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Lauftag in Wasserfarbe: Henning Diers begleitet die „Tour de l’Amitié“ als Künstler

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Von: Nina Baucke

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Henning Diers begleitet die Tour de l’amitié nicht nur als Läufer, sondern auch als Künstler – inklusive kleinem Farbkasten im Gepäck.
Henning Diers begleitet die Tour de l’amitié nicht nur als Läufer, sondern auch als Künstler – inklusive kleinem Farbkasten im Gepäck. © Baucke

Henning Diers begleitet die „Tour de l’Amitié“ als Sportler und als Künstler. Der 55-Jährige aus Hassel will jeden Tag in einem Aquarell festhalten.

Sottrum – Die kleine, rechteckige Blechdose, die Henning Diers aus der Jackentasche zieht, hat schon etliche Beulen und Schrammen. Auch von innen macht das kleine Kästchen einen vielbenutzen Eindruck, nicht nur, weil die kleinen Fächer mit Farbe teilweise ziemlich leer sind, auch der Deckel dient offenbar immer wieder dem Mischen von Farben. „Die habe ich immer dabei“, sagt Diers mit einem Lachen. Vermutlich wird der kleine Farbkasten auch im Juli in seinem Gepäck sein, denn der 55-Jährige ist einer der Läufer, die sich auf die Strecke in Sottrums Partnergemeinde Sauveterre-de-Guyenne begeben.

Denn Diers wird bei der „Tour de l’Amitié“ nicht nur als Sportler dabei sein, sondern auch als Künstler. Sein Plan: Jeden Tag soll ein Bild entstehen, das den Tag in irgendeiner Form widerspiegelt – die Landschaft, die die Sportler durchquert haben, das Wetter, aber auch, die Gefühlslage, ob es ein guter oder ein schlechter Tag war. Wie ist es in der Gruppe, welche Dynamiken gibt es dort? Welche Prozesse werden in Gang gesetzt? „Da passiert ja etwas jenseits einer Staffelstabübergabe und des Ankommens am Ende, und das will ich erfahrbar machen“, sagt Diers. Eine Art visuelles Tagebuch soll entstehen. Alles Aquarelle, „das hat mit dem Transport zu tun“, so Diers. Was am Ende mit den Bildern geschehen soll, steht noch nicht fest. „Da sind wir gerade dabei, etwas zu entwickeln.“

Resultate in der Verlosung

Es ist für ihn nicht die erste Aktion dieser Art, seit Jahren begleitet er den Nordseelauf als Tourkünstler, die Resultate werden unter den Teilnehmern verlost. „Für die Läufer dort ist das mittlerweile eine persönliche Erinnerung“, freut er sich. Im vergangenen Jahr waren die Kunstwerke unter anderem auf Treibholz entstanden – passend zur Nordsee als Kulisse. „Ich versuche immer, eine Verbindung zum Ort zu schaffen.“

Der freischaffende Künstler lebt und arbeitet in Hassel, südlich von Verden. Vor allem drückt er sich in der Malerei aus, seine Werke beschäftigen sich mit weltlichen, aber auch religiösen Themen. Ein Freund von ihm wiederum ist Kollege eines Teilnehmers der „Tour de l’Amitié“. Dieser hatte ihn auf die Aktion aufmerksam gemacht und stieß dabei auf offene Ohren.

Es ist wichtig, über die eigenen Grenzen hinaus zu sehen, und das lässt sich auch auf Europa übertragen.

Henning Diers

Natürlich spielt auch die sportliche Seite eine Rolle, „zehn Kilometer am Tag sind schon eine Herausforderung“, findet er. Aber vor allem reizt ihn die Idee hinter dem Lauf mit Blick auf die Gruppendynamik. „Wir leben in einer immer egoistischer werdenden Gesellschaft, die sich selbst über die Sozialen Medien als Person sichtbar machen will. Dabei geht es um Authentizität als Gegenkraft zu dieser Art der Selbstdarstellung“, betont Diers. Selbst wenn der Weg von Hassel nach Sottrum ziemlich weit ist, war er seit dem Spätsommer schon mehrmals zum Training an der Wieste, vor allem, um seine Mitstreiter kennenzulernen, bevor es losgeht.

Auch mit Blick auf das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Sottrum und Sauveterre-de-Guyenne, zu dem die Aktion gehört, ist Diers in seinem Engagement bestärkt: „Es ist wichtig, über die eigenen Grenzen hinaus zu sehen, und das lässt sich auch auf Europa übertragen. Und so ein Freundschaftslauf kann das stark unterstreichen.“ Es hat für ihn auch mit der Geste zu tun: „Wir nehmen mit dem Lauf eine gewisse Mühe auf uns. Allein das zeigt die Bedeutung der Partnerschaft auf.“

Breitschuh moderiert

Gute Nachrichten für die Organisatoren der „Tour de l’Amitié“: Die Aktion wird durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds unterstützt. „Dort werden Projekte finanziert, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa erlebbar machen“, teilt Michael Itzen vom Tour-Team mit. Zudem freut sich der Sottrumer, nun auch einen Moderator für den großen Start am 19. Juli am Sottrumer Rathaus gefunden zu haben: Das wird NDR-Hörfunkjournalist Albrecht Breitschuh übernehmen. „Er als Hassendorfer ist natürlich besonders dafür geeignet“, so Itzen. Vom 19. bis zum 29. Juli sind Läufer und Radfahrer unterwegs – um pünktlich zur Jubiläumsfeier in Sauveterre anzukommen. nin

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