und ,Sie‘ sage, habe ich einen Stock im Arsch“, erklärt sie mit einem Lachen.
Um nicht allzulange auf das Resultat zu warten, entscheidet sie sich für Selfpublishing bei dem Anbieter „Book on demand“, Anfang März steht die Postbotin mit mehreren Kartons vor ihrer Haustür. „Zufall, dass die Postbotin gleichzeit Buchbloggerin ist, mitbekam, was in den Kisten drin ist, und wir uns jetzt demnächst über das Buch unterhalten“, freut sich Greschner.
Vorerst insgesamt 100 Exemplare nimmt sie die nächsten Wochen mit zu den Lesungen, eine weitere Auflage könnte bald folgen. Auch, wenn das Gefühl, das fertige Buch in den Händen zu halten, ein eindrucksvolles war: Am Ziel sieht sie sich in ihrer Entwicklung allerdings auch noch nicht. „Am Ziel bin ich, wenn ich in der Kiste liege“, erklärt sie und lacht. „Am Besten nach dem 100. Geburtstag mit einem Sektglas in der Hand einfach umkippen.“
Das Buch
„Einmal oben ohne bitte“ ist bei „Buch + Aktuelles in Rotenburg, bei Thalia in Posthausen, aber auch über ihre Website www.bettinagreschner.de erhältlich. Außerdem liest sie am Donnerstag, 21. April, im Restaurant am Ahe-Wald sowie am Freitag, 29. April, in der Yogalounge – jeweils in Rotenburg. Weitere Informationen und Tickets gibt es ebenfalls auf ihrer Website.