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Falkner Olaf Wahle ist mit Greifvögeln gegen Krähen im Einsatz

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Von: Nina Baucke

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Falkner Olaf Wahle ist mit Harris Hawk Clara und weiteren Greifvögeln seit einiger Zeit in Stuckenborstel im Einsatz.
Falkner Olaf Wahle ist mit Harris Hawk Clara und weiteren Greifvögeln seit einiger Zeit in Stuckenborstel im Einsatz. © Baucke

Wenn dieser Tage ab und zu Wüstenbussarde in Stuckenborstel durch die Luft kreisen, sind das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die Greifvögel von Olaf Wahle. Der Wolfenbütteler hat mit seinen Tieren derzeit eine Mission: die Krähen im Inselweg zu vergrämen.

Stuckenborstel – Ein kurzer Pfiff von Olaf Wahle und Harris Hawk Clara setzt vom Ast aus zu einem eleganten Segeltörn gen Erdboden an, um auf seinem ausgestreckten Arm, der fast bis zum Ellenbogen in einem riesigen, abgewetzten Lederhandschuh steckt, zu landen. Wenige Meter weiter sitzt Claras Artgenosse Spock auf einem metallenen, teilweise gepolsterten Bogen, Sprenkel genannt, und sieht zu. Clara und Spock sind derzeit im Auftrag der Gemeinde Sottrum aktiv. Ihre Aufgabe: Die Krähen vergrämen, die seit Jahren in hohen Zahlen in den Bäumen am Inselweg in Stuckenborstel immer wieder ihre Nester bauen.

500 sind es, schätzt Wahle, der als Falkner eigentlich in Wolfenbüttel arbeitet, aber für Einsätze wie diesen in Stuckenborstel bis nach Schleswig-Holstein unterwegs ist. Für die Gemeinde Sottrum ist Wahle mit seinen Harris Hawks („Der Wüstenbussard, der kein Bussard ist.“) mittlerweile die letzte Möglichkeit, irgendetwas gegen die hohe Zahl der Tiere auszurichten. „Natürlich sind Krähen überall, aber im Inselweg in ziemlich hoher Zahl“, sagt Gemeindedirektor Holger Bahrenburg. „Wir hatten schon einige Methoden ausprobiert, um die Vögel zu vergrämen: Attrappen, Knallschussgeräte, jetzt die Vögel. Dann ist alles durch, weitere Optionen gibt es nicht.“

Anwesenheit demonstrieren

Auftritt Clara und ihre tierischen Kollegen, deren Art eigentlich in den USA und Mexiko beheimatet ist: „Sie sind natürliche Krähenfeinde, und die wissen das“, erklärt Wahle. Immer wieder drehen die Wüstenbussarde ihre Runden in Richtung der Bäume am Inselweg, wo die Krähen sitzen. Die Schwierigkeit: „Hier sitzen schon mehrere Generationen von Krähen, seit Jahren“, weiß Wahle. Das macht es schwierig, daher lässt er seine Vögel zwei- bis dreimal die Woche immer wieder dort ihre Runden drehen, um Anwesenheit zu demonstrieren. „Das sorgt für Stress bei den Krähen.“

Mehr soll auch nicht passieren. Seine Vögel in die Krähenkolonie, wie er es nennt, „reinzudrücken“, kommt für ihn nicht in Frage. „Dann gehen die Krähen auf sie los, um ihr Revier zu verteidigen“, sagt der 64-Jährige. Das würde für seine Tiere möglicherweise auch nicht gut ausgehen. „Aber allein das Fliegen in der näheren Umgebung der Krähen reicht – nur dann müssen die Greifvögel auch etwa drei Monate lang dranbleiben.“

Spock hat auf dem Sprenkel Platz genommen.
Spock hat auf dem Sprenkel Platz genommen. © -

Wahle blickt bereits auf etliche Jahre an Erfahrung mit Greifvögeln zurück. Als gelernter Tierpflegemeister hat er unter anderem mit Filmtiertrainer Joe Bodemann zusammengearbeitet, unter anderem 1986 bei dem Film „Der Name der Rose“ mit Sean Connery oder bei der Serie „Schwarzwaldklinik“, wo er für Hund Jerry zuständig war. Aber Greifvögel waren schon immer etwas Besonderes für ihn: „Sie sind faszinierend und intelligenter als Hunde – und auf keinen Fall langweilig“, ist er überzeugt.

Dass er mit Clara und Spock, aber auch mit den Harris Hawks Frieda und Norok immer wieder in Stuckenborstel ist, hat sich herumgesprochen, alleine mit den Vögeln ist er nicht oft. Immer wieder schauen Interessierte vorbei. Allerdings: Einfach so dicht an einen auf dem Sprenkel sitzenden Harris Hawk heranzutreten ist nicht erlaubt. „Wenn ihm jemand zu nahe kommt, kann der Vogel schon mal böse werden – Blockschärfe nennt sich das“, erklärt Wahle.

Sie sollen den Krähen dann einfach nur zu verstehen geben: Hey Freunde, wir sind immer noch da!

Olaf Wahle

Nach den ersten Wochen, in denen Wahle mit den Tieren vor Ort ist, zeigt sich zumindest, dass sie sich verlagern. „Aber wie und wohin wissen wir nicht, zum Teil an andere Stellen im Dorf, zum Teil nach außerhalb“, so Bahrenburg. „Notfalls müssen wir an den neuen Stellen im Dorf noch einmal nachsetzen.“ Denn das Ziel ist klar: die Krähen aus dem Ort zu vergrämen.

Wahle ist da optimistisch: „Derzeit sind noch etwa 100 hier von ursprünglich 500.“ Demnächst geht es für ihn und seine Vögel in der nächsten Straße weiter, dann mit Unterstützung von zwei weiteren Falknern. „Da muss man ein wenig strategisch vorgehen“, erklärt er. Ziel ist es, dass die Krähen in einen Bereich außerhalb des Ortes abwandern.

Im Herbst sollen Clara, Spock & Co. noch einmal in Stuckenborstel zum Einsatz kommen, wie Wahle erklärt. „Sie sollen den Krähen dann einfach nur zu verstehen geben: Hey Freunde, wir sind immer noch da!“

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