Mehr als Gold geht nicht

Fast zwei Wochen ist es nun her, dass die Gemeinde Bötersen beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ den Goldstatus erreicht hat. Mittlerweile ist die Euphorie wieder dem Alltag gewichen. Zeit für ein Resümee also, denn die Bötersener haben sich entschieden. An einer nächsten, internationalen Runde nimmt man nicht mehr teil. Für sie ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Doch wie nimmt man die Errungenschaften des Wettbewerbs mit in die Zukunft?
Bötersen – An einer einsamen Kreuzung in der Nähe des Höperhöfener Friedhofs liegt der ideelle Schnittpunkt der Grenzen der drei Dörfer Jeerhof, Höperhöfen und Bötersen, die zusammen die Gemeinde Bötersen bilden und aktueller Goldmedaillengewinner im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ sind. „Dreiländereck“ nennt man es hier im Volksmund. Der perfekte symbolträchtige Standort für Bürgermeister Hermann Holsten (CDU) und Cord Trefke vom Organisationsteam dieses Wettbewerbs für ein Resümee der Bötersener Erfolgsgeschichte.
„Es war uns von Anfang an klar, dass wir diesen Wettbewerb nur als Gemeinde stemmen würden“, sagt Trefke, als er sich an die Anfänge vor rund fünf Jahren in Stapel erinnert. Damals war Stapel Kreissieger und hatte einige Dörfer und Gemeinden zu einer Präsentation des Wettbewerbs eingeladen. „Von denen, die damals dabei waren, haben längst nicht alle später selbst mitgemacht“, erinnert sich Holsten.
Die Gemeinde Bötersen schon und dass es hier dermaßen durch die Decke gehen würde, habe man in der Art nicht erwartet. „Gerade auf Kreisebene war die Konkurrenz auf Augenhöhe und es hätte mich nicht gewundert, wenn jemand anderes gewonnen hätte“, so der Bürgermeister. Gewonnen hatte aber Bötersen im Sommer 2015 und dann einen lupenreinen Durchmarsch bis zur Goldmedaille im Bundeswettbewerb hingelegt. Ein Erfolg, der ohne Jeerhof und Höperhöfen nicht möglich gewesen wäre, wie beide betonen. „Das ist schon ein bisschen wie an der Spitze der Bundesligatabelle zu stehen“, freut sich Trefke.

Wenn man bei diesem Sinnbild bleiben möchte, wäre ja die Champions League das nächste Level, was die Frage aufwirft, ob es auch auf europäischer Ebene weiter gehen könnte. Eine Möglichkeit, die theoretisch besteht, aber für die Gemeinde Bötersen keine Rolle spielen wird. „Man sollte das Ganze nicht überstrapazieren“, erklärt Holsten. „Sonst kippt die Stimmung irgendwann und die Leute fragen sich, was das eigentlich soll.“
Die Stimmung hätte theoretisch auch schon während der vergangenen Jahre kippen können. Gab es Gegenstimmen? „Nein, an uns ist in all der Zeit niemand herangetreten und hat all das, was wir machen, infrage gestellt“, sagt Trefke. „Deshalb sind wir mit dem Verlauf des Wettbewerbs dermaßen zufrieden, dass man auch einfach sagen muss, mehr als Gold geht nicht.“
Nun ist eine Goldmedaille eine schöne Sache, und dass man zu den acht Gewinnern eines Wettbewerbs gehört, der mit 1900 Teilnehmern gestartet ist, dazu gehört schon eine Menge. Aber was ist die Essenz des Ganzen? Welches ist der Eindruck, der am prägendsten in Erinnerung bleiben wird? Für Hermann Holsten ist es, dass man Menschen dafür gewinnen konnte, sich für das Allgemeinwohl in der Gemeinde zu engagieren, die man sonst nicht zwingend auf dem Zettel gehabt habe. „Es ist, als ob hier schlummerndes Potenzial erweckt wurde“, sagt er. Für Trefke sind die Auswirkungen in etwa vergleichbar: „Die Strukturen, die entstanden sind, geben uns allen in der Gemeinde die Möglichkeit, hier auch in Zukunft noch viel bewirken zu können.“
Ein großer Baustein dabei sind sicherlich die zehn Arbeitskreise, die entstanden sind und in denen sich rund 200 Bürger aktiv engagieren. Was bedeutet, dass jeder fünfte Einwohner in der Gemeinde aktiv ist. Doch was geschieht mit diesen Arbeitskreisen, die durch diesen Wettbewerb entstanden sind, wenn man nun keinen Wettbewerb mehr vor der Brust hat? „Es ist ja so, dass auch zwischen den einzelnen Wettbewerben diese Arbeitsgruppen weiter aktiv waren und ich denke, das wird auch noch so bleiben“, erläutert Trefke. Einerseits, weil viele Projekte auch in Zukunft aktiv begleitet werden müssten und andererseits, weil innerhalb der Gruppen eine große Zufriedenheit darüber herrsche, gemeinsam Dinge auf die Beine zu stellen.
Holsten nennt dabei den Dorfladen, der kurz vor seiner Eröffnung steht, als großes Leuchtturmprojekt: „Wenn der Dorfladen kommt und sich etabliert, dann sind das die Früchte der Arbeit in diesem Wettbewerb.“ Das könne eine Signalwirkung dafür haben, dass auch in Zukunft mit gemeinsamem Handeln vieles möglich ist, um das Leben in der Gemeinde nachhaltig zu verbessern.
Am Tag der Bekanntgabe des Gewinns der Goldmedaille gab es eine kleinere Spontanfeier und im Januar wird eine sehr große Gruppe aus Bötersen nach Berlin zur Übergabe der Medaille fahren. Wird es trotzdem noch eine Feier für die Gemeinde geben? „Wir haben auf Kreisebene und im Landeswettbewerb gefeiert, da ist es doch selbstverständlich, dass wir das auch für die Goldmedaille machen werden“, so Holsten. Einen Termin habe man noch nicht, aber es zeichnet sich ab, dass es in den Herbst hinein gehen wird. Was genau man vorhabe, stehe dabei noch nicht fest, aber dass es einen angemessenen Rahmen geben wird, das ist Cord Trefke und Hermann Holsten jetzt schon klar.