Hellweges erster Windpark

Eine Gruppe Hellweger möchte einen Windpark bauen. Es wäre das erste derartige Projekt in der Gemeinde, und es kommt gerade zur passenden Zeit. Viele Fragen sind noch offen, erste Antworten könnte es am Mittwoch im Fachausschuss des Kreistages geben.
Hellwege/Rotenburg – Das Thema ist aktuell wie lange nicht mehr. Gerade erst hat der Bund dem Land Niedersachsen vorgegeben, 2,2 Prozent seiner Landesfläche für Windkraftanlagen auszuweisen. Das Land wiederum möchte, dass der Landkreis Rotenburg 4,89 Prozent seiner Fläche für Windkraft nutzt und belastet ihn damit überdurchschnittlich im Vergleich mit den anderen Landkreisen Niedersachsens. Mehr als 10 000 Hektar sollen nach Vorgabe des Landes für Windräder im Kreis bereitstehen. Ein Kraftakt, im bisherigen Regionalen Raumordnungsprogramm des Kreises sind aktuell gerade einmal 0,9 Prozent als Windkraft-Vorrangfläche vorgesehen. Bis zum Stichtag am 31. Dezember 2026 soll die Fläche also mehr als um das Fünffache anwachsen.
Kolportiert wurde zuletzt immer wieder die runde Zahl von 100 neuen Windparks. Einer davon könnte in Hellwege stehen. So ist es zumindest der Wunsch einer Gruppe von Landeigentümern in der Gemeinde, wie Bürgermeister Wolfgang Harling (SPD) am Montag den Rat informierte – zumindest offiziell, denn das Thema mache laut dem Bürgermeister schon länger die Runde im Dorf.
Es wäre das erste Windkraft-Projekt in der Gemeinde. Tatsächlich ist es in der Gemarkung gar nicht so einfach, geeignete Flächen dafür zu finden. Laut einer dem Rat vorgelegten Karte ist das geplante Areal nördlich des Standortübungsplatzes der Bundeswehr mit das einzig mögliche. Teilweise ragt es in die Gemeinde Ahausen hinein. Andere Bereiche werden durch Mindestabstände zum Dorf, zu Naturschutzgebieten und zum Flugplatz Stelle blockiert. Und auch das in Auge gefasste Gelände hat noch lange keine Freigabe für Windkraftanlagen. Offen ist zum Beispiel, welchen Einfluss die Bundeswehr auf das Projekt haben könnte.
Bis zu 250 Meter hoch
Mehr als informieren, dass „eine Gruppe versucht, das planerisch auf den Weg zu bringen“, konnte Harling am Montag ohnehin nicht. 250 Meter sollen die Anlagen groß sein, das Gebiet könnte eine Fläche von bis zu 200 Hektar umfassen. „Die Sache hat viele Fragezeichen“, so Harling nüchtern zum aktuellen Stand.

Mehr Erkenntnisse für die Planung erhofft er sich von einer Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses des Kreistages, der am Mittwoch über den Windkraft-Ausbau beraten wird (14.30 Uhr, großer Sitzungssaal des Kreishauses Rotenburg). Harling ist selbst Mitglied dieses Ausschusses.
Dass man beim Landkreis Rotenburg nicht gerade glücklich über die Nachricht aus Hannover war, 4,89 Prozent seiner Fläche für Windkraft auszuweisen, hat Landrat Marco Prietz (CDU) bereits deutlich gemacht. Das sei nicht nur „sehr ambitioniert“, sondern geradezu „heftig, ein Wahnsinn“, sagte er kurz nach Bekanntwerden gegenüber der Kreiszeitung.
Wir werden dann sehen: Entweder haben wir eine Fläche oder keine.
Der Umweltausschuss wird darüber beraten, ob ein Planänderungsverfahren zum Regionalen Raumordnungsprogramm eingeleitet wird und eine entsprechende Beschlussempfehlung an den Kreistag aussprechen. Für Hellwege dabei besonders relevant sind Modifizierungen des Kriterienkatalogs für Windkraft-Vorrangflächen – insbesondere die Reduzierung des Abstandes zu Wohngebäuden auf 800 Meter und die Reduzierung der Mindestfläche der Vorranggebiete von 50 auf 25 Hektar.
Danach kann man sich auch in Hellwege weiter Gedanken über Windparks machen. Oder wie Bürgermeister Harling es ausdrückt: „Wir werden dann sehen: Entweder haben wir eine Fläche oder keine.“ Danach kann man die grundsätzliche Debatte über Hellweges ersten Windpark führen.