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Eingelöstes Versprechen

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Von: Matthias Daus

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Der Dorfladen Bötersen hat die Mehrwertsteuer-Senkung im zweiten Halbjahr 2020 nicht an die Kunden weitergegeben. Das hatte seine Gründe, bereichern wollte man sich aber nicht. Archivfoto: Röhrs
Der Dorfladen Bötersen hat die Mehrwertsteuer-Senkung im zweiten Halbjahr 2020 nicht an die Kunden weitergegeben. Das hatte seine Gründe, bereichern wollte man sich aber nicht. Archivfoto: Röhrs © -

Bötersen – Der Dorfladen Bötersen hat die Mehrwertsteuersenkung für das zweite Halbjahr 2020 aus verfahrenstechnischen Gründen nicht umsetzen können – und diesen Rabatt deswegen nicht an die Kunden weitergeben. Doch man wollte nicht profitieren, die dadurch erzielten Mehreinnahmen werden nun gemeinnützig gespendet. Der Grundgedanke der vorübergehenden Steuersenkung war einfach:

Eine Senkung um drei Prozent würde die Kauflust der Verbraucher ankurbeln und so den Einzelhandel in Zeiten der Coronakrise aus der Talsohle holen. Aber wie so häufig, ist die Umsetzung einer solchen guten Idee nicht immer und auch nicht für jeden so problemlos machbar, wie es zunächst den Anschein hat. So erging es auch dem Dorfladen Bötersen, der sich im vergangenen Sommer mit der angedachten Maßnahme auseinandersetzen musste.

„Für uns stand relativ schnell fest, dass wir diese Senkung nicht umsetzen konnten“, erklärt Cord Trefke, der Vorsitzende des Dorfladen-Beirats. Die Probleme waren vielfältig. „Die meisten unserer Lieferanten haben diese Senkung nicht weitergegeben“, so Trefke, was dazu geführt habe, dass man nur einzelne Produkte oder Warengruppen in diese Maßnahme hätte aufnehmen können. Erschwerend hinzu kamen die unterschiedlichen Besteuerungen der Waren mit 19 Prozent für vollbesteuerte Produkte und sieben Prozent für steuerermäßigte Waren. Hier waren auch die Ermäßigungen mit drei beziehungsweise zwei Prozent unterschiedlich. „Das alles war für das Dienstleistungsunternehmen, das für den Support unseres Kassensystems zuständig ist, nur mit einem enormen Aufwand umsetzbar“, erläutert der Bötersener.

Ein Aufwand, der in keinem Verhältnis zu den Erträgen gestanden hätte. „Die meisten Kleinstunternehmen, standen vor der gleichen Problematik. Also entschlossen wir uns, diese Maßnahme nicht an die Kundschaft weiterzugeben“, sagt der Beiratsvorsitzende, „aber wir wollten auch von Anfang an ein Zeichen setzen und versprachen die so erzielten Mehreinnahmen Anfang 2021 für gute Zwecke zu spenden.“ Ein Versprechen das nun so zeitnah, wie es unter den derzeitigen Einschränkungen möglich ist, eingelöst werden soll.

Von Anfang an habe man kommuniziert, dass diese Einnahmen innerhalb der Gemeinde eingesetzt würden. Nutznießer dieser Aktion werden daher der Kindergarten Merlin in Bötersen sowie der Förderverein der Bötersener Grundschule sein. Mit je 500 Euro Spendensumme können sich beide Institutionen einige Wünsche erfüllen. „Wir sind mit beiden in regen Kontakt. Die Freude ist groß und der Kindergarten hat auch schon eine kleine Wunschliste erstellt, die wir sobald als möglich umsetzen werden“, so Trefke.

Der Förderverein der Schule hat die Entscheidung darüber, was mit dem Geld geschehen soll, in die Hände derjenigen gegeben, die es am meisten angeht. Die Schüler sollen es selbst bestimmen, weshalb der Schülerrat, der aus den jeweiligen Klassensprechern besteht, darüber abstimmen wird. Wie das in Zeiten von Homeschooling und Kontaktverboten umsetzbar ist, darüber herrscht noch keine endgültige Klarheit. „Aber es kommt ja nicht auf einen Tag an“, sagt Cord Trefke, „für uns als Dorfladen ist es wichtig, dass wir fristgerecht ein Signal senden, dass wir zu unserem Wort stehen und dass die Spenden im Prinzip darauf warten, ihrer Bestimmung übergeben zu werden.“

Spannend sei bei alldem gewesen, wie es sich auf das Kaufverhalten der Kunden auswirkt, wenn die Steuerersparnis nicht weitergegeben wurde. Da kein Rückgang der Umsätze und der Kundenfrequenz erkennbar war, schienen diese Auswirkungen eher gering zu sein. Nach Einschätzung des Beirats könnte die angekündigte Spendenaktion durchaus ein Grund dafür gewesen sein. Wann und in welcher Form die Übergabe stattfinden kann und wird, steht noch in den Sternen, angesichts der gerade verschärften Maßnahmen.

Von denen bleibt im Übrigen auch die alltägliche Arbeit im Beirat nicht verschont. „Unsere wöchentlichen Sitzungen finden komplett online statt. Nach einigen eher schwierigen Versuchen mit Telefonkonferenzen haben wir Videoplattformen gefunden, mit denen es nun doch sehr gut klappt“, erklärt der Vorsitzende. Konferenzen, in denen man auch immer wieder wichtige Dinge besprechen muss. Seien es Spendenaktionen oder, wie ganz aktuell, die Änderung der Öffnungszeiten. Hier habe man sich darauf verständigt, die Nachmittagszeiten zu vereinheitlichen. Ab Februar wird der Dorfladen von Montag bis Freitag immer bis um 18.30 Uhr geöffnet haben. „Wir haben über einen langen Zeitraum das Einkaufsverhalten unserer Kunden beobachtet und bemerkt, dass ab 18.30 Uhr nur sehr wenig Kundschaft gekommen ist. Während die Zeiten kurz vor 18 Uhr häufig stärker frequentiert wurden“, so Trefke. Der Beirat habe zwar die Öffnungszeiten am Dienstag und Donnerstag etwas verkürzt, aber insgesamt seien die Mitarbeiter zukünftig eine halbe Stunde mehr pro Woche für die Kunden da.

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