Ruhe für den letzten Gang: Christian Dodenhoff ist mit einer mobilen Geflügelschlachterei unterwegs

Er ist Vorreiter in seiner Branche: Fleischermeister Christian Dodenhoff aus Schleeßel ist mit seiner mobilen Geflügelschlachterei in der ganzen Region unterwegs. Das alles dafür, damit auch der letzte Weg des Federviehs mit so wenig Stress wie möglich verbunden sein soll.
Schleeßel – Immer mehr Verbrauchermärkte werben mit dem Tierwohl-Label auf der Verpackung der Fleischerzeugnisse. Neben einer artgerechten Haltung mit ausreichend Platz – bevorzugt sogar unter freiem Himmel – sollte aber der letzte Weg des Tieres nicht vergessen werden, denn oftmals ist die Fahrt zum Schlachthof für sie mit viel Stress verbunden.
Diesen Stress kennen die gefiederten Kunden von Christian Dodenhoff nicht, denn sie dürfen bis zum letzten Atemzug zu Hause bleiben und vertraute Stimmen hören. „Trotzdem kann das Fleisch der geschlachteten Tiere im Umkreis von 100 Kilometern rund um den Kirchturm verkauft werden, was bei reinen Hausschlachtungen nicht der Fall ist, denn dabei darf weder verkauft noch an Dritte weitergegeben werden“, hebt er hervor. Mit seiner mobilen Geflügelschlachterei ist der Fleischermeister Vorreiter in der Branche. „Seit vielen Jahren halten wir in Schleeßel selbst Hühner“, erzählt der 47-jährige Familienvater. Wenn die Schlachtung anstand, mussten die Tiere schon morgens um 6 Uhr nach Rotenburg gefahren werden und erst am späten Nachmittag konnte die Abholung des Fleisches erfolgen. Daraus entstand 2015 die Idee, den Spieß umzudrehen und mit einem Schlachtcontainer zu den Haltern zu fahren.
Weite Wege – bis nach Cottbus
Obwohl Christian Dodenhoff beim Veterinäramt in Rotenburg mit der Idee offene Türen einlief, floss bis zur Umsetzung noch reichlich Wasser die Wieste herunter. „Leider durfte man mir in Rotenburg nicht helfen, denn damit hätte sich das Amt angreifbar gemacht“, berichtet Dodenhoff im Hinblick auf den Schlachtmarkt, den sich nur wenige Anbieter aufteilen. 2018 lagen endlich alle erforderlichen Genehmigungen vor, so dass die mobile Geflügelschlachterei an den Start gehen konnte.
In der Anfangszeit musste allerdings oftmals mehr Zeit eingeplant werden. „Im ersten Jahr wurden wir rund 80 Mal kontrolliert, was jedes Mal eine Stunde dauerte“, erinnert sich Christian Dodenhoff. Das hat sich aber inzwischen gelegt. Ihm zur Seite steht auch bei der Arbeit Ehefrau Sabine, die in den ersten Jahren noch zusätzlich ihren Beruf als Verkäuferin ausübte. Obwohl inzwischen mehrere mobile Geflügelschlachtereien aktiv sind, können sich die Schleeßeler über einen Mangel an Aufträgen, die ab 100 Tieren angenommen werden, nicht beschweren. Damit überhaupt Zeit zur Erholung vorhanden ist, wird Sabine Dodenhoff aktiv. „Sie versucht einen Tag in der Woche für uns freizuhalten“, verrät Christian Dodenhoff schmunzelnd. Erholung gönnte sich das Ehepaar auch schon auf der Nordseeinsel Föhr. „Wir haben den Auftrag so geplant, dass wir noch Zeit auf der Insel genießen konnten“, so der Schlachtermeister. Und ergänzt: „Ganz witzig, dass uns scheinbar fast jeder dort kannte, denn wir haben öfters den Satz ‚Sie sind der Geflügelschlachter‘ gehört.“ Die weitesten Wege führten bisher nach Cottbus, wo für eine Behinderteneinrichtung Gänse und Enten geschlachtet wurden, und nach Nürnberg. Aber mittlerweile beschränkt sich der Radius des mobilen Geflügelschlachters auf 150 Kilometer rund um Schleeßel.
Wer Fleisch essen möchte, sollte es auch verarbeiten können.
In vielen Monaten ist an zwei Tagen der Woche auch Tochter Lisa an Bord, die beruflich als Einzelhandelskauffrau und mit der Vermietung von Toilettenanhänger unterwegs ist. „Am Anfang war es schon Überwindung, bei der Schlachtung zu helfen. Aber wer Fleisch essen möchte, sollte es auch verarbeiten können“, meint die 20-Jährige. Auch ihrer Mama kostete es in der ersten Zeit Überwindung. „Je öfter man es macht, desto besser geht es“, sagt Sabine Dodenhoff. Ihr Ehemann ergänzt stolz: „Und schneller auch.“ Außerdem erledigt sie alle im Büro anfallenden Arbeiten. Zusätzlich stehen der Familie Kräfte auf 520-Euro-Basis zur Verfügung.
Übrigens: Hektik sucht man bei den Schlachtterminen vergebens. „Wir hatten schon ein Fernsehteam zu Gast. Die waren doch etwas enttäuscht, dass nur etwas Gackern zu hören war, sonst aber alles ruhig zuging“, verrät Christian Dodenhoff.